Vor mehr als 10.000 Jahren, nach dem Ende der letzten Eiszeit, begann sich hier, in einer unscheinbaren Senke, langsam das Hochmoor zu bilden. Über Jahrtausende hinweg legten sich Schicht um Schicht abgestorbene Pflanzenreste im wassergetränkten Boden ab, konserviert unter Luftabschluss. Das Ergebnis: ein lebendiges Archiv der Klimageschichte, das bis heute wächst. Das Heidenreichsteiner Moor gehört zu den letzten natürlichen Hochmoorlandschaften Österreichs. Es ist Natura-2000- und Ramsar-Schutzgebiet, Vogelschutz- und Klimaretter in einem.
Wer heute durch den 30 Hektar großen Naturpark wandert, merkt schnell: Diese stille Landschaft hat viel zu sagen. Auf dem Moorlehrpfad, einem rund 2,7 Kilometer langen Rundweg, taucht man tief in die Geschichte des Moores ein. Der hölzerne Prügelsteg führt quer durchs weiche Gelände, vorbei an Torfmoosen, Moosbeeren und fleischfressenden Pflanzen wie dem rundblättrigen Sonnentau, der hier in seinem natürlichen Habitat gedeiht. Anschauliche Infotafeln und ein kostenloser Audioguide liefern spannende Fakten über Flora, Fauna und ökologische Zusammenhänge.
Wer statt Moos lieber Wipfel spüren möchte, folgt dem Waldweg – eine 3,7 Kilometer lange Runde durch schattige Wälder aus Fichten, Kiefern und Birken. Besonders an heißen Sommertagen ist dieser Weg ein echter Geheimtipp, denn das kühle Waldklima sorgt für erfrischende Abwechslung. Auch hier geht’s vorbei an Moorblicken, dem Naturdenkmal „Hängender Stein“ und entlang des Winklauerteichs, wo mit etwas Glück Seeadler am Himmel kreisen.
Das Heidenreichsteiner Moor ist nicht nur ein Ort der Ruhe, sondern auch des Wissens. Im Naturparkzentrum, das Besuchern kostenfrei offensteht, wird das fragile Ökosystem Moor spielerisch erklärt – mit Ausstellungen, Schaubecken, Taststationen und liebevoll gestalteten Lernräumen für Kinder. Besonders beliebt: das Moorarium, in dem man Jagdspinnen, Libellenlarven und Wasserpflanzen aus nächster Nähe bestaunen kann.
Ein Highlight für kleine Abenteurer ist der große Naturspielplatz gleich beim Zentrum: mit Seilbahnen, Kletterparcours, Naschgarten und Picknickplätzen. Für Erfrischung sorgt im Sommer die Moortretanlage – barfuß durch dunkles, kühles Wasser waten und dabei die Natur hautnah spüren: so fühlt sich echtes Waldbaden an.
Und weil auch Hobbyforscher hungrig werden, lockt das Naturparkstüberl mit hausgemachten Mehlspeisen und regionalen Schmankerln. Wer sich tiefer einlassen möchte, kann eine geführte Tour buchen – ob für Schulklassen, Familien, Seniorengruppen oder Naturliebhaber mit Faible für Biodiversität und Klimaschutz.
- den hängenden Stein: ein Granitrestling, der aussieht, als würde er schweben
- den Prügelsteg durchs Hochmoor: ein Holzpfad mitten durchs Herz des Moores
- das Moorarium, wo Entdecker sehen können, wie viel Leben unter der Wasseroberfläche wirklich tobt
- die Moortretanlage, bei dem man barfuß durch das Moor watet
- den Naturspielplatz beim Parkzentrum: ein Paradies für Kinder mit Seilbahn, Balancier-Parcours und Naschgarten – mitten im Grünen
- Der Naturpark wurde 1989 gegründet und zählt mit 30 Hektar Fläche zu den kleinsten, aber vielfältigsten Naturparks Österreichs.
- Das Gebiet ist ganzjährig frei zugänglich. Der Eintritt in Park und Zentrum ist kostenlos.
- Das Naturparkzentrum bietet neben Ausstellungen auch geführte Touren, Workshops, kulturelle Veranstaltungen und kulinarische Erlebnisse.
- Für Kinder gibt’s das „Moorworkshop“-Programm – auf Wunsch auch direkt im Klassenzimmer.
- Das Moor ist ein wichtiger CO₂-Speicher – und spielt damit eine bedeutende Rolle im Klimaschutz.
