Eine einzigartige Unterkunft – und dann auch noch zu einem erschwinglichen Preis: Das klingt zu gut, um wahr zu sein. Leider ist das oftmals der Fall. Portale wie Airbnb bieten Übernachtungsmöglichkeiten von Privatpersonen zu unverschämt billigen Preisen an. Soweit hätte ja noch niemand ein Problem damit. Allerdings tummeln sich auf dieser App immer wieder Betrüger. Sie schicken jene, die darauf hereinfallen, wortwörtlich auf direktem Weg ins Nirgendwo. Statistisch sind über 10.000 Scam-Fälle auf Airbnb pro Jahr verzeichnet. „Bait-and-Switch-Betrug, externe Zahlungsanforderungen, falsche Fotos, falsche Gebühren nach dem Auschecken oder versteckte Kameras zählen zu den häufigsten Betrugsformen“, sagt Expertin Julia Noack von Betrugstest.
Die schwarzen Schafe unter den Vermietern bieten Immobilien an, die gar nicht existieren. Für die Bewerbung des Apartments, des Hauses oder der Villa verwenden sie gestohlenes Bildmaterial und allgemeingültige Fotos. Eine weitere, besonders häufige Masche ist der sogenannte Stornierungsbetrug: Der Gastgeber behauptet nach der Buchung, dass die Unterkunft aufgrund eines unerwarteten Problems doch nicht mehr verfügbar ist und man wird mit einem weniger ansprechenden Objekt abgespeist.
Oftmals versuchen Betrüger außerdem, Daten abzugreifen. Sie senden Phishing-Mails oder -Nachrichten, die so aussehen, als würden sie von Airbnb und Co kommen. So gelangen sie zu Passwörtern und persönlichen Informationen. Andere verlangen Zahlungen oder Kautionen im Voraus, oft über ungesicherte Zahlungsmethoden. Sobald das Geld überwiesen wurde, sind sie weg.
Aber wie kann man sich bei Urlaubsbuchungen vor Betrug schützen?
- Wer liest, ist klar im Vorteil – das gilt besonders bei Bewertungen. Auf diese sollte man jedenfalls ein Auge werfen. Die Zahl der Bewertungen und deren Inhalt geben Aufschluss. Zusatztipp: Auch die Ausdrucksweise verrät oft, ob es sich bei den Bewertungen um Fake-Nachrichten handelt. Hören sie sich gekünstelt an, sind sie vielleicht das Ergebnis schlechter Übersetzungsmaschinen.
- Kommunikation ist alles: Ja, das stimmt, aber bitte nur über die offiziellen Plattformen wie Airbnb selbst. Außerhalb gibt es keine Schutzmechanismen, die Betrügereien verhindern.
- Nur Bares ist Wahres – oder anders: Wenn ein Anbieter auf eine Vorauszahlung über eine ungesicherte Seite besteht, sollten die Alarmglocken schrillen. Zahlungen sollten immer nur über die offiziellen Wege stattfinden. Auch – und vor allem – wenn mit speziellen Angeboten gelockt wird.
- Es gibt keine dummen Fragen: Wenn einem etwas auch nur im Mindesten Spanisch vorkommt, dann sollte man sofort nachfragen. Lieber einmal zu oft fragen, als im Nachhinein vor der leeren Urlaubskasse zu stehen.
„Weitere Anzeichen von Betrug sind unseriöse Aktivitäten. Dazu zählt, wenn der Gastgeber keine verifizierte Identität vorweisen kann, die Information unglaubwürdig sind oder nicht mit der Realität übereinstimmen oder die Gastgeber Druck ausüben, schnell zu buchen“, so Noack.
Sollte es dennoch zu einem Betrugsfall kommen, hier einmal ein kleiner Erste-Hilfe-Koffer, wenn man sich tatsächlich mit einem Phishing-Anbieter konfrontiert sieht:
- Im Fall des Falles: Direkt die Buchungsplattform kontaktieren. Airbnb hat zum Beispiel ein Kundencenter, das rund um die Uhr erreichbar ist. Zusätzlich gibt es auch das Airbnb Trust and Safety Center mit einer Fülle an Informationen und Ressourcen zur Sicherheit der User. Hier sind einige Kriterien gemäß der Gast-Rückerstattungsrichtlinie von Airbnb aufgelistet, wann man sein Geld rückerstattet bekommt laut Expertin:
- Die Größe der Einheit entspricht nicht der beschriebenen.
- Der Typ der Unterkunft oder der physische Standort ist nicht wie angegeben.
- Besondere Annehmlichkeiten oder Merkmale werden nicht bereitgestellt oder sind nicht funktionsfähig.
- Die Einheit ist nicht sauber und hygienisch.
- Es gibt Sicherheits-, Gesundheits- oder Schädlingsgefahren.
- Es gibt Haustiere, die in der Auflistung nicht angegeben sind.
- Cash-Flow unterbinden: Am besten sofort das Bankkonto sperren lassen und Kontakt zum Bank- oder Kreditkarteninstitut aufnehmen. Etwaige bereits geleistete Zahlungen kann die Bank möglicherweise unterbrechen oder rückerstatten. Außerdem verhindert man, dass zusätzliche Gebühren verrechnet werden und das Konto zusätzlich belastet wird.
- Beweise sammeln: Unbedingt Screenshots von Chats, Nachrichten der Unterkunft, Mails, Zahlungsbelege und Fotos der Unterkunft sichern. So kann man den Betrug effektiv melden und wird nicht zum Cold Case.
- Freund und Helfer: Nicht vergessen, die Polizei zu kontaktieren und Anzeige zu erstatten. Die örtliche Strafverfolgungsbehörde kann helfen, den Betrüger aus dem Verkehr zu ziehen und potenzielle Opfer im Vorfeld zu schützen.
- In Case of Emergency: Passwörter ändern. So schützt man seine Daten auch danach noch vor möglichen zukünftigen Attacken.
- Schwarmwissen: Ihre Erfahrungen sollten die Opfer zum Beispiel über Social Media-Plattformen weitergeben, damit andere gewarnt sind und nicht auf dieselbe Masche hereinfallen.
- Verbraucherschutzorganisationen können mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Eine gute Nachricht zum Schluss, bevor man nun gar keine Lust mehr hat, auf Urlaub zu fahren: Sieht man sich die Zahlen der Betrugsfälle in Relation zur Gesamtstatistik an, dann gehören sie auf Airbnb zur Minderheit.