Die Straße windet sich bergan und entführt mich aus dem Alltag im Tal. Am Weg hinauf winkt uns eine Frau mit einem breiten Lächeln und einem Korb voll Eiern im Arm zu. Es ist die „Eier-Evi“, wie wir später erfahren. Sie versorgt Einheimische wie auch Gäste seit einer Ewigkeit mit Eiern und anderen Produkten. Oben, am Sonnenhang des Wildkogels, bremsen wir uns vor einem charmanten Ensemble aus Hütten und Ferienwohnungen ein, dem Naturdorf Oberkühnreit. Dieses wird von Anika Ensmann-Heim mit Liebe geführt – und das sieht man dem Ort auch sofort an.
Rückzugsort an der Piste
Unser Zuhause auf Zeit ist das Chalet „Charlotte“, 80 Quadratmeter groß und mit rustikalem Ambiente. Ein Rückzugsort, der trotzdem mitten im Geschehen liegt, nämlich direkt an der Skiabfahrt zur Talstation der Wildkogel-Arena. Auch die Kühnreit-Rodelbahn, auf der der Spaß mächtig Fahrt aufnehmen kann, mäandert lediglich einen Steinwurf entfernt durch die Szenerie. Wer exzessiver rodeln möchte, kann hier in Neukirchen am Großvenediger auch auf die mit 14 Kilometern und satten 1.300 Höhenmetern längste beleuchtete Rodelbahn der Welt zurückgreifen. Die Kufengaudi dauert dort 30 bis 45 Minuten. Kaum dass wir abends die Taschen abgestellt haben, kommt ein Wetterumschwung, der alles mit einer weißen Pracht überzieht, so als hätten wir sie bestellt.
Am Morgen starten wir im nahe gelegenen Abelhof mit einem kräftigen Frühstück. Das brauchen wir auch, denn danach heißt’s Schneeschuhe anschnallen, Stöcke mitnehmen und ab die Post! Von der Duxer-Sesselbahn in Hochkrimml stapfen wir im Windschatten unseres drahtigen Guides Hans bergauf Richtung Plattenkogel. Während der Atem im tiefen Schnee ruhiger wird, öffnet sich der lichte Wald zu weiten Hängen. Oben am Plattenkogel (2.039 m) dann ein Panoramablick, der uns das Salzachtal, die Kitzbüheler Alpen, die Hohen Tauern und obendrein echte Glücksgefühle beschert.
An unserem ersten Abend flackert es bei einem Glühweinfest am lauschigen Hauptplatz des Dorfs idyllisch aus Feuerschalen, während sich dessen Gäste zwischen lieblich beleuchteten Hütten in allerlei Dialekten und Sprachen bestens unterhalten. Man wähnt sich in einer pittoresken Ansichtskarte. Hier genießt man die Äquidistanz zu Ruhe und Trubel, zu Natur und Abenteuer.
Grinsend hoch hinaus
Am nächsten Tag mischen wir mit unseren „Latten“ die Wildkogel-Arena auf, die sich direkt vor dem Naturdorf mit 75 Kilometern gut präparierter Pisten ausbreitet. Dann wartet auf mich ein Erlebnis, das ich schon lange am Schirm habe: Tandem-Paragleiten. Überflieger Tom von den Wildkogel-Guides und Meister des Herumschwirrens breitet nahe der Wildkogel-Bergstation das mächtige Gleitsegel aus, während er mich instruiert und meinen Puls beruhigt. Denn der ist gefühlt auf 180. Nach einem kurzen Sprint die steile Piste hinunter, gewinnen wir schon mächtig an Höhe.
Vor uns jetzt die Gipfel der Hohen Tauern, unter unseren Füßen Wälder und Pisten, in meinem Gesicht ein fetter Grinser. Tom steuert den Schirm, zückt Selfiestick und Handy und filmt unseren 20-minütigen Flug in 1.200 Höhenmetern, der schöner nicht sein könnte. In der gemütlichen und nahe der Kapelle gelegenen Zirbensauna des Naturdorfs Oberkühnreit lasse ich diese Momente noch einmal Revue passieren. Am Abschiedsabend gibt es ein Gläschen hier, ein regionales Schmankerl dort und so manch Plauscherl mit Einheimischen. Auch der Ausklang unseres Kurztrips ist also eine runde Sache. So wie eigentlich das ganze Wochenende.




