Story

Die Welt vor 50 Jahren: Zeitreise mit Mr. Hitparade Udo Huber

Kultmoderator, Radiolegende und jetzt auch Buchautor: Udo Huber alias „Mr. Hitparade“ ist eine Ikone in der österreichischen Medienlandschaft. Jetzt gewährt er in seinem Buch gemeinsam mit Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Trixi Schuba einen Blick auf die Welt vor 50 Jahren. Im Interview mit schauvorbei.at spricht er über Vergangenes, Zukünftiges und was die Siebziger für ihn so besonders machten.
Kultlegende und Radiomoderator Udo Huber lebt seit 2008 in Andau. © Tanja Hofer

Es riecht nach Lederjacken, Zigarettenrauch und Aufbruchsstimmung, während der VW Käfer über eine staubige Landstraße knattert. Im Radio läuft „Waterloo“, und ein junger Mann mit Föhnfrisur trommelt im Takt auf das Lenkrad. Es ist Moderator und Entertainer Udo Huber, damals in seinen Zwanzigern, auf dem Weg nach Marokko. In seinem neuen Buch „1975: Die Welt vor 50 Jahren“ taucht er mit Ex-Eiskunstläuferin Trixi Schuba genau in diese Zeit ein. schauvorbei.at hat mit ihm darüber gesprochen.

schauvorbei.at: Udo, wie kam es zur Idee, ein Buch über die Siebzigerjahre zu schreiben – und warum gerade mit Trixi Schuba?
Udo Huber: Das war tatsächlich die Idee des Verlags. Am Anfang dachte ich: „Warum ich? Ich stehe doch eigentlich mit meinen Sendungen für die Achtziger und Neunziger!“ Doch je länger ich darüber nachgedacht habe, desto klarer wurde mir, wie prägend die Siebziger für mich waren. Da war alles dabei: Schule, Matura, Bundesheer, meine ersten Radioauftritte … Das Jahrzehnt war wie ein Sprungbrett in mein späteres Leben. Mit Trixi Schuba habe ich vorher kaum Kontakt gehabt, aber es war spannend, unsere sehr unterschiedlichen Perspektiven zusammenzubringen. Sie war die brave Olympiasiegerin, ich der wilde Revoluzzer mit langen Haaren.

schauvorbei.at: Wie würdest du das Buch beschreiben?
Udo Huber: Es ist kein Doppel-Autobiografie-Projekt, sondern unsere Sicht auf die Siebzigerjahre. Was war damals los? Welche Erinnerungen haben wir? Es ist wie ein Gespräch, das Erinnerungen weckt. Meine Frau zum Beispiel hat beim Lesen gesagt: „Stimmt, das Viertel-Telefon! Daran habe ich gar nicht mehr gedacht.“ Es sind also nicht nur Geschichten von mir, sondern auch von der Zeit selbst – wie wir Dinge erlebt haben, was uns geprägt hat. Zum Beispiel erinnere ich mich darin lebhaft an die große Ölkrise 1973/74. Damals gab es den autofreien Tag. Jedes Auto bekam ein Pickerl mit einem Wochentag, an dem man nicht fahren durfte. Heute klingt das skurril, aber damals war es Alltag.

Oder die Supermärkte: Die Auswahl war überschaubar. Vieles, was heute selbstverständlich ist, gab es damals nicht. Besonders schön finde ich die Erinnerungen an kleine Dinge wie Schokolade um einen Schilling und an die Bensdorp-Fruchtschokolade, an die sich vielleicht die ein oder anderen noch erinnern. Es sind diese kleinen Details, die das Buch lebendig machen.

schauvorbei.at: Ein anderes Thema im Buch ist deine Zeit auf Reisen. Was hast du so erlebt?
Udo Huber: Nach dem Bundesheer bin ich mit einem alten VW Käfer – Baujahr 1956! – auf große Reise gegangen. Das Ziel war Marokko. Ich habe viele Länder bereist, aber irgendwann war das Geld weg. An der Côte d’Azur, in Nizza, hatte ich buchstäblich nichts mehr. Keine Münze, keinen Centime – nur meinen Schlafsack und ein paar Habseligkeiten.

Es war trotzdem eine der besten Zeiten meines Lebens. Ich habe Menschen kennengelernt, die ebenso wenig hatten wie ich, aber mit einer unglaublichen Lebensfreude durchs Leben gingen. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir auch die Konzerte in den Bergen bei Nizza. Eines davon war von Léo Ferré, einem legendären französischen Chansonnier. Solche Momente haben den Geist der Siebziger perfekt eingefangen: Freiheit, Kreativität, die Fähigkeit, aus wenig viel zu machen.

schauvorbei.at: Die 70er scheinen ein prägendes Jahrzehnt für dich gewesen zu sein. Warum?
Udo Huber: Es war eine unglaublich ereignisreiche Zeit. Schon während der Schulzeit war ich als Statist in der Volksoper tätig. Ich trat fast täglich auf, spielte kleine Rollen und hatte sogar die Gelegenheit, mit der Volksoper auf Tournee nach Holland zu gehen. Dort habe ich parallel für Ö1 gearbeitet und Kulturbeiträge für das Mittagsjournal gemacht.

