Story

Kabarettist Michi Buchinger serviert sein erstes Kochbuch

Klassisch, makellos, ernst: All das trifft so gar nicht auf Michi Buchingers erstes Kochbuch zu. Der Influencer, Podcaster und Kabarettist zeigt sich in seinem neuesten Werk wie gewohnt authentisch – und das gilt auch für die insgesamt 60 Rezepte vom Cauliflower-Rice bis zum Chips-Toast.
Michi Buchinger mit einem Hühnerflügel in der Hand vor schwarzem Hintergrund
Mit „Buchingers Kochbuch“ hat der Influencer sein mittlerweile fünftes Buch herausgebracht. © Kevin Ilse/Brandstätter Verlag

Gutes Essen muss nicht perfekt aussehen: Das weiß Influencer und Kabarettist Michi Buchinger schon lange. Nachdem er in seinen legendären Youtube-Kochvideos nicht nur einmal fast die Küche abgefackelt hat, ist nun sein erstes Kochbuch erschienen. Wir haben mit dem gebürtigen Burgenländer über seinen Zugang zum Kochen, trügerische Perfektion und Zukunftspläne gesprochen.

schauvorbei.at: Erst kürzlich hast du dein erstes Kochbuch veröffentlicht. Eigentlich bist du ja für Youtube-Kochsessions mit hohem Pannen-Risiko bekannt – und auf dem Buchcover steht, dass du nicht gerne kochst. Warum hast du dich ausgerechnet für ein Kochbuchprojekt entschieden?

Michi Buchinger: Ich koche nicht gerne, aber ich kann es sehr gut! Die ersten Bausteine für meine Kochbuch-Karriere habe ich eigentlich schon mit 16 Jahren in Müllendorf, wo ich aufgewachsen bin, gelegt. Bei einem meinen ersten Youtube-Videos im Jahr 2009 fand ich es lustig, mich vor die Kamera zu stellen und zu kochen. Schon damals wollte ich nichts Konventionelles machen, deshalb habe ich mir ein eigenes Gericht überlegt – den Chips-Toast. Er besteht aus zwei Scheiben Toastbrot, zwei Scheiben Toastkäse und ein paar Chips. Überraschenderweise ist das Video sehr gut angekommen und ich dachte mir: „Ok, offensichtlich gibt es den Wunsch, Kochvideos zu sehen, die nicht perfekt inszeniert sind und die Dinge so zeigen, wie sie tatsächlich sind.“ In den darauffolgenden zehn bis 15 Jahren haben meine Kochvideos sehr von meinem Küchenchaos gelebt. Irgendwann gab es dann die Anfrage von einem Verlag, ob ich nicht den Spirit dieser Videos in ein Kochbuch packen möchte. Das hatte ich mir schon früher öfter überlegt, aber die Zeit war noch nicht reif dafür gewesen.

Das heißt, du musstest wahrscheinlich auch nicht lange überlegen, wie du dem Verlag antwortest.

Michi Buchinger: Genau. Ich habe die Person, die für die Kochbücher zuständig ist, im Jahr 2021 kennengelernt, das war auf einer Party. Sie hat mir damals erzählt, dass sie bei einem Verlag arbeitet, der Kochbücher herausgibt. Und schon in diesem Moment habe ich mir „Yes!“ gedacht und angefangen, mein Kochbuch zu konzipieren – natürlich ohne es ihr zu sagen. Ein Jahr später hat sie sich schließlich per Instagram bei mir gemeldet und mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, ein Kochbuch zu machen. Meine Antwort war: „Klar – und ich habe hier schon ein fertiges Konzept für dich.“

Hattest du dir zu diesem Zeitpunkt schon konkrete Rezepte überlegt oder ausprobiert?

Michi Buchinger: Ja! Immer, wenn mir in der Küche etwas besonders gut gelungen ist, habe ich das jeweilige Gericht schon für ein mögliches Kochbuch vorgemerkt. Manche der Rezepte habe ich ursprünglich im Internet aufgeschnappt und im Laufe der Zeit immer weiter abgewandelt, bis sie meinem Geschmack entsprachen. Andere stammen aus der Familie, sowohl von meiner als auch aus der meines Partners Dominik. Herausgekommen ist eine Sammlung meiner 60 liebsten Rezepte.

Das Buch ist bunt, frech und voller Anekdoten aus deinem Leben. Ist diese persönliche Note, die man vor allem von deinen Social-Media-Accounts kennt, auch im Buchsektor dein Erfolgsrezept?

