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Das Geld arbeiten lassen: ETFs für Einsteiger

ETFs gelten als die Zauberformel für alle, die ihr Geld clever investieren wollen – auch ohne Finanzbackground. Aber was ist das überhaupt, ein ETF? Jörg Borrmann, Professor für Finanzwirtschaft an der Uni Wien, erklärt, was genau hinter dem Begriff steckt, räumt mit Vorurteilen auf, spricht über Chancen und Risiken und verrät, warum Geduld an der Börse der wahre Schlüssel zum Erfolg ist.
ETFs zählen heute zu den beliebtesten Anlageformen. © Getty Images
Sparen war früher einfach. Geld aufs Sparbuch legen, Zinsen kassieren, fertig. Heute hingegen schmelzen die Ersparnisse still und heimlich dahin – dank niedriger Zinsen und der Inflation. Wer trotzdem vorsorgen will, braucht Alternativen. ETFs gelten als moderne Antwort aufs klassische Sparen: unkompliziert, günstig und mit Aussicht auf echte Rendite. Jörg Borrmann, außerordentlicher Professor für Finanzwirtschaft an der Universität Wien, erklärt, wie es geht.
Was ist überhaupt ein ETF?
Ein ETF (Exchange Traded Fund) ist ein an der Börse gehandelter Investmentfonds. Wie auch bei anderen Fonds bündelt man sein Geld zusammen mit Tausenden anderen Anlegern in einem Topf, um gemeinsam beim Kauf von Aktien und Co bessere Ergebnisse zu erzielen. „Typischerweise bildet ein ETF die Wertentwicklung eines bestimmten Index nach, beispielsweise des österreichischen ATX, des deutschen DAX oder des US-amerikanischen S&P 500. Diese Index-Nachbildung erspart aufwendige Analysen und fundierte Kenntnisse über Märkte und Entwicklungen“, erklärt uns Jörg Borrmann.

Konkret heißt das: Mit einem Aktien-ETF kauft man automatisch Anteile an allen Unternehmen, die im jeweiligen Index enthalten sind. Steigt der Index, steigt auch der Wert des ETFs. Sinkt der Index, verliert auch der ETF an Wert. „ETFs gibt es aber nicht nur für Aktien, sondern auch für andere Anlageklassen wie Anleihen oder Immobilien – und sogar für Rohstoffe“, so Borrmann.

Fonds ist nicht gleich Fonds

Der Unterschied zwischen ETFs und klassischen, aktiv gemanagten Investmentfonds? Während beide das Geld vieler Anleger bündeln, ist ein ETF günstiger, weil er im Normalfall passiv und nicht durch einen Fondsmanager verwaltet wird. Er folgt nur dem Markt und wird permanent – zu den Handelszeiten an der Börse – gehandelt. Zudem sind ETFs transparenter, da ihre Zusammensetzung meist täglich einsehbar ist.

Borrmann zum Kostenunterschied: „Ein aktives Fondsmanagement ist teuer, denn es erfordert aufwendige Analysen der Fondsgesellschaft, die sich beispielsweise die Bilanzen der Unternehmen genau ansieht. Das teure Management bezahlen die Anleger durch eine Wert­minderung ihrer Anteile. Insofern überrascht nicht, dass das Anlageergebnis solcher Fonds auf lange Sicht vielfach eher überschaubar ist.“

Hinweis: Seit einigen Jahren gibt es in Europa auch aktiv gemanagte ETFs. „Eigentlich widerspricht dieses Konzept der ursprünglichen Grundidee der ETF-Pioniere, die stets auf Indizes nachbildende Fonds fokussierten“, sagt der Experte.

Sparplan statt Bauchgefühl

Die Frage aller Fragen: Ein Mal alles auf Rot oder lieber peu à peu? Für Borrmann ist die Sache klar: „Auf jeden Fall einen kostengünstigen Sparplan nutzen.“ Dieser funktioniert wie ein Dauerauftrag: Monatlich fließt ein fixer Betrag in den ETF, egal ob die Kurse steigen oder fallen. Hier kommt der sogenannte Cost-Average-Effekt zum Tragen: Mal wird teurer, mal günstiger gekauft, langfristig gleicht sich das aus.

Timing? Für den Finanzexperten kein Erfolgsfaktor:

© Universität Wien

„Der Traum vom perfekten Einstiegs- und Ausstiegszeitpunkt ist naiv. Entscheidend ist Geduld, ganz nach dem Motto: Time beats timing – der lange Atem schlägt den Glückstreffer.“

Jörg Borrmann, außerordentlicher Professor für Finanzwirtschaft an der Universität Wien

ETF-Sparer profitieren bei einbehaltenen Erträgen außerdem vom Zinseszinseffekt: Was einmal verdient wurde, wird wieder mit angelegt und bringt weitere Gewinne. So kann sich das Vermögen über viele Jahre hinweg immer besser vermehren.