Eine meiner spannendsten Erinnerungen ist mein Interview mit Rudolf Nurejew, einem der legendärsten Tänzer aller Zeiten. Nurejew war exzentrisch und bekannt dafür, kaum Interviews zu geben. Trotzdem bin ich in seine Garderobe gegangen, stellte mich vor und führte das Gespräch. Ich glaube, mein hübsches Aussehen – ich war damals Anfang zwanzig – hat mir dabei geholfen. (lacht)

schauvorbei.at: Mittlerweile feierst du dein 50-jähriges Radio-Jubiläum und stehst nach wie vor hinter dem Mikrofon. Wie blickst du auf deine Karriere zurück?
Udo Huber: Es ist verrückt, dass ich schon so lange dabei bin. Als ich 1981 die Radio-Hitparade auf Ö3 übernommen habe, war das wie ein Ritterschlag. Und später dann der Sprung ins Fernsehen mit „Die Großen 10“. Es ist schön, dass viele Menschen bis heute sagen: „Udo, mit dir bin ich aufgewachsen.“ Das macht mich wirklich stolz.

schauvorbei.at: Gibt es ein Erlebnis, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Udo Huber: Oh, da gibt es so viele! Eine skurrile Situation erlebte ich mit David Hasselhoff bei „Die Großen 10“. Wir drehten in einer kleinen Diskothek in einem Dorf in Oberösterreich, und plötzlich war der ganze Ort auf den Beinen. Wirklich jeder, vom Baby bis zum Großvater, wollte den „Knight Rider“ sehen.

Ein Highlight meiner Karriere war aber sicher der Gastauftritt bei „Dalli Dalli mit Hans Rosenthal. Er war ein beeindruckender Mensch voller Energie und Perfektionismus. Ich habe damals mit meinem ZDF-Partner Viktor Worms sogar mit einer Rekordpunktezahl gewonnen und zwei der berühmten „Das ist Spitze!“-Rufe erhalten. Rosenthal war wohl schon schwer krank, aber er war trotzdem eine unglaubliche Inspiration für mich.

schauvorbei.at: Heute bist du für viele eine Kultfigur. Wie fühlst du dich dabei?
Udo Huber: Es ist ein schönes Gefühl, wenn Menschen auf dich zukommen und sagen, dass du ihre Jugend begleitet hast. Ich habe nichts Großartiges getan, niemanden missioniert, aber ich habe den Menschen Freude bereitet. Das ist schon etwas, das bleibt.

schauvorbei.at: Seit fast 17 Jahren lebst du nun schon mit deiner Frau in Andau, bist aber im 17. Wiener Gemeindebezirk aufgewachsen. Was schätzt du am Burgenland, was du in Wien nicht hattest?
Udo Huber: Die Menschen! Im Burgenland grüßt dich jeder, selbst Kinder auf der Straße. Als Wiener war ich das nicht gewohnt. Meine Frau hatte anfangs Angst in unserem großen Haus in Andau, doch eine Nachbarin sagte: „Do mochst an Schroa und wir san do.“ Das ist das Burgenland: herzlich, offen und hilfsbereit.

schauvorbei.at: Zum Schluss die Frage aller Fragen: War früher wirklich alles besser?
Udo Huber: Das ist eine Frage, die sich wohl jede Generation stellt. Ich glaube, wir leben immer in einer Zeit, die wir später einmal verklären. Dann heißt es: „Damals war alles besser.“ Aber ob das stimmt? Ich denke, es war anders, vielleicht in manchen Bereichen einfacher oder ruhiger.

Früher gab es keine E-Mails, die man täglich in Dutzenden beantworten musste, keine ständige Erreichbarkeit über WhatsApp oder andere Kanäle. Heute jonglieren wir oft zwischen zig Kommunikationswegen und Aufgaben. Das bringt eine enorme Belastung mit sich, die es früher in dieser Form nicht gab. Rückblickend finde ich, dass die Siebziger eine Zeit voller Abenteuer und Unbeschwertheit waren. Vielleicht war das ihr Zauber: weniger Ablenkung, mehr Fokus auf das Hier und Jetzt. Aber besser? Das liegt wohl im Auge des Betrachters.

Vielen Dank für das Gespräch!

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