Story

Irlands wilde Vergangenheit: Wikinger auf der grünen Insel

In alten Städten hautnah Wikingerkultur erleben, sanfte Landschaften per Rad entdecken und als Draufgabe eine beeindruckende Küste mit dem vielleicht schönsten Leuchtturm Europas bewundern: Irland bietet im Südosten alles, was die grüne Insel ausmacht.
Drei verkleidete Guides vor einem Lagerfeuer
Im Irish National Heritage Park lebt die Wikingervergangenheit Irlands in Form eines Erlebnisdorfes auf. © Tourism Ireland

Im Südosten Irlands, kaum zwei Stunden von Dublin entfernt, stößt man unweigerlich auf die Spuren des historischen Wikingerlands. Wo sich heute die Woodstown Viking Site als geschichtsträchtige Nationalstätte nahe Waterford befindet, kamen die rauen Gesellen vor 1.100 Jahren als Kämpfer auf die grüne Insel. Dabei wussten sie genau, wo es sich gut leben lässt. Die beiden Countys Waterford und Wexford gelten seither als die Wiege der Wikingerkultur in Irland. 

Ausflug in die Geschichte 

Fans von Wickie & Co zieht es ins „Viking Triangle“ in Waterford. Dahinter verbirgt sich das historische, dreiecksförmige Stadtzentrum, wo sich sehr lebendig gestaltete Museen und Attraktionen inmitten enger Gassen aneinanderreihen. Im 800 Jahre alten Reginald’s Tower ist hinter dicken Steinmauern eine informative Wikingerausstellung zu bewundern, und im King of the Vikings erwachen die Gründer der Stadt bei einem aufregend echten Virtual-Reality-Erlebnis zu neuem Leben. Mit interaktiven Elementen fesselt die Schau große wie kleine Wikingerfans.

Dass die Iren ihre Geschichte lebensnah gestalten können, beweist auch der Irish National Heritage Park im benachbarten Wexford. Hier wartet der wikingisch kostümierte Führer bereits am Eingang und geleitet uns durch ein riesiges Naturgelände mit Mooren, Flüssen und Wäldern zu den 16 Stationen der 9.000-jährigen irischen Vergangenheit. Vom Nachbau steinzeitlicher Hütten über die ersten christlichen Wehrklöster bis hin zur Landnahme durch Wikinger und Normannen samt toller Greifvogelschau am Ende des Parks erleben wir Geschichte zum Angreifen. 

Dunbrody Famine Ship 

Ein Abstecher in eine der härtesten Perioden in der Vergangenheit Irlands wartet in New Ross mit dem Dunbrody Famine Ship auf uns. Warum die Iren so zahlreich ausgewandert sind, zeigt diese Attraktion anhand einer packenden Ausstellung und eines nach historischen Vorlagen original nachgebauten Schiffs. Mitte des 19. Jahrhunderts herrschte in Irland nämlich eine große Hungersnot. Zusammen mit der Unterdrückung durch England trieb diese Millionen von verzweifelten Iren in die Flucht. Amerika versprach Hoffnung und einen Neubeginn ohne Hunger und frei von Knechtschaft. 

Von der Zoll- und Quarantänestation bis hin zum Leben an Bord des Schiffs mit seinen engen Kojen und der elenden Verpflegung wird hier die Zeit der großen Emigration hautnah und eindrucksvoll vermittelt. Historisch kostümierte Darsteller machen die damaligen Lebensumstände und die Emotionen der Auswanderer an Bord realistisch fühlbar. Unter den damaligen Emigranten waren übrigens auch die Kennedys, deren ehemaliges Haus nahe Wexford heute ein Museum ist. Am Kai vor dem Schiff brennt bis heute das von den Nachfahren des ehemaligen US-Präsidenten entzündete Emigrationsfeuer zur Würdigung der ehemaligen Auswanderer. 

Radweg Waterford Greenway 

Nach so viel Geschichte ist es an der Zeit, die grüne Seite dieses Teils von Irland zu erleben. Und die beginnt direkt hinter dem Stadtzentrum von Waterford am Radweg. Ein träge dahinfließender Fluss, an dem Kraniche im Schilf auf Nahrung lauern. Nur ab und zu hoppelt ein Kaninchen am Ufer inmitten der Ruhe der Auwälder. Und ein vorerst im dichten Grün versteckter Angler fragt dann freundlich im breiten irischen Dialekt nach dem Befinden. Immer wieder kommt man an kleinen, putzigen Dörfern vorbei, in denen Pubs auf durstige Gäste warten.

Eine Idylle, wie sie typisch für den neu angelegten Waterford Greenway Radweg ist. Er erstreckt sich über 46 Ki­lometer vom gemütlichen Kleinstädtchen Waterford bis nach Dungarvan an der spektakulären Copper Coast. Entlang der ehemaligen alten Eisenbahnstrecke von 1878 naturnah ausgebaut, bietet er fast steigungsloses Radvergnügen für alle Altersgruppen mit ständig wechselnden Attraktionen entlang der Route. 

Da der Fluss Suir mit seinen Vögeln, dort ein Bauernhof, wo sich Schafe und Rinder zufrieden am saftig grünen Gras der Weiden laben. Wer technisch interessiert ist, sollte ordentlich in die Pedale treten, um insgesamt elf Brücken und drei historische Viadukte zu bezwingen. Außerdem bieten ehemalige alte Bahnhöfe, eine schnaufende Schmalspurbahn, alte Wollspinnereien und Burgen und Schlösser an der Strecke immer wieder spannende Plätze zum Entdecken. Am Ende des Greenway wird das Meer sichtbar. Die Copper Coast gilt mit ihren Sandstränden und Steilklippen zu Recht als eine der schönsten Küsten Irlands und wurde wegen ihrer außergewöhnlichen Natur sogar als UNESCO Welterbe und aktuell als einer der 100 schönsten Geheimtipps der Welt ausgezeichnet.

Hook Lighthouse 

Im Südosten Irlands lässt sich auch eine der schönsten Küstenlandschaften der grünen Insel erleben. Dafür braucht es nur eine kurze Fahrt auf die Hook-Halbinsel, wo ein besonderer Leuchtturm thront. Vor 800 Jahren errichtet, ist er einer der ältesten noch betriebenen seiner Art auf der Welt und obendrein einer der schönsten. Am Spitz der Hook-Halbinsel und umtost vom wilden Atlantik weist er, schon von Weitem sichtbar, seit Jahrhunderten den Schiffen den Weg, um sicher die gefährlichen Klippen zu umfahren. Lange Zeit von Mönchen betrieben, ist die Technik zwar moderner geworden, doch die Atmosphäre dieses Bauwerks ist noch immer beeindruckend. 

Mit dem Guide geht es zunächst mit eingezogenem Kopf 115 Stufen steil nach oben in 16 Meter Höhe. Dort angekommen, breitet sich ein unfassbar schönes Panorama auf den wilden Atlantik und eine endlos scheinende unberührte Küste mit saftig grünen Wiesen, steilen Klippen und verstreuten Bauernhöfen gleich dahinter aus. Vom Leuchtturm aus führen verschiedene Pfade entlang der Küste durch diese typisch irische Landschaft. Wäre da nicht der gebuchte Rückflugtermin, wir würden noch länger bleiben … 

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