Kunst und Kultur sind seit jeher Spiegel der Gesellschaft. In ihrer Biografie „Look At Me” lädt Musical-Star Ana Milva Gomes dazu ein, in ebendiesen zu blicken: berührend, schonungslos und auch selbstkritisch schildert die warmherzige Wahl-Wienerin mit kapverdischen Wurzeln ihre Erlebnisse mit Alltagsrassismus. Trotz der Brisanz des Themas sucht man den erhobenen Zeigefinger vergeblich. Im Gegenteil: man findet ein hoffnungsvolles Plädoyer für ein Miteinander auf Augenhöhe.
„Ob beabsichtigt, oder nicht – Diskriminierung passiert“, so Ana Milva Gomes. Sie selbst war als schwarze Frau wiederholt damit konfrontiert – privat, wie im Showbusiness. Das Perfide: Rassismus tarnt sich gern als Humor. Wie darauf reagieren? „Früher habe ich oft darüber hinweggesehen, es weggelächelt“, rekapituliert sie offen. Im Versuch dem Schmerz den Wind aus den Segeln zu nehmen, das perplex-Sein zu überspielen. Heute steht sie ihre Frau.
Erschüttert vom Tod des Afroamerikaners George Floyd wollte Gomes nicht mehr schweigen. Kurz davor kam ihre Tochter Isabella zur Welt. Und jene Welt sollte für die kleine „Izzy“ eine bessere werden. „Sie ist meine Inspiration“, lächelt Gomes: „Sie soll eine Zukunft erleben, in der sie als schwarzes Mädchen ein gleichberechtigter Teil der Gesellschaft ist.“ Mit „Look At Me“ ist der Künstlerin, die heuer den Tolerance Award für ihr Engagement gegen Gewalt und Rassismus erhielt, ein wichtiger Beitrag zu dieser Zukunft gelungen.