Immer mehr Menschen setzen auf einen nachhaltigen Garten. Sie gestalten ihre Grünoase so, dass sie damit auch die Natur unterstützen. Ein perfekt gestutzter englischer Rasen hat da keinen Platz. Denn ökologische Hobbygärtner setzen auf Diversität im Beet und heimische Arten in der Wiese.
Eine Mischkultur im Gemüsebeet ist ein erster wichtiger Schritt für einen nachhaltigen Garten. Dabei pflanzt man verschiedene Gemüsesorten nebeneinander, die sich gegenseitig ergänzen. Das verbessert die Bodenbeschaffenheit und beugt Bodenmüdigkeit wie auch Schädlingsbefall vor. Krankheiten können sich schwerer ausbreiten oder sogar gestoppt werden. Auch lästiges Unkraut hat keinen Meter. Die Gemüsepflanzen selbst sind mit ausreichend Licht, Wasser und Nährstoffen versorgt.
So setzt man zum Beispiel Tief- und Flachwurzler nebeneinander, da diese sich kaum in die Quere kommen. Außerdem pflanzt man nach der Fruchtfolge abwechselnd Stark-, Mittel- und Schwachzehrer. Was das heißt? Jede Pflanze hat unterschiedliche Bedürfnisse. Manche brauchen mehr Nährstoffe als andere und laugen den Boden umso mehr aus. Als Faustregel gilt: Niemals Pflanzen aus derselben Familie an derselben Stelle anbauen. Auf Starkzehrer wie Paprika folgen im nächsten Jahr Mittelzehrer wie Rettich und im Jahr darauf Schwachzehrer, beispielsweise Jungzwiebel. Durch einen Wechsel bekommt jeder Grünspross, was er braucht, und man beugt „müden Böden“ vor.
Damit es im Gemüsebeet keinen Kampf ums Sonnenlicht gibt, sollte man die Wuchsgeschwindigkeit berücksichtigen. Beispielsweise wachsen Tomatenpflanzen viel schneller als Salatpflanzen. Deshalb wäre es zum Beispiel besser, Tomaten neben Pfefferminze zu setzen. Auch wegen des Bodens: Denn Feldsalat ist bei einer Mischkultur ein guter Nachbar für Erbsen, Kartoffeln und Blumenkohl. Salat ist aber nicht gleich Salat: Pflücksalat wächst lieber neben Auberginen, Bohnen und Fenchel. Eine genaue Übersicht, wer mit wem kann und soll, finden Neugierige in diversen Mischkulturtabellen.
„Back to the roots“ heißt es bei der Auswahl der Arten im nachhaltigen Garten. Zuchtpflanzen sind meistens anfälliger für Krankheiten und stark pflegeintensiv, da sie sich nicht in ihrem natürlichen Lebensraum befinden. Heimische Bäume sind zum Beispiel Hainbuche, Wildapfel und Edelkastanie. Zu den Sträuchern aus der Region gehören Haselnuss, Kornelkirsche (in Österreich nennt man das Wildobst auch Dirndl), rote Ribisel und Himbeere. Goldhaar-Aster, Wermut und Reitgras zählen zu den mehrjährigen Staudenpflanzen, die in Österreich beheimatet sind. Die alteingesessenen Arten sind widerstandsfähiger und locken Nützlinge an. Wer nicht auf ein Blütenmeer verzichten will, kann bei Rosen auf Wildarten setzen, beispielsweise die Bibernellrose. Auch Klatschmohn sorgt für Blütenpracht im nachhaltigen Garten.
Aber nicht nur an der Oberfläche, auch unterirdisch in den Erdschichten und an den Pflanzenwurzeln sollte man auf Nachhaltigkeit achten. Denn egal, ob im englischen Cottage-Gärtchen oder im wildromantischen Paradies um das eigene Haus: Alle Gewächse sollte der umweltbewusste Pflanzenkundige in möglichst torffreier Erde einsetzen. Natürlich muss man ab und an Blumenerde kaufen. Vor allem, wenn es im Frühling ans Umsetzen geht. Dennoch sollte man dabei darauf achten, Erde zu verwenden, die keinen Torf enthält. Denn der Torf-Abbau in Hochmooren stört das Ökosystem und setzt große Mengen CO2 frei.
