Redaktion & Verkostung: Willi Balanjuk
Das Qualitätsniveau österreichischen Schaumweins erfuhr in den letzten 10 Jahren eine enorme Steigerung. Das hat zum einen damit zu tun, dass sich Winzer und Kellereien verstärkt mit der Kelterung höherwertigerer Grundweine auseinandergesetzt haben. Die Aromatik der Sekte wurde dadurch fruchtiger, komplexer und präziser. Zudem konnte auch die Höhe der Dosage reduziert werden. Durch den sinkenden Zuckergehalt – es werden vermehrt Extra Brut (bis 6 g RZ/l), Brut Nature und Zero Dosage (bis 3 g RZ/l)-Weine angeboten – erhöht sich die Lebendigkeit und der Trinkfluss der Schaumweine wird animierender.
Orientierungshife im Segment Schaumwein – zur Qualitätsbeurteilung und Kaufentscheidung – bietet die 2015 vom österreichischen Sektkomitee definierte Sektpyramide. Sie unterscheidet drei Kategorien: Sekt Austria, Sekt Austria Reserve und Sekt Austria Große Reserve. Diese offiziellen Qualitätsstufen geben Herkunft, Produktionsmethoden und Hefelagerung klar vor. Für diese Grand-Cru-Verkostungwurde allerdings weiter differenziert, um die stilistische Vielfalt des heimischenSchaumweins präzise abzubilden.
1. Sekt Austria Klassik: In dieser Kategorie wurden fruchtbetonte Sekte verkostet. Rebsorten wie Riesling, Gelber Muskateller, Welschriesling und Grüner Veltliner dominieren. Die Mindesthefekontaktzeit von neun Monaten bei der Flaschengärung garantiert eine animierende Perlage und eine wunderbare Kombination aus Frucht und zarten Hefenoten. Die beiden Siegerweine von Regele und Esterhazy basieren auf Rotweinsorten. Pinot Noir und Blaufränkisch überzeugen mit tiefer, vielschichtiger Frucht.
2. Sekt Austria Reserve: Hier variieren sowohl Stil als auch Rebsorten stark. Die Ernte und Verarbeitung der Trauben müssen in einem Bundesland stattfinden, und die Lese hat – wie in der Champagne – von Hand zu erfolgen. Zudem ist die traditionelle Flaschengärung verpflichtend, gefolgt von einem mindestens 18-monatigen Hefelager, das sogar über den Anforderungen der Champagne liegt. Bei den weißen Rebsorten überwiegen Chardonnay, Weißburgunder und Grauburgunder, bei den roten finden sich Pinot Noir, Zweigelt, St. Laurent und Blaufränkisch. Der Blanc de Noirs Extra Brut von Bründlmayer hat Pinot Noir als Grundweinbasis.
3. Sekt Austria Große Reserve: Die Herkunft der Trauben ist auf eine Gemeinde oder Riede eingegrenzt. 36 Monate auf der Hefe und eine 50-prozentige Saftausbeute garantieren dichte und präzise Grundweine. Es dominieren Chardonnay, Grüner Veltliner und Pinot Noir. Fred Loimer keltert mit seiner Großen Reserve Gumpoldskirchen auch einen Blanc de Noirs. Pinot Noir, St. Laurent und Zweigelt als Cuvée für den Grundwein ergeben nach der zweiten Gärung eine komplexe Aromatik.
4. Rosé Sekt: Die Schaumweine überzeugen durch tiefe Fruchtaromen, harmonischen Fruchtschmelz und Trinkfluss. Die Farbe ist mehrheitlich zartes Lachsrosa. Der Sieger von Malat hat Pinot Noir als Grundwein.
5. Jahrgangssekt: Diese Kategorie wurde definiert, um Schaumweinen mit klarem Jahrgangscharakter eine Plattform zu bieten. Winzer wählen aus unterschiedlichen Weingärten, Rebsorten und Jahrgängen aus. Damit wurden hier sowohl Reserven als auch Große Reserven selektiert. Der Siegerwein von Bründlmayer, der 2014 Blanc de Blanc (Chardonnay), wurde Ende 2024 degorgiert und präsentiert sich komplex, engmaschig und präzise im Finish – einfach sensationell.
6. Pet Nat: eine besondere Art des Schaumweins. Während beim Sekt ein fertiger Grundwein mit Zucker- und Hefezugabe zu einer zweiten Gärung gebracht wird, wird beim PET NAT der bereits gärende Most in eine druckstabile Flasche gefüllt, um dort weiter zu gären. Die während der Gärung entstehende Kohlensäure verbleibt in der Flasche. Der Arktika St. Laurent von Nittnaus vereint Frucht, Würze und Balance.
7. Frizzante: Hier wird einem Grundwein, – meist aus aromatischen Rebsorten wie Riesling und Muskateller –, Kohlensäure zugesetzt. Der Sparkling von Barbara Öhlzelt überzeugt mit nuanciertem Bukett und lebendiger Perlage.
Zusammenfassend belegt die Verkostung das hohe Niveau des österreichischen Schaumweins. Die Reduktion der Dosage bei den Reserven und Großen Reserven machen die Sekte leichter zu trinken und machen Schaumweine auch zu spannenden Speisenbegleitern. Beim 2014er Chardonnay Blanc de Blancs von Bründlmayer wird auch klar, über wieviel Potenzial der österreichische Sekt verfügt. Daher werden in den nächsten Jahren viele außergewöhnliche Sekte auf den Markt kommen. Was bietet der österreichische Sekt im Unterschied zu internationalen Schaumweinen? Eine Komplexität der Aromen, die Feinheit der Perlage und die Engmaschigkeit im Finish, die jedem anderen Schaumwein standhalten kann. Österreichischer Sekt verfügt dazu über eine nuancierte Frucht in der Nase, Pikanz im Abgang und ein enormes Entwicklungspotenzial. – Auch Schaumwein verfeinert sich mit Flaschenreife. Wir wünschen viel Spaß und genussvolle Momente mit diesen Weinen. –
Verkostet und bewertet wurden die Weine vom Autor in Zalto-Universalgläsern. Im Anschluss wurden die besten Weine der Kategorien von einer Kostjury in einer Blindverkostung bewertet und die Grand-Cru-Sieger ermittelt.
Zu den Bewertungen:
1. Sekt Austria Klassik
2. Sekt Austria Reserve
3. Sekt Austria Große Reserve
4. Rosé Sekt
5. Jahrgangssekt
6. Pet Nat
7. Frizzante
