schauvorbei.at: Tourismus ist eine der wichtigsten Säulen der Wiener Wirtschaft. Der Städtetourismus sorgt für Milliarden an Wertschöpfung und tausende Arbeitsplätze. Wie profitieren die Wiener davon im Alltag?
Michael Ludwig: Der Tourismus ist in Wien zu einem zentralen Wirtschaftsfaktor geworden: Alle Wienerinnen und Wiener profitieren von mehr Arbeitsplätzen, Wertschöpfung und Standortstärkung. In Zahlen gegossen sind das alleine 5,6 Milliarden Euro an jährlicher Wertschöpfung und über 100.000 sichere Jobs. Das trägt ganz wesentlich dazu bei, dass Wien auch in schwierigen Zeiten wirtschaftlich erfolgreich bleibt. Wir achten aber auch darauf, dass Belastungen wie Lärm oder Überfüllung so begrenzt wie möglich bleiben. Der Tourismus in Wien belebt die Wirtschaft und sorgt für zusätzliche Einnahmen. Damit profitieren alle Wienerinnen und Wiener davon.
schauvorbei.at: Wien ist auch internationaler Einkaufs- und Kongressmagnet. Wie wichtig sind internationale Gäste und Veranstaltungen für die heimischen Betriebe und Jobs?
Michael Ludwig: 2024 fanden in Wien 6.600 Kongresse und Firmentagungen statt. Das generierte eine Wertschöpfung von 1,32 Milliarden Euro – ein historischer Höchstwert. Außerdem sicheren diese Veranstaltungen 23.500 ganzjährige Arbeitsplätze weit über den Tourismussektor hinaus. Daran sieht man, wie sehr Wien davon profitiert, dass Gäste aus aller Welt unsere Stadt erleben wollen.
schauvorbei.at: Fast die Hälfte der Wiener Bevölkerung bewertet die Auswirkungen des Tourismus positiv. Was tut die Stadt, damit Tourismus und Lebensqualität weiterhin im Gleichgewicht bleiben?
Michael Ludwig: Wir überlassen nichts dem Zufall. Wien setzt nicht auf Massentourismus, sondern gezielte Steuerung, Qualität, Nachhaltigkeit und den Schutz öffentlicher Räume. Wir haben uns nämlich früh dazu entschieden, Tourismus ganzheitlich zu denken – in Verbindung mit Verkehrsplanung, Wohnraum, Kultur und Umweltschutz. Die neue Tourismusstrategie zielt darauf ab, dass Wiens Stärken optimal genutzt werden und dass die Bedürfnisse von Einheimischen und Gästen ausgewogen bleiben.
schauvorbei.at: Wien setzt auf Qualität und Nachhaltigkeit statt auf Massentourismus. Wie zeigt sich dieser Ansatz konkret im Stadtbild?
Michael Ludwig: Qualität schlägt Quantität. Das zeigt sich etwa beim Kulturangebot, wo wir in Wien ganz bewusst nicht auf Blockbuster-Ausstellungen setzen, sondern auf das Ungewöhnliche und Besondere. Die Besucherströme werden intelligent gelenkt. Und mit noch mehr Kulturangeboten in den Bezirken werden Touristinnen und Touristen Wien künftig abseits ausgetretener Pfade erkunden.
schauvorbei.at: 2026 steht Wien mit dem Eurovision Song Contest wieder im Rampenlicht. Welche Chancen bringt das für die Stadt und ihre Bewohner?
Michael Ludwig: Der Eurovision Song Contest ist das weltweit größte Musikevent. Wir sind sehr stolz, dass der ESC nach 1967 und 2015 wieder in Wien ausgetragen wird. Für Wien bietet das eine Riesenchance, sich einem TV-Publikum von 170 Millionen Menschen als weltoffene Metropole zu präsentieren. Der ESC spiegelt Offenheit, Toleranz und Kreativität wider – alles Werte, mit denen sich auch Wien identifiziert. Von daher ist unsere Stadt die ideale Bühne für dieses Event der Extraklasse.
schauvorbei.at: 2015 hat der Song Contest enorme wirtschaftliche Impulse gebracht. Wie soll diesmal sichergestellt werden, dass auch die Wiener direkt profitieren?
Michael Ludwig: Der gesamte wirtschaftliche Impuls der Veranstaltung für Wien wird auf 57 Millionen Euro geschätzt. Das wird vielen Wiener Unternehmen Auftrieb geben und die Nachfrage im Gastgewerbe und Tourismus erhöhen. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist das ein kräftiger Impuls. Und viele neue Gäste, die Wien im Zuge des ESC entdecken, werden in Zukunft wiederkommen.
schauvorbei.at: Das Motto lautet „sparsam, aber spektakulär“. Wie lässt sich dieser Anspruch mit der Verantwortung gegenüber den Steuerzahler verbinden?
Michael Ludwig: Natürlich kostet der ESC Geld. Aber da ist jeder Cent gut investiert. So ein Mega-Event kommt nicht alle Tage und auch nicht die Möglichkeit, sich auf einer globalen Bühne zu präsentieren. Das alles löst über die vielen Nächtigungen und die Wertschöpfung im Zuge des Events viel nachhaltigen Werbewert aus. Insofern profitiert die Stadt und ihre Bewohnerinnen und Bewohner viel mehr als sie investieren.
schauvorbei.at: Geplant sind viele kostenfreie Side-Events und ein großes Eurovision Village am Rathausplatz. Wie kann die Bevölkerung dieses Fest aktiv miterleben?
Michael Ludwig: Da sind wir mitten in den Planungen und Vorbereitungen. Von daher kann ich noch keine Details nennen. Es wird ein umfassendes Rahmenprogramms geben, von dem die Opening Ceremony im Rathaus, der Euro Club im Rathaus und das Eurovision Village am Rathausplatz bereits fix sind. Wien wird sich von seiner besten und schönsten Seite zeigen.
schauvorbei.at: Wenn Sie an den Mai 2026 denken – was soll für Wien und seine Menschen langfristig vom Ereignis ESC bleiben?
Michael Ludwig: Dass Wien eine weltoffene Metropole ist, wo alle gleichermaßen zusammenkommen und miteinander feiern. Das ist in Zeiten, wo Spannungen und Konflikte zunehmen, ein mächtiges Signal. Außerdem ist Wien ja bisher vor allem als klassische Musik- und Kulturmetropole bekannt. Der Song Contest setzt hier moderne Akzente, gerade beim jüngeren Publikum. Und langfristig gesehen wird auch die Marke Wien als Tourismusdestination weiter gestärkt werden und damit auch der wirtschaftliche Nutzen.
schauvorbei.at: Vielen Dank für das Gespräch.




