Laut einer Studie des österreichischen Job-Portals Stepstone denkt jeder vierte Beschäftigte (24 Prozent) täglich darüber nach, den derzeitigen Arbeitgeber zu verlassen. 19 Prozent erwägen zumindest mehrmals pro Woche einen beruflichen Neubeginn. Befragt man jene, die angeben, aktuell aktiv auf Jobsuche zu sein, so zeigt sich eine hohe Zuversicht, den richtigen Job auch bald zu finden.
„Die Unzufriedenheit der Arbeitnehmer trifft auf ein Jobangebot, das immer noch auf einem stabilen, wenn auch gedämpften, Niveau liegt. Die Beschäftigten zeigen sich motiviert, etwas Neues zu suchen, wenn die Bedingungen beim aktuellen Arbeitgeber für sie nicht stimmen und sind zuversichtlich, rasch den passenden Job zu finden“, so Nikolai Dürhammer, Geschäftsführer von Stepstone Österreich & Schweiz.
Sinnhafte Tätigkeit als größter Entscheidungsfaktor
„Während vor einigen Jahren noch galt: ‘Reisende soll man nicht aufhalten’, heißt es heute ‘Retention is key!’ Mitarbeitende, die gehen, hinterlassen eine schwer zu schließende Lücke“, erklärt Dürhammer. „Die Folgen sind hohe Kosten und überlastete Teams. Deshalb ist es für Unternehmen entscheidend, aktiv daran zu arbeiten, ihre Beschäftigten zu binden.“
Um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben, sind laut der Studie vor allem sinnvolle Arbeitsinhalte und Jobstabilität entscheidend. Gleichzeitig gilt das Gehalt als einer der größten Hebel, um Mitarbeitende langfristig zu halten und auch dafür, neue Talente anzuziehen.
Unzufrieden mit dem Gehalt
Die Gehaltszufriedenheit der österreichischen Arbeitnehmer hat in den letzten zwei Jahren abgenommen. Sieben von zehn Befragten sind unzufrieden, wobei 27 Prozent angaben, dass sie 100 bis 300 Euro mehr netto pro Monat als fair empfinden würden, während ganze 42 Prozent sich sogar „deutlich unterbezahlt“ fühlen (sprich: mehr als 300 Euro Differenz zum Wunschgehalt). „Obwohl die Löhne in Österreich gestiegen sind, fühlt sich das aufgrund der Inflation für viele nicht so an“, so Dürhammer.
Niedrige Gehaltsangaben schrecken Kandidaten ab
Transparenz beim Gehalt ist heute ein Muss: Laut der Studie erwarten 42 Prozent der Befragten, dass bereits im Jobinserat klare Gehaltsangaben gemacht werden, denn: Bewerber verhandeln nicht gern. Besonders Frauen haben oft das Gefühl, sich bei Gehaltsverhandlungen unter Wert zu verkaufen und empfinden die Gehaltsverhandlung als Stressfaktor. Die aktive Nennung eines realistischen Gehaltsrahmens wird von vielen Jobsuchenden heute erwartet. Die Nennung des kollektivvertraglichen Mindestgehalts ist für die meisten nicht ausreichend: Sechs von zehn Kandidaten geben an, dass eine zu niedrige Gehaltsangabe im Stelleninserat sie von einer Bewerbung abschreckt. Jeder Fünfte bewirbt sich in solchen Fällen erst gar nicht.
„Die Umsetzung der EU-Richtlinie zur Gehaltstransparenz wird die Unternehmen im kommenden Jahr beschäftigten. Im Recruiting ist es bereits jetzt ratsam, klare und faire Gehaltsrahmen aktiv zu kommunizieren“, rät Dürhammer.
Fünf Tipps für zufriedenere Mitarbeiter und erfolgreiches Recruiting:
- Prozessoptimierung: Unternehmen können vielleicht den Job an sich nicht ändern, aber sie können die Arbeitsbedingungen verbessern. Durch das Einholen von Feedback und die Umsetzung kleinerer Optimierungen lassen sich Frustrationen oft reduzieren und das Gefühl eines sinnvollen Beitrags zum Unternehmenserfolg steigern.
- Jobanpassungen: Unternehmen sollten Möglichkeiten schaffen, Jobs anzupassen und zu bereichern. Mitarbeitende können ihre Rollen stärker an ihre Interessen anpassen, indem sie zusätzliche Aufgaben übernehmen oder ihre Stärken gezielt einsetzen. Das schafft Motivation und fördert die Identifikation mit dem Unternehmen.
- Jobsicherheit und interne Kommunikation: Transparente Krisenkommunikation und das Schaffen eines stabilen Arbeitsumfelds sind entscheidend, um das Vertrauen der Belegschaft auch in schwierigeren wirtschaftlichen Situationen zu stärken.
- Faire und transparente Gehaltsstrukturen: Eine regelmäßige Überprüfung der Gehaltsrahmen und die aktive Kommunikation darüber beugen Unzufriedenheit vor. Unternehmen sollten sicherstellen, dass ihre Gehälter marktgerecht und nachvollziehbar sind.
- Realistische Gehaltsangaben im Stelleninserat: Abgebrochene Bewerbungsverfahren scheitern häufig an unterschiedlichen Vorstellungen über die Vergütung. Wer als Arbeitgeber bereits im Stelleninserat klare Gehaltsrahmen nennt und faire Konditionen bietet, steigert die Chancen, die passenden Kandidaten zu gewinnen.