Was sind Ihre drei größten Zukunftsziele für das Burgenland?
Christoph Schneider: Da haben wir eine klare Linie. Erstens kann es kein „Weiter wie bisher“ geben. Die SPÖ hat seit Jahrzehnten ihre Macht in sämtlichen Strukturen einzementiert. Was das Burgenland jetzt braucht, ist eine unabhängige Kontrollkraft wie uns NEOS, die echte Transparenz schafft. Zweitens möchten wir das Burgenland als Standort stärken, vor allem in den Bereichen Innovation und Nachhaltigkeit. Das Burgenland hat Potenzial, und die Lebensqualität kann weiter verbessert werden. Und drittens: Wir wollen die besten Chancen für unsere Kinder. Eine Bildungsoffensive ist mir ein echtes Herzensanliegen, besonders in einer Zeit, in der die Rahmenbedingungen nicht ausreichend sind.
Sie sprechen von Innovation und Lebensqualität im Burgenland. Manche würden sagen, dass hier bereits viel getan wird. Warum braucht es aus Ihrer Sicht dennoch Verbesserungen?
Christoph Schneider: Weil wir noch längst nicht am Ziel sind. Vor allem in den Bereichen Digitalisierung und Innovation haben wir im Burgenland noch einiges aufzuholen. Die digitale Verwaltung ist nur ein Beispiel, aber auch die Start-up-Szene würde mehr Unterstützung benötigen. Es sollte etwa möglich sein, eine Gewerbeanmeldung online an einem Tag abzuwickeln, wie es in anderen Ländern der EU längst Standard ist. Momentan dauert eine Gewerbeanmeldung bei uns Wochen und Monate.
Zu den Chancen für Kinder: Was genau schwebt Ihnen da vor?
Christoph Schneider: Chancengerechtigkeit beginnt bei der Bildung. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die besten Rahmenbedingungen für Pädagoginnen und Pädagogen zu schaffen. Die letzte Bildungsreform liegt gefühlt eine Ewigkeit zurück, da muss endlich etwas geschehen. Es braucht nicht nur mehr Lehrpersonal, sondern auch Unterstützungskräfte an den Schulen, wie sie in Wien bereits eingeführt wurden. Unsere Lehrer sollen sich auf die Kinder konzentrieren können, nicht mit bürokratischen Aufgaben überlastet werden.
Ist die Bürokratie an burgenländischen Schulen tatsächlich so belastend?
Christoph Schneider: Definitiv. Viele junge Lehrer sagen mir, dass der administrative Aufwand sie überfordert und sie sich dadurch nicht auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren können – die Schüler. Und das wird nicht besser, wenn wir jetzt nicht gegensteuern. In den kommenden Jahren steht eine große Pensionierungswelle an, die wir kompensieren müssen.
Auch die Stundenpläne müssen reformiert werden. Ich komme aus der Finanzbranche und darf als Finanzlehrer an Schulen unterwegs sein. Derzeit ist Finanzbildung in Österreich im Geografie-Stundenplan implementiert. Wie wichtig Finanzbildung ist, wird also nicht wahrgenommen. Deshalb haben viele junge Menschen Probleme und wissen nicht richtig mit ihrem Geld umzugehen.
Sie haben zu Beginn von Transparenz gesprochen. Können Sie diesen Punkt konkretisieren?
Christoph Schneider: Wir wollen Licht ins Dunkel bringen. Im Burgenland gibt es ein starkes, über Jahrzehnte gewachsenes Netzwerk, das oft mehr auf das Parteibuch als auf Qualifikation setzt. Es soll wieder im Vordergrund stehen, was man kann, nicht wen man kennt. Des Weiteren fehlt es an Einblick bei Förderungen und öffentlichen Finanzen. Das betrifft etwa die Landesholding. Wie steht das Burgenland finanziell da? Das Land ist diesbezüglich sehr intransparent. Ein Beispiel zum Thema Förderungen: Wir haben uns auf der Seite des Bundesministeriums angesehen, welche Förderungen ausgegeben wurden. Das Land Burgenland hat nichts eingemeldet – eine solche Intransparenz ist inakzeptabel.
Wir NEOS werden deshalb mit den Stimmen der Burgenländerinnen und Burgenländer als echte, unabhängige Kontrollkraft, die diese bestehenden Strukturen aufbricht, in den Landtag einziehen.
Welche Erwartungen haben Sie an die kommende Wahl?
