Story

Pointen statt Parolen: Christof Spörk über „Maximo Lieder“

Für sein neues Programm „Maximo Lieder“ hat Christof Spörk Musik, Witz und Weltbeobachtung zu einem pointierten Blick auf unsere Zeit verwoben. Ein Gespräch über Demokratie, die Renaissance „starker“ Männer und die Rückkehr zu musikalischen Wurzeln.
Christof Spörk ist Politikwissenschafter, Musiker und Kabarettist. Die Premiere seines neuen Soloprogramms „Maximo Lieder“ findet im Jänner 2026 statt. © Paul Vincent Schütz

schauvorbei.at: Dein neues Programm trägt den Titel „Maximo Lieder“. Warum dieser Bezug zu „Máximo Líder“ Fidel Castro – und warum gerade jetzt?
Christof Spörk: In erster Linie nahm ich mir diesmal vor, maximale, also bestmögliche satirische Lieder zu schreiben. Der historische „Maximo Líder“ steht hingegen eher als Chiffre für neue autoritäre Tendenzen in unserer Demokratie. Fidel Castro war ja eine Art Popstar unter den Diktatoren. Vor allem für die Linken. Und er hat – wie alle Diktatoren – sein Land zugrunde gerichtet.

schauvorbei.at: Was fasziniert und erschreckt dich an dem Phänomen, dass „starke Führer“ auch heute noch so viel Zuspruch erhalten?
Christof Spörk: Erschreckend finde ich, wie Menschen, die auf dem historischen Höchststand an Freiheit und Demokratie und Wohlstand leben, ernsthaft von der Idee fasziniert sein können, die „neuen“ starken Männer, Anführer und Diktatoren wären irgendwie besser als jene, die in der Geschichte der Menschheit völlig zu Recht bekämpft und vom Hof gejagt wurden. Putin, Orban, Trump und Co haben ja gar nicht wenige Sympathisanten in unserem Land. Die kleiden sich meist in das heuchlerische Gewand der „Erklärer“ und „Versteher“. Aber bitte: da gibt es für einen Demokraten nix zu verstehen! Diktaturen und dysfunktionale Demokratien führen immer zu Missachtung von Menschenrechten, zu Unterdrückung, zu ausufernder Korruption. Und in der Extremform leider allzu oft zu Krieg.

Allein die Gegenfrage, warum so viele Menschen aus aller Welt just in die EU fliehen beziehungsweise migrieren wollen und nicht nach Russland, China oder sonst wohin, zeigt ja, was wir in Europa haben: ein (bei allen Problemen) beeindruckendes politisches und wirtschaftliches Erfolgsmodell.

schauvorbei.at: Aber heißt es nicht immer, die EU sei in der Krise?
Christof Spörk: Europas Leistungen der Integration und Friedenssicherung in den vergangenen Jahrzehnten werden selbst in seriösen Medien gerne als „Schwäche“ dargestellt, wenn sie doch das gerade Gegenteil davon sind: nämlich ein historisch einzigartiges, erfolgreiches, wenn auch, ja natürlich, nie ganz perfektes, neues friedliches Modell des Zusammenlebens.

schauvorbei.at: Liegt der Schwerpunkt deines neuen Programms, wie der zweideutige Titel ebenfalls erahnen lässt, wieder ganz auf der Musik? Im vergangenen Programm „Eiertanz“ waren ja viele gesprochene Sketches dabei.
Christof Spörk: Gut erkannt. „Maximo Lieder“ wird sicherlich mein musikalischstes Programm. Wenn man so will, kehre ich zu meinen Wurzeln zurück. Mein erstes Programm als Solist hieß ja „Lieder der Berge“.

schauvorbei.at: Welche Musikstile und -instrumente begegnen uns diesmal auf der Bühne?
Christof Spörk: Diesmal kommt alles auf die Bühne, was ich halbwegs beherrsche. Also e-Piano, Steirische Harmonika und (endlich wieder) meine geliebte Klarinette. Einmal sogar vierfach … Musikalisch bin wie immer zwischen Jazz und Jodler, zwischen Bossa, Pop und Polka verortet. Nur hab ich diesmal etwas mehr geübt.

schauvorbei.at: Bleiben wir kurz bei der Musik: Seit September sind die Global Kryner zurück. Wie kam es zu dieser Reunion mit deinen alten Bandkollegen und was ist anders als vor 13 Jahren?
Christof Spörk: Ganz einfach: Die Lust ist wieder da! Wir hatten in den Nullerjahren großartige Tourneen in zahlreichen Ländern der Welt. Aber irgendwann war die Luft draußen. 2024 sahen wir uns wieder, „verliebten“ uns neu und seither planen wir für Juni und Juli 2026 die „2nd Love“-Tour. Zunächst einmal in Österreich. Ab 2027 dann auch in Deutschland und Umgebung.

So oft wie früher werden wir sicher nicht mehr spielen. Dafür aber besser … Nein, im Ernst, es macht großen Spaß mit fantastischen Musikerkollegen und der großartigen Sängerin Miriam Kulmer auf der Bühne zu stehen. Ich habe als Spätberufener das Solo-Kabarett lieben gelernt. Die Schwingungen, die eine groovende Band verbreitet, kann aber auch der schönste Kabarettabend nicht ersetzen. Das eine ist für mich Hirn, das andere Bauch. Ich mag und darf glücklicherweise beides.

schauvorbei.at: Von Hasskommentaren und Fake-News bis hin zu tatsächlichen Gewalttaten: Es scheint heutzutage kaum noch möglich zu sein, sachlich und ruhig über gesellschaftspolitische Themen zu diskutieren. Spürst du diese Emotionalität und Polarisierung auch im Zuge deiner Arbeit als Musikkabarettist?
Christof Spörk: Leider belohnt das Netz extreme Meinungen und Provokationen mit Aufmerksamkeit. Man muss kein Experte sein, um zu verstehen, dass diese Logik des Belohnens von Extremismen zu einer tödlichen Spirale werden kann. Mein Eindruck ist: die meisten Menschen sind im täglichen Leben, in der Arbeit, in ihren Lebensentwürfen ziemlich bis schwer o.k., auch wenn sie die für wen auch immer „falsche“ Partei wählen.

Ich selbst bin zum Glück nie in die Schusslinie gekommen, was vielleicht auch daran liegt, dass ich mich außer zu PR-Zwecken wenig in der Social Media-Welt bewege. Die allgemeine Aufgeregtheit spüre ich aber natürlich auch. Ich halte sie für maßlos, übertrieben und wenig faktenbasiert. Wir leben auf Höchstniveau und fühlen uns im Dauer-Krisenmodus. Das Gejammere ist also im besten Falle unehrlich.

Meine Großmutter Maria, Jahrgang 1901, hat viel mehr erlebt, als unsere Generation sich vorstellen kann. Sie hat sich aber nie so beklagt, wie manche Menschen, die sich derzeit als politisch besonders wache Zeitgenossen halten. Meine Großmutter wird in „Maximo Lieder“ auch vorkommen, soviel sei verraten.

schauvorbei.at: Was bringt dich derzeit selbst zum Lachen, was tut dir gut?
Christof Spörk: Was mich zum Lachen bringt, kann ich so pauschal nicht beantworten. Es muss überraschend kommen, das ist glaube ich die Essenz des Humors. Was mir gut tut? Musizieren, Texten und Komponieren. Spaziergänge am Fluss oder im Wald. Gespräche mit guten Menschen. Und gemeinsames Essen mit Familie und Freunden.

schauvorbei.at: Vielen Dank für das Gespräch.

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