In der Biografie „Hausverstand“ werden sehr persönliche Erlebnisse angesprochen, die den Landeshauptmann von seiner verletzlichen Seite zeigen. Denn Hans Peter Doskozil spricht erstmals über sein „Handicap“, wie er die Erkrankung seines Kehlkopfs selbst nennt. Dadurch habe er weiter an seiner positiven Einstellung arbeiten können. Denn: „Wie sagt man so schön? Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere und neue Wege können entstehen“, sieht er optimistisch in die Zukunft. Der Burgenländer sieht sich selbst nicht als „Typ, der sich öffnet“. Dennoch hofft er darauf, dass er dadurch, dass er sich nun ganz privat zeigt, auch ein positives Beispiel für andere Menschen sein kann, die ähnliche Schicksalsschläge erlitten haben. Ein weiterer Grund für diese tiefen Einblicke in sein Leben war, seine Überzeugungen nachvollziehbar darzustellen. „Vielleicht versteht mich der ein oder andere besser, wenn er das Buch gelesen hat“, so Doskozil.
Gelebte Geschichte
Aber nochmal auf Anfang. Seine politische Laufbahn begann nicht auf den Fluren der Universitäten oder in den Büros der Ministerien, sondern auf den Straßen als Polizist. Diese Erfahrung prägte seinen „Hausverstand“ maßgeblich, wie er selbst erzählt. Der direkte Draht zu Menschen und das Verständnis für ihre Anliegen waren für ihn immer zentral. Dabei betont er: „Die Öffentlichkeit hat ein absolutes Maß verdient, Einblicke in diese Prozesse zu bekommen.“ Dass er damit manchmal aneckt, ist ihm allerlei. „Ich bin vielleicht kein Feind in der eigenen Partei, aber dennoch ein Störfaktor, da ich auf Missstände hinweise. Glücklicherweise ist das im Burgenland nicht der Fall“, so der 54-Jährige.
Doskozils Credo
Themen, die ihn politisch bewegen, sind nach wie vor Pflegemodelle, die Gesundheitsvorsorge und Gehälter. Von den Medien wünscht er sich: „Die Politik muss von kritischem Journalismus gefordert werden.“ Dabei spielt er vor allem auf die angespannte Lage in der Pflege und im Gesundheitswesen an. Sein wichtigstes Credo, an dem er auch selbst gemessen werden will, ist weiterhin: „Das Ergebnis der Partei ist das Wichtigste – nicht das einer Einzelperson.“ Daher sieht er keinen Sinn in Spitzenkandidaten, die es nicht schaffen, die Partei wie ein Zugpferd zu ziehen. Politik sei nach wie vor „die geliehene Macht der Bevölkerung“. Ein Comeback auf Bundesebene schließt er dabei kategorisch aus.
Der Schriftsteller in ihm
Nichtsdestotrotz: Sein neues Feld als Autor steht ihm gut. Denn der Politiker hat selbst zur Feder gegriffen und die Kapitel über seine Kindheit, politische Bereiche, das Präsidium und Korruption verfasst. Sie selbst zu schreiben, war insofern wichtig, um eine Innenperspektive zu bekommen und bedeutende Bereiche seines Lebens zu verstehen. Dazu gehört auch seine Kindheit an der Grenze zwischen dem Burgenland und der Steiermark. Diese war für ihn prägend. Sie hat ihm ein Gefühl des Familienzusammenhalts vermittelt. Allerdings sieht er sich heute gedrängt, diese wechselseitige familiäre Unterstützung näher in Richtung des Staates zu bringen. Dabei betont er: „Die Zeiten haben sich geändert und darauf muss man reagieren.“ Und worauf schreibt ein Landeshauptmann seine Memoiren, an denen er zwei Jahre gearbeitet hat? Für ihn ganz klar: „Auf dem Tablet. Damit erledige ich auch einige Verwaltungsangelegenheiten und digitale Signaturen“, erklärt er.