Christoph Schneider: Unser Ziel ist eben der Einzug in den Landtag. Dass es nicht unbedingt um Zahlen und Prozente geht, zeigen die NEOS in Oberösterreich. Mit nur zwei Mandaten leisten die NEOS dort exzellente Oppositionsarbeit. Das zeigt auch die Causa Seniorenbund, die dort von NEOS aufgedeckt worden ist. Zwei Millionen Euro an Steuergeldern wurden da wieder zurückgeholt. Wir sind überzeugt, dass wir auch im Burgenland eine Kontrollkraft sein können, die Dinge nachhaltig zum Positiven verändert.
Was würden Sie als Landeshauptmann als Erstes umsetzen?
Christoph Schneider: Transparenz. Diese Intransparenz, die im Burgenland herrscht, muss abgeschafft werden. Ich bin aber der Meinung, dass man dafür nicht unbedingt Landeshauptmann sein muss. Wir haben die Verantwortung, mit dem Vertrauen und dem Geld der Menschen gut umzugehen, was damit passiert, muss jede und jeder sehen können.
Was ist die größte Stärke der NEOS Burgenland?
Christoph Schneider: Wir sind die einzige echte Kontrollkraft im Land. Während sich die anderen Parteien teilweise mit dem roten Netz – dem System der SPÖ – arrangiert haben, stehen wir für Transparenz und sind bereit, konsequent und unabhängig Missstände aufzudecken. Das ist das, was uns auszeichnet und was wir authentisch leben.
Was bedeutet es Ihnen persönlich, Politiker zu sein?
Christoph Schneider: Für mich ist Politik kein Selbstzweck. Ich möchte für etwas arbeiten und etwas gestalten, nicht nur in einem Amt sein oder einen Titel tragen. Es geht darum, Verantwortung für die Menschen zu übernehmen und ihnen zuzuhören. Wie meine Parteikollegin Beate Meinl-Reisinger sagt: Es geht darum, für etwas zu kämpfen, und nicht nur gegen etwas zu sein. Diese positive Einstellung ist mir persönlich sehr wichtig.
Was hat Sie zuletzt im politischen Diskurs besonders gestört?
Christoph Schneider: Es ärgert mich, wenn man sich in kleineren, unbedeutenden Themen verliert, um abzulenken, statt große Visionen für das Burgenland zu diskutieren. Ein Beispiel sind die endlosen Debatten im Landtag über die Landesflöten für Kinder. Natürlich kann das wichtig sein, aber ich finde, wir sollten uns eher damit beschäftigen, wie wir den Wirtschaftsstandort stärken oder die Bildung verbessern können – die Themen, die den Menschen wirklich unter den Nägeln brennen.
Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass diese großen Themen im Hintergrund bleiben?
Christoph Schneider: Es ist schwierig und unbequem. Einfacher ist, in der politischen Position und Situation zu verharren – vor allem ohne eine kritische Opposition, die in die Pflicht nimmt. Wir wollen schwierige Themen ansprechen, Verantwortung übernehmen, auch in sehr schwierigen Zeiten.
Was hat Sie zuletzt im politischen Diskurs besonders gefreut?
Christoph Schneider: Dass unsere Forderung nach Reformen und einem klaren Kurswechsel großen Anklang bei der Bevölkerung findet. Viele Bürger auf der Straße stimmen uns zu und sagen, dass es endlich Veränderung braucht. Man spürt den Rückenwind. Diese Unterstützung zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, und motiviert uns, weiterzumachen.
Bitte vervollständigen Sie den folgenden Satz: Wähler*innen, die den NEOS Burgenland ihre Stimme geben, können sich sicher sein, dass …
Christoph Schneider: … sie mit den NEOS die einzige echte, unabhängige Kontrollkraft im Landtag wählen, die konsequent für Transparenz und Chancengerechtigkeit eintritt.
Wie stehen die NEOS zu den Themen Gesundheit und Pflege?
Christoph Schneider: Auch die Gesundheits- und Pflegepolitik ist uns natürlich ein Anliegen. Wir müssen viel stärker auf Prävention setzen und die Gelder effizienter einsetzen, um die Lebensqualität langfristig zu sichern. Wir sehen hier großen Verbesserungsbedarf und glauben, dass auch die Landespolitik in diesen Bereichen mehr tun kann.
Wo sehen Sie Burgenland im Zusammenspiel mit der Europäischen Union?
Christoph Schneider: Die EU ist für das Burgenland ein unverzichtbarer Faktor. Wirtschaftlich profitieren wir enorm von der Mitgliedschaft und wir sollten uns europäisch noch besser positionieren. Gerade im Kontext der globalen Herausforderungen, sei es durch Entwicklungen in den USA oder China, ist eine enge Zusammenarbeit in Europa essenziell, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Und auch die Migrationspolitik müssen wir europäisch in den Griff bekommen.
Vielen Dank für das Gespräch!