Michi Buchinger: Ja klar! Ich glaube nicht, dass sich die Leute mein Kochbuch kaufen, weil sie sich geniale Kücheneinblicke erwarten oder Gerichte, von denen sie noch nie zuvor gehört haben. Ich bin ein Alltagskoch und koche sehr gut, aber Ausgefallenes wird man bei mir nicht finden. Mein Kochbuch lebt von meiner Personality und deshalb war es mir auch wichtig, für die Leser – wie auch in meinen vorhergehenden vier Büchern – lustige Anekdoten aus meinem Privatleben einzubinden.

Und das dürfte gut bei deinen Fans ankommen.

Michi Buchinger: Ich muss sagen, dass ich mit einer Community gesegnet bin, die mich und meine Projekte akzeptiert. Solange ich jetzt nicht beschließe, Deutsch-Rap zu machen, sind die meisten mit Begeisterung dabei. Das weiß ich sehr zu schätzen, denn ich probiere gerne Neues aus. Ich glaube, das ist manchmal auch mein Problem im Leben, dass ich an so vielen Dingen interessiert bin. (lacht)

Laut derzeitigem Ranking liegt dein Buch vor jenem von Kochprofi Sepp Schellhorn. Wie findest du das?

Michi Buchinger: Sepp Schellhorn kommt aus der Genussszene und kennt sich richtig gut aus. Da hat es mich schon gefreut, im Ranking ein bisschen weiter vorne zu sein. Wobei man sagen muss: Sein Buch ist bereits vor ein paar Monaten herausgekommen und meines ist neuer, auch daher ergibt sich diese Platzierung. Trotzdem finde ich es irgendwie super, dass die Grenzen dieser Tage ein bisschen verschwimmen. Sepp Schellhorn ist jetzt ein Social-Media-Star und ich strecke meine Fühler in der Kochwelt aus. Schön, dass alles nicht mehr so schwarz-weiß ist wie früher.

Besonders im Bereich der Kochbücher beobachte ich den Trend, dass Leute, die nicht fürs Kochen bekannt sind, Kochbücher veröffentlichen – zum Beispiel Dolly Parton oder Pamela Anderson. Ich finde das total witzig.

Deine berühmt-berüchtigten Hasslisten durften natürlich auch im neuen Kochbuch nicht fehlen. Was hasst du denn an anderen Kochbüchern am meisten?

Michi Buchinger: An Kochbüchern hasse ich sehr vieles. Vor allem, dass sich die meisten Autoren präsentieren, als hätten sie das perfekte Leben. Um 5 Uhr aufstehen, dann gleich in der Küche köstliche Frühstückstacos zubereiten … Also bitte, das kann mir doch niemand erzählen! Ich bin heute um 8 Uhr aufgestanden und habe noch nichts gefrühstückt außer einen schwarzen Kaffee, und vielleicht gibt’s nachher a Tschick.

Dann schreiben die Autoren oft, wie toll ausgestattet ihre Vorratskammer ist. So etwas habe ich auch nicht. Der Supermarkt um die Ecke ist meine persönliche Vorratskammer. Wenn ich etwas kochen will, muss ich einkaufen gehen. Ich bin einfach sehr intuitiv und chaotisch, aber ich denke, das sind wahrscheinlich die meisten Leute.

Auch im Food-Sektor auf Social Media dreht sich alles um Perfektion. Wie stehst du dazu, spricht dich so etwas an?

Michi Buchinger: Ich finde, dass man beim Anblick fast schon ein schlechtes Gewissen bekommt. Bei den Food-Influencern sieht alles so toll aus, und wenn man das Rezept nachkocht, sieht das fertige Gericht aus, als hätte man es auf der Straße gefunden. Deshalb war mein Anspruch – und auch der des Verlags –, dass ich alle Gerichte für mein Buch selbst koche, damit es echt und natürlich aussieht.

Anfangs hatte ich ja erwartet, dass ich es wie ein typischer Promi machen soll: dem Verlag meine 60 Rezepte schicken, die die Profis dann kochen und abfotografieren, und ich komme irgendwann für zwei Tage ins Fotostudio, halte eine Pfanne und lache in die Kamera. Aber nein, der Verlag wollte, dass ich alles selbst koche und dabei fotografiert werde. Und das war super. Ich habe mit einem sehr talentierten Food-Fotografen zusammengearbeitet, den ich seit sieben Jahren kenne, mit Kevin Ilse. Der weiß, wie ich drauf bin. Natürlich mussten wir ihm manchmal sagen: „Okay, bitte weniger perfekt“. Das hat er aber sehr schnell verstanden.

Klingt lustig, aber auch zeitaufwendig. Wie lange hat es gedauert, das Buch fertigzustellen?

Michi Buchinger: Die ersten Meetings zum Buch haben während Dancing Stars 2023 stattgefunden. Danach ging es eigentlich ziemlich flott. Die Rezeptfindung und das Niederschreiben haben in etwa zwei Monate in Anspruch genommen, die Texte und Geschichten rund einen Monat. Danach wurde zwei Wochen am Stück gekocht und geshootet. Ich fand es angenehm, dass wir die fertigen Texte und Fotos einfach in die Hände anderer Leute aus dem Verlag geben konnten – für Grafik, Lektorat etc. Das war ich von meinen anderen Büchern gar nicht so gewohnt, da habe immer nur ich gemeinsam mit einem Lektor daran gearbeitet. Aber beim Kochbuch waren wirklich sehr viele sehr kreative Menschen involviert.

Was ist dein persönliches Lieblingsrezept aus dem Buch?

Michi Buchinger: Das Kapitel, dessen Gerichte ich besonders schätze, heißt „Sieht scheiße aus, schmeckt aber gut“. Ich esse sehr gerne Currys und Eintöpfe – also Speisen, die meistens ziemlich gesund sind und gut schmecken, aber einfach nicht schön daherkommen. Weil es jetzt wieder kühl wird, würde ich sagen, dass das Chili mit Faschiertem und Kidneybohnen mein Favorit ist. Das habe ich erst kürzlich während dieses fürchterlichen Hochwassers gekocht und das ganze Wochenende gegessen.

Gibt es schon Pläne für ein nächstes, sechstes Buch und wird dieses den ersten vier Büchern entsprechen?

Michi Buchinger: Grundsätzlich würde ich schon gerne wieder ein Buch machen, das so ist wie die ersten vier. Aber momentan bin ich in einer anderen Phase und werde deshalb für Buch Nummer sechs in die fiktive Richtung gehen. Die Geschichte soll zwar auf meinem Leben basieren, aber in einer fiktiven Welt spielen.

Scheint, als wärst du mit all deinen Projekten gut aufgestellt für den Fall, dass es mit Social Media einmal nicht mehr so gut läuft. Wie wichtig ist dieser Aspekt für dich?

Michi Buchinger: Es ist immer so ein bisschen meine Sorge, dass es mit Social Media nicht ewig so gut weiterläuft. Nicht wegen persönlicher Skandale – weil ich glaube, bei einem Skandal würden noch mehr Menschen meine Bücher kaufen. (lacht) Eher kann ich mir vorstellen, dass dieser Influencer-Hype irgendwann vorüber ist. Das wird ja auch von Experten prognostiziert.

Ich finde es ja generell ein bisschen grenzwertig, wenn man immer von einer Plattform abhängig ist. Wenn Instagram eines Morgens beschließt, den Algorithmus zu ändern, oder wenn die Seite für einige Stunden nicht funktioniert, beeinflusst das die ganze Arbeit. Das habe ich immer schon als stressig empfunden.

Deshalb schaue ich, dass ich über Buchprojekte, Kabarett-Auftritte und Co ein paar andere Standbeine habe. Dieses Jahr war mein großer Vorsatz, Schauspieler zu werden, aber das ist nur bedingt gelungen. (lacht) Es gab ein paar Engagements, aber ich glaube, da ist mir wieder zum Verhängnis geworden, dass ich zu viele andere Dinge mache. Zuletzt hatte ich eine Anfrage für eine ARD-Serie, aber am Drehtag hatte ich leider andere wichtige Termine und so kam es nicht zustande. Ich kann also nicht die 100 Prozent geben, die man wahrscheinlich von einem neuen Schauspieler erwarten würde.

Dennoch bleibt die Schauspielerei eine deiner Leidenschaften?

Michi Buchinger: Auf jeden Fall, es sollte aber schon etwas Lustiges sein. Ich bin zum Beispiel in einer Szene der ORF-Serie „Biester“ zu sehen und kürzlich habe ich eine Anfrage für eine Weihnachtskomödie erhalten, vielleicht wird das was. Die Leute melden sich bei mir, hie und da gehe ich zu einem Casting, und dann schaue ich, was sich ergibt.

Worauf dürfen sich die Fans in den kommenden Monaten freuen?

Michi Buchinger: Im Oktober absolviere ich meinen allerletzten Kabarett-Auftritt vor einer dreijährigen Kabarett-Pause, die ich mir selbst auferlegt habe, um mich ein bisschen auf andere Dinge zu konzentrieren. Und dann fange ich an, mein sechstes Buch zu schreiben.

Wir wünschen viel Erfolg! Danke für das Gespräch!

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