„2024 war zweifelsohne ein schwieriges Jahr für die gesamte Bauwirtschaft und daher auch für den gemeinnützigen Wohnbau – österreichweit wie auch im Burgenland“, brachte es Alfred Kollar, Obmann der burgenländischen Landesgruppe, auf den Punkt. Mit 730 übergebenen Einheiten fiel die Zahl der Neubauten deutlich geringer aus als in den Vorjahren – ein Minus, das auch den bundesweiten Trend widerspiegelt: 14.400 neue Wohneinheiten bedeuten ein historisches Tief und einen Rückgang von 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Trotzdem bleibt das Burgenland laut Kollar österreichweit führend, was die Bautätigkeit pro Haushalt betrifft. Mit einem Anteil von 44 Prozent an Fertigstellungen durch gemeinnützige Träger setzt das Land ein deutliches Zeichen gegen die Wohnungsnot. Auch die Leerstandsrate sei mit nur 0,4 Prozent niedrig – vor allem im Vergleich zu Niederösterreich (3,1 %) und der Steiermark (4,2 %).
Die Prognose für 2025: 800 neue Einheiten sollen realisiert werden, 2026 will man wieder die 1.000er-Marke erreichen. Kollar zeigt sich zuversichtlich: „Wir sind optimistisch. Für uns ist das Glas halbvoll.“
Ein besonderes Anliegen der Bauträger: Verdichtung statt Zersiedelung. Die Revitalisierung bestehender Ortskerne sei nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch ökonomisch vernünftig. Projekte in Eisenstadt, Rust oder Neusiedl zeigen, wie das gelingen kann – doch sie sind mit erheblichen Mehrkosten verbunden.
„Straßen, Gehsteige, Wasseranschlüsse – all das ist vorhanden. Die Gemeinden brauchen keinen zusätzlichen Euro für Wohn- oder Geschäftsflächen“, erklärte Kollar. Allerdings würden derzeit alle Zusatzkosten für Ortskernprojekte von den Bauträgern allein getragen. „Wir wünschen uns schon, dass wir den erhöhten Aufwand ersetzt bekommen. Und eine Entsiegelungsförderung dafür, dass statt Asphalt schlussendlich Wiese und Grünraum entstehen.“
Gleichzeitig treiben die gemeinnützigen Bauträger die Dekarbonisierung des Gebäudebestands voran – mit dem Ziel der Klimaneutralität bis 2040. Sanierungen und der Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme stehen ganz oben auf der Agenda. Doch ohne zusätzliche Bundesmittel werde man dieses Pensum nicht bewältigen, betonten Bernd Gerdenitsch (Neue Eisenstädter) und Rainer Wallner (OSG), die das Burgenland im bundesweiten Dekarbonisierungsausschuss vertreten: „Ohne Unterstützung des Bundes werden wir das nötige Sanierungsvolumen nicht stemmen können.“
„2024 war wirtschaftlich das härteste Jahr seit der Pandemie“, stellte auch Landesinnungsmeister Bernhard Breser fest. Zwar gebe es erste positive Effekte durch gelockerte Kreditvergaben und sinkende Zinsen, doch der Druck auf die Branche bleibe hoch. „Wir hören oft: ,Bauen ist nicht mehr leistbar’ – aber das stimmt so nicht. Die Bauwirtschaft arbeitet mit minimalen Margen und unter großem Druck. Es braucht eine differenzierte Sichtweise und ehrliche Diskussion.“
Was fehlt, ist vor allem eines: Planungssicherheit. Seit Juni 2022 erhalten die vier großen gemeinnützigen Bauträger keine Neubauförderung mehr vom Land Burgenland. Eine Situation, die für Kollar nicht länger tragbar ist: „Wir hoffen sehr, dass die neue Landesregierung hier eine konstruktive Lösung mit uns erarbeitet. Wir möchten gerne an den Gesprächen teilnehmen und haben auch schon einen Termin avisiert.“ Jetzt gelte es, Worten auch konkrete Taten folgen zu lassen.