Story

Erfolgsmodell Burgenland: Didi Tunkel und Mario Schwann im Talk

schauvorbei.at hat Tourismuschef Didi Tunkel und Mario Schwann, General Manager des Designer Outlet Parndorf, zum Doppelinterview im my burgenland Shop getroffen. Ein Gespräch über das Zusammenspiel von Tourismus und Shopping, die Bedeutung von Nachhaltigkeit – und darüber, wie wichtig es ist, sich ständig neu zu erfinden.
Erfolgreiche Zusammenarbeit: Mario Schwann (l.) und Didi Tunkel vor dem Ausschank- und Take-Away-Bereich des my burgenland Shops im Designer Outlet Parndorf. © Bernadette Strobl

schauvorbei.at: Herr Tunkel, der burgenländische Tourismus hat es geschafft, trotz nasskalten Sommerwetters im Plus zu bleiben. Von Jänner bis Juli 2025 wurden 1.935.763 Nächtigungen gezählt, was einer Steigerung von 1,7 % gegenüber dem Vergleichszeitraum 2024 entspricht. Wie gelingt es, dass man auch bei wetterbedingten Herausforderungen für Gäste attraktiv bleibt?
Didi Tunkel: Unser Riesenvorteil ist, dass wir auf kleinem Raum vier hervorragende Thermen haben. Wenn es im Sommer regnet und die Strandbäder am Neusiedler See leer bleiben, sind sie eine wichtige Stütