Wenn ein Stummfilm zur Klangexplosion wird, dann ist Cameron Carpenter am Werk. Der exzentrische Orgel-Virtuose mit Rockstar-Attitüde kehrt ins Festspielhaus St. Pölten zurück – diesmal mit einem cineastischen Meilenstein: Friedrich Wilhelm Murnaus Nosferatu (1921).
Carpenter hat das Orgelspiel revolutioniert: Mit glitzernden Schuhen, technischer Brillanz und einer unkonventionellen Herangehensweise verbindet er Klassik mit Pop und Avantgarde. Schon mit elf Jahren spielte er Bachs Wohltemperiertes Klavier, später studierte er an der legendären Juilliard School in New York und landete mit seinem Album Revolutionaryeine Grammy-Nominierung. Sein Spezialgebiet? Live-Vertonungen großer Stummfilme – von Hongkong bis New York sorgen seine Ciné-Konzerte für Gänsehaut.
Nun nimmt er sich Nosferatu vor, jenen expressionistischen Horror-Klassiker, der Dracula erstmals in gespenstischen Schatten tauchte. Seit seiner Digitalisierung 2013 fasziniert der Film weiterhin mit seiner düsteren Ästhetik: Die Geschichte um Thomas Hutter und den unheimlichen Graf Orlok zieht auch heute noch in ihren Bann. Carpenter bringt Murnaus Schreckensvision mit atemberaubender Improvisation zum Klingen – eine sinfonische Gratwanderung zwischen Tradition und moderner Virtuosität.