Rund 100 Gäste, darunter Experten aus Österreich und der Slowakei, diskutierten beim Cross-border-Event in Eisenstadt über aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze für historische Gärten im Klimawandel. „Wenngleich historische Parks einzigartige Gartenkunstwerke sind, sehen sich die Verantwortlichen mit denselben Themen konfrontiert. Daher ist fachlicher Austausch quer durch die Disziplinen und über Ländergrenzen hinweg das Gebot der Stunde“, betonte Klaus Szep, Leiter Esterhazy Immobilien.
Klimawandel messbar und spürbar
Dass die Auswirkungen längst Realität sind, belegt Meteorologe Thomas Krennert von GeoSphere Austria: „2024 betrug die Abweichung der globalen Mitteltemperatur bereits mehr als 1,5 °C im Vergleich zum langjährigen Schnitt. Diese Entwicklung hat weitreichende Folgen – von extremen Wetterereignissen bis zu spürbaren Veränderungen in Vegetation und Landschaft.“
Die Erhebung genauer Klimadaten sei eine zentrale Grundlage, um Strategien für Anpassung und Schutz zu entwickeln. So wurde bei einem Rundgang durch den Schlosspark in Eisenstadt die Notwendigkeit der Anpassung deutlich. Man versucht, neue Pflanzen zu setzen, die mit dem veränderten Klima zurechtkommen. Dazu gehören beispielsweise Oliven- und Granatapfelbäume. Grundsatz dabei: Learning by doing. Denn die Praxis schlägt dort allemal die Theorie. Was im Lehrbuch steht, funktioniert nicht immer. Ein Beispiel dafür ist der japanische Schnurbaum, der bei diesem Klima gar nicht gedeihen dürfte, aber im Park in voller Pracht steht.

Zwischen Geschichte und Zukunft
Apropos Buch: Alte Pläne und Gartenbücher sind dennoch wichtig. Sie zeigen, wie sich der Garten im Laufe der Zeit verändert hat und legen auf eindrucksvolle Weise dar, dass die Fürsten dieses Juwel bereits seit dem 17. Jahrhundert hegten und pflegten. „Gärten sind Spiegel ihrer Zeit – Ausdruck von Kultur, Mode und den Visionen ihrer Schöpfer“, erklärte Margit Kopp, Kunsthistorikerin der Privatstiftung Esterhazy. „Heute stehen wir vor der Aufgabe, diese Gärten zu bewahren und gleichzeitig an neue Bedingungen anzupassen.“
Das bedeutet, dass der Garten als Kunst verstanden wird und dementsprechende Elemente wie Skulpturen und Stauplateaus als Sinnspiel für Augen und Ohren eingebaut werden. Die Erneuerung des historischen Wasserkreislaufs durch eine moderne Pump-Druck-Leitung ist dabei essenziell. Farblich sind Teppichbeete ein saisonaler Bestandteil des Gartens als Kunst. Aber auch Brücken, die symbolisch die Zeiten verbinden, finden sich im Garten und werden nächstes Jahr für Besucher geöffnet.
Ein gemeinsamer Blick nach vorn
Geplant wird dabei nicht nur kurz-, sondern auch langfristig. Baumexpertin Helga Zodl ergänzte: „Wenn wir die Prinzipien der historischen Gartengestaltung beibehalten und zugleich mit Weitblick handeln, werden diese Anlagen auch die nächsten hundert Jahre überstehen. Die Bäume, die wir heute pflanzen, werden erst unsere Kinder und Enkel in voller Pracht erleben.“
Dabei lässt man genug Raum für die Tierwelt. Denn viele alte Bäume, die langsam morsch werden, werden von ihr als Habitat genutzt. Da die Natur rundherum ausgehungert ist, suchen sie dort Schutz. Weil der Park auch als Veranstaltungsfläche für Events wie „Lovely Days“ dient, ist es oft ein Spagat zwischen Unterhaltung und Nutzen, den die Gärtner bei der Bepflanzung machen müssen.
Konkrete Maßnahmen im Schlosspark Eisenstadt
Das bestätigt einmal mehr wie wichtig das EU-Projekt „ParksFit4Future“ ist. Denn es hilft dabei, den Erhalt von Kulturgütern zu sichern. Projektpartner sind auf österreichischer Seite die Schlosspark Eisenstadt Erhaltungs GmbH und die Österreichischen Bundesgärten mit dem Schlosspark Schönbrunn. Die slowakischen Partner – die Anlagen in Stupava und Modra – werden vom Bratislavský samosprávny kraj vertreten.
Es ist nicht nur eine Plattform für Austausch, die Experten aus Österreich und der Slowakei einander näher bringt, sondern zeigt auch greifbare Ergebnisse. In Zusammenarbeit mit der FH Burgenland soll künftig eine School for Traditional Gardening entstehen – ein Ausbildungszentrum, das historisches Gartenwissen mit klimarelevantem Know-how verbindet.