Die Lebenserwartung steigt, die Erwerbsbiografien werden vielfältiger und viele Menschen fragen sich: Reicht meine Pension später wirklich aus? Andere Vorsorgemöglichkeiten rücken damit für viele immer stärker in den Fokus. Doch welches Modell passt zu wem und worauf sollte man achten?
Das österreichische Pensionssystem beruht auf drei Säulen: der staatlichen, der betrieblichen und der privaten Altersvorsorge. Die staatliche Pension bildet dabei die Basis, also eine Grundsicherung fürs Alter. Die zweite Säule, die betriebliche Vorsorge, bringt zusätzliches Einkommen durch Modelle wie Pensionskassen oder Abfertigungsvereinbarungen. Immer mehr in den Fokus rückt jedoch die dritte Säule: die private Vorsorge. Aber warum ist das so?
Ein System unter Druck
Das Herzstück des österreichischen Pensionssystems ist der Generationenvertrag: Wer heute arbeitet, zahlt in das System ein und finanziert damit die Pension jener, die nicht mehr arbeiten. Was jahrzehntelang funktionierte, scheint zunehmend unter Druck zu geraten und lässt sich schwer prognostizieren. Die Ursachen dafür sind demografischer Natur: Die Menschen leben länger, gleichzeitig sinken die Geburtenraten. Immer weniger Erwerbstätige tragen die Kosten für immer mehr Pensionisten.
Die Folge: Das System wird teurer und damit auch fragiler. Christoph Badelt, Präsident des Fiskalrats, spricht sogar von einer „demografischen Bombe“. Ohne Reformen würden nicht nur steigende Staatsausgaben, sondern auch langfristige Finanzierungsprobleme drohen.
Ein weiteres Problem: Insbesondere Frauen mit Teilzeitjobs, Betreuungspflichten oder unterbrochenen Erwerbsbiografien sind häufiger von Altersarmut bedroht. Die staatliche Pension allein reicht für sie oft nicht aus. Private Vorsorge wird also für viele zur Notwendigkeit.
Die Klassiker für eine private Altersvorsorge
Das Angebot an privaten Vorsorgemodellen ist groß und nicht immer leicht zu durchschauen. Umso wichtiger ist, die Varianten zu kennen, ihre Funktionsweise zu verstehen und jene auszuwählen, die zur eigenen Lebenslage passt. Ein Überblick über die gängigsten Varianten:
Klassische Lebensversicherung: Diese Form der Versicherung verbindet Risikoschutz und Vermögensaufbau. Im Todesfall wird eine vereinbarte Summe an die Hinterbliebenen ausbezahlt, bei Erleben der vertraglich vereinbarten Laufzeit erhält die versicherte Person das angesparte Kapital. Die Beiträge können regelmäßig oder einmalig eingezahlt werden. Der garantierte Zinssatz ist meist niedrig, die Sicherheit dafür hoch.
Private Rentenversicherung: Hier steht die regelmäßige Auszahlung im Ruhestand im Vordergrund. Nach einer Ansparphase erhält die versicherte Person eine lebenslange Zusatzpension. Die Auszahlungen sind in der Regel planbar und bieten ein gewisses Maß an Sicherheit. Die Ertragschancen sind abhängig von der Vertragsform und meist begrenzt. Sinnvoll vor allem bei frühzeitigem Abschluss und langer Laufzeit.
Fondsgebundene Lebensversicherung: Bei dieser Variante werden die Beiträge in Investmentfonds oder ETFs investiert. Die Wertentwicklung hängt somit direkt von der Kapitalmarktsituation ab. Das Modell kombiniert langfristigen Vermögensaufbau mit Risikoschutz. Es besteht keine Garantie auf eine bestimmte Auszahlungshöhe, dafür sind bei günstiger Marktentwicklung höhere Erträge möglich. Geeignet für Personen mit langfristigem Anlagehorizont und einer gewissen Risikobereitschaft.
Betriebliche Vorsorgelösungen: Neben der klassischen Vorsorgekasse gibt es Modelle, bei denen Arbeitnehmer zusätzlich über ihren Arbeitgeber privat vorsorgen können. Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) ist eine ergänzende Pensionsform, die von Arbeitgebern angeboten wird und dabei hilft, die sogenannte Pensionslücke zu schließen – also die Differenz zwischen dem letzten Gehalt und der staatlichen Pension. Sie funktioniert meist über Gehaltsumwandlung oder arbeitgeberfinanzierte Beiträge, ist steuerlich begünstigt und kann – rechtzeitig begonnen – eine solide Zusatzpension aufbauen. Trotzdem wird sie in Österreich noch zu wenig genutzt.
Aus eigener Hand vorsorgen
Einzelaktien und Fonds: Direkte Investitionen in Wertpapiere können hohe Renditechancen bieten, erfordern jedoch fundiertes Wissen über den Kapitalmarkt. Einzelaktien bergen höhere Risiken, da sie stark von der Entwicklung einzelner Unternehmen abhängen. Fonds – besonders breit gestreute ETFs – verteilen das Risiko auf viele Titel und gelten als einsteigerfreundlicher. Wichtig bei beiden Formen: ein langer Anlagehorizont und die Bereitschaft, Kursschwankungen auszuhalten.
Sachwerte: Sachwerte wie Gold, Immobilien, Rohstoffe, Edelmetalle oder Kunst gelten als vergleichsweise sichere und inflationsstabile Wertanlage. Immobilien können sowohl zur Eigennutzung als auch zur Vermietung dienen. Edelmetalle und Gold sind traditionell beliebte Wertspeicher, ebenso wie ausgewählte Kunst- oder Sammlerstücke. Der Nachteil: Viele Sachwerte sind illiquide, schwer bewertbar und nicht jederzeit ohne Wertverluste veräußerbar. Sie eignen sich daher vor allem als langfristige Ergänzung innerhalb einer diversifizierten Vorsorgestrategie.
Das sagt der AK-Experte
Zahlreiche Versicherungsprodukte vereinen heutzutage mehrere Elemente: fondsgebundene Lebensversicherungen mit Risikoschutz, Rentenversicherungen mit Kapitaloption oder hybride Modelle mit Garantien und Wachstumspotenzial. Statt auf ein einzelnes Modell zu setzen, kann eine durchdachte Kombination sinnvoll sein – je nach Lebensphase, Zielen und finanziellen Möglichkeiten.
„Jedes angesparte Kapital kann Pensionsvorsorge sein“, betont auch Christian Prantner, Teamleiter Finanzdienstleistungen bei der Arbeiterkammer Wien und Vorsorgeexperte. „Bei den Veranlagungsprodukten spielen nicht nur Kriterien wie Risikoprofil und Ertragsaussichten eine Rolle, sondern auch die Flexibilität – also die Möglichkeit, periodische Beiträge abzuändern, stillzulegen oder die Veranlagung vorzeitig zu kündigen. Achten Sie daher auf die Modalitäten von Vertragsänderungen bis hin zur Kündbarkeit.“
„Private Altersvorsorge ist kein Sprint, sondern ein strategischer Dauerlauf. Wer sich vorschnell bindet – etwa an eine langfristige Lebensversicherung – kann später teuer dafür zahlen. Erstellen Sie einen Haushaltsplan, denken Sie an mögliche Notfälle und lassen Sie sich nicht von Steueranreizen oder Förderversprechen blenden. Diese können sich ändern – Ihre Altersvorsorge soll aber bleiben. Und: Auch kleinere Beträge, regelmäßig angespart, machen langfristig einen Unterschied. Es geht nicht darum, die perfekte Lösung zu finden, sondern die passende.“
Christian Prantner, Teamleiter Finanzdienstleistungen bei der Arbeiterkammer Wien
Was kostet eine Versicherung?
Versicherungen bestehen meist aus drei Komponenten: dem Sparanteil (wird tatsächlich angelegt), der Risikoprämie (für den Todesfallschutz) und dem Kostenanteil (für Verwaltung, Abschluss, Vertrieb). Was am Ende bleibt, zeigt die effektive Gesamtverzinsung – also der reale Ertrag nach allen Abzügen.
Nicht alle Produkte halten, was sie versprechen: „Kapitalbildende Lebensversicherungen sind eine Option, aber Achtung – die Kosten können beträchtlich sein und die Erträge zur Gänze auffressen“, warnt Prantner. Auch bei Fonds sollte man einen kühlen Kopf bewahren: „Ein Börsencrash kann in wenigen Tagen mühsam erzielte Gewinne vernichten. Wer Fonds bespart, sollte einkalkulieren, bei Bedarf auch aussitzen zu können.“
Zusammengefasst: Tipps für die Altersvorsorge
Pensionsrechner nutzen: Diese helfen, die zu erwartende staatliche Pension abzuschätzen und mögliche Lücken zu erkennen.
Realistisch planen: Wenn hohe Gewinne versprochen werden, steckt meist auch ein hohes Risiko dahinter.
Nicht alles auf eine Karte setzen: Diversifikation, also das Streuen auf verschiedene Anlageformen, reduziert das Risiko.
Nur investieren, was man entbehren kann: „Nehmen Sie für Ihre Altersvorsorge keinen Kredit auf und überziehen Sie Ihr Konto nicht“, rät Prantner. Auch eine Geldreserve für unvorhergesehene Notlagen wie Krankheit oder Arbeitslosigkeit sei essenziell.
Verträge gut prüfen: Kündigungen können teuer sein, besonders in den ersten Jahren.
Langen Atem haben: Viele Vorsorgemodelle bringen erst nach Jahren nennenswerte Erträge.
Es gibt kein Richtig oder Falsch: Die beste Vorsorge ist am Ende individuell und abhängig von Einkommen, Lebensplanung und Risikobereitschaft.
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