Mit der Ausstellung „Gothic Modern – Munch, Beckmann, Kollwitz“ eröffnet die Albertina einen ungewöhnlichen Blick auf die Kunst der Moderne. Entgegen der gängigen Vorstellung, die Moderne sei ein radikaler Bruch mit der Vergangenheit, zeigt die Schau, wie stark sich Künstler*innen zwischen 1870 und 1920 von der Ästhetik des Spätmittelalters inspirieren ließen.
Werke von Edvard Munch, Käthe Kollwitz, Max Beckmann, Otto Dix oder Vincent van Gogh treten in einen spannenden Dialog mit den expressiven Arbeiten von Hans Holbein, Albrecht Dürer, Lucas Cranach und Hans Baldung Grien. Dabei wird deutlich: Es war gerade die emotionale Wucht, die Ernsthaftigkeit und die formale Strenge der spätmittelalterlichen Kunst, die viele moderne Künstler*innen anzog – und ihnen neue Wege eröffnete, um Themen wie Leid, Vergänglichkeit, Glaube und existenzielle Not zu verhandeln.
Die Ausstellung macht sichtbar, wie Vergangenheit zur Ressource für die Avantgarde wurde. Ein faszinierender Brückenschlag zwischen zwei Epochen, der tief ins Menschliche zielt – und beweist, dass echte Innovation oft aus der Auseinandersetzung mit der Geschichte entsteht.