Top-Tipps für Einsteiger

Der Einstieg ins ETF-Investieren ist schon mit kleinen Beträgen möglich. Viele Sparpläne starten schon bei 10 oder 20 Euro pro Monat, die Zahlungen können bei Bedarf auch pausiert werden. Anfänger merken aber schnell: Die Auswahl an Online-Brokern, Anbietern und ETFs ist groß. Einsteiger sollten deshalb Vergleichsportale nutzen, um sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen.

Die Top-Tipps von Jörg Borrmann:

  1. Kosten des Online-Brokers beachten: Immer einen Blick auf die Total Expense Ratio (TER) werfen, also auf die jährlichen laufenden Kosten eines ETFs, zu denen zum Beispiel die Verwaltungsgebühr zählt. Je niedriger die TER, desto mehr bleibt vom Gewinn übrig.
  2. Auf renommierte Anbieter setzen: Große Anbieter mit einer langen Geschichte sind aus Anlegersicht verlässlicher als kleine Anbieter, die noch nicht lange auf dem Markt sind. Zu den derzeit größten Anbietern zählen etwa der Marktführer BlackRock (iShares), Vanguard, State Street (SPDR) und Lyxor (Amundi).
  3. Risiko streuen: Breite ETFs wie der MSCI World oder der S&P 500 verteilen das Geld auf viele Firmen aus verschiedenen Ländern und Branchen. Das senkt das Risiko, weil Verluste einzelner Unternehmen durch Gewinne anderer ausgeglichen werden können. Nischen-ETFs mit wenig Streuung sind besonders für Anfänger riskant.
  4. Auf die Zusammensetzung des ETFs achten: Der Name eines ETFs kann täuschen, so ist der MSCI World kein echter Welt-ETF, investiert wird „nur“ in 23 Industrieländer. Schwellenländer (Emerging Markets) wie China, Indien oder Brasilien sind nicht dabei.
  5. Portfolio aufbauen: Wer in mehrere ETFs investiert, die sich zu einem gewissen Grad unabhängig voneinander bewegen, schafft es, das Risiko weiter zu verringern.
  6. Von aktiv gemanagten ETFs absehen: Sie verlangen viel mehr Know-how bei der Auswahl als traditionelle, passiv gemanagte ETFs.
  7. Wissen, dass Verluste möglich sind: Bei sehr langen Veranlagungszeiträumen und breiten Indizes ist die Wirkung eines Verlusts am Ende viel kleiner, als die meisten Anfänger glauben. Selbst durch potenzielle Crashs verursachte Verluste sind meist sehr bald wieder ausgebügelt. Und dennoch: Eine Garantie kann es nie geben. Verluste sind möglich, das muss einem bewusst sein.

Geduld schlägt Glück

Und wie lange sollte man investieren? Borrmann rät zu einem langen Atem: idealerweise zehn Jahre oder mehr. Denn auch wenn ETFs täglich an der Börse gehandelt werden und die eigenen Anteile jederzeit verkauft werden können, lohnt sich ein längerer Anlagehorizont. „Wer zu früh rausgeht, riskiert Verluste, denn kurzfristige Schwankungen sind ganz normal. Ruhe bewahren zahlt sich aus.“ Besonders bei langfristigen Zielen wie der Altersvorsorge oder dem Ansparen für einen späteren Hauskauf sind ETFs eine gute Wahl, weil das Geld über die Jahre wachsen kann.

Wichtig ist auch die Frage, ob man sich für einen ausschüttenden oder einen thesaurierenden ETF entscheidet. Bei ausschüttenden ETFs werden die Gewinne – also Dividenden oder Zinserträge – regelmäßig ausgezahlt und landen direkt auf dem Konto. Thesaurierende ETFs legen die Erträge automatisch wieder an, was den Zinseszinseffekt verstärkt und langfristig für noch mehr Vermögen sorgt.

Startklar fürs Portfolio

Und wie sieht es mit den Steuern aus? Kursgewinne und Erträge aus ETFs sind in Österreich steuerpflichtig und unterliegen der Kapitalertragssteuer von 27,5 Prozent. Viele Online-Broker kümmern sich automatisch um die Steuerabfuhr, was die Sache für Anleger deutlich einfacher macht.

„Hätte ich früher gewusst, wie groß und kostengünstig das ETF-Angebot werden würde, hätte ich sicher früher angefangen zu investieren“, sagt Borrmann. Sein Fazit: „Natürlich kann ich als Wissenschafter keine persönliche Anlageberatung ersetzen, sondern nur nach bestem Gewissen mein Wissen teilen. Aber wenn ich eines mitgeben darf: Wer sich informiert und mit Bedacht investiert, ist auf einem guten Weg. Ich wünsche allen viel Erfolg beim Investieren!“

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