Damit die Erde locker bleibt und sich die grünen Gartenbewohner wohlfühlen, ist Gießen wichtig. Eine aufgestellte Regentonne oder eine Zisterne sind die umweltfreundlichen Alternativen zum Gartenschlauch. Zwar ist ein Rasensprenger schnell aufgedreht und zeitsparend, allerdings vergeudet man auch viel Wasser. Mit Regenwasser schont man das Grundwasser und die eigene Wasserrechnung. Als Kompost eignen sich Laub, Grünschnitt und Küchenabfälle. So reichert der nachhaltige Gärtner den Boden auf natürliche Weise mit Nährstoffen an und die grünen Lieblinge können nur so sprießen.
Jeder Gärtner kennt das Szenario: Immer wieder wachsen an den ungünstigsten Stellen kleine, lästige, aber vor allem hartnäckige Stängel von Unkraut. Darauf folgt eine Kampfansage. Dennoch sollte der umweltfreundliche Gärtner Pestizide tunlichst vermeiden. Gespritzt wird – wenn überhaupt – natürlich. Das funktioniert? Aber ja: Mit Rapsöl erklärt man Spinnmilben sowie Blatt-, Schmier- und Schildläusen den Krieg. Geschützt sind damit Beerensträucher, aber auch Kernobstbäume wie Apfel und Birne sowie Steinobstbäume wie Pflaume oder Kirsche. Ist der Befall nicht sehr stark ausgeprägt, kann man zudem auf Rainfarn- oder Wermuttee oder aber auf einen Sud aus Brennnesseln oder Schachtelhalm zurückgreifen. Da heißt es: Abwarten und Tee spritzen!
Einmal in die Backschublade gegriffen, findet man auch ein Mittel gegen Blutläuse: Natron lässt die lästigen Tierchen verschwinden. Das wusste schon Oma. Will man auch andere Schädlinge bekämpfen, einfach etwas reinen Alkohol dazumischen. Unkraut vernichtet man am besten mit ungesalzenem Kartoffelwasser. Verstärkt werden kann die Wirkung des Zauber-Hausmittels mit der Zugabe einer weiteren Geheimzutat: Schmierseife. Aber Achtung, bitte nur dort, wo nicht noch andere Pflanzen wachsen. Daher nur auf Pflastersteinen oder Ähnlichem verwenden. Vorbeugen kann man Unkraut in der Wiese mit essbaren Bodenbedeckern wie der Wald-Erdbeere oder der Wald-Heidelbeere. Das Plus dabei: Man kann im Sommer immer wieder von den süßen Früchten naschen.
Aber genug von Schädlingen, beschäftigen wir uns mit Nützlingen: Um Insekten anzulocken, kann eine Wildblumenwiese gestreut werden. Diese lieben Schmetterlinge und Bienen. Hornkraut und Ähriges Tausendblatt für den Gartenteich locken Libellen an. Bastler aufgepasst: Ein Insektenhotel ist schnell selbst gemacht und bringt zusätzliche Helfer in den nachhaltigen Garten. Hecken sollte man im Sommer nicht schneiden, da es sich dabei um natürliche Nistplätze für Singvögel handelt. Auch ein selbstgebasteltes Vogelhaus bringt Amsel, Spatz und Specht in den Garten oder ans Küchenfenster. Die meisten kommen jedes Jahr wieder, da sie standorttreu sind. Spatzen zum Beispiel bewegen sich in einem Radius von fünf Kilometern, während Spechte in ihrem Revier sogar überwintern. Ganz im Stil des Upcyclings kann auch ein Vogelhäuschen aus einem alten Milchkarton oder einem alten Blumentopf gebastelt werden.
Upcycling verschönert mittlerweile viele Gärten. So entsteht aus einer Holzkiste ein rustikaler Balkontisch oder aus einer alten Teekanne ein süßer Blumentopf. Umweltschonend ist auch der Trend, auf natürliche Hölzer bei den Gartenmöbeln zurückzugreifen. Im Gegensatz zu Plastikmöbeln, die zwar langlebig sind, belasten sie die Natur nicht. Vor allem, wenn es sich um heimisches Holz handelt, das keine langen Transportwege zurücklegen musste. Damit die Holzmöbel lange halten, sollte man sie am Beginn und am Ende der Saison mit Naturseifenlauge reinigen. Ein Anstrich mit Öl imprägniert die Gartenmöbel und schützt zudem vor einem grauen Schleier. Auch ein Hochbeet sollte im Idealfall aus Holz und nicht aus Plastik gebaut werden. Paletten sind ein guter Unterbau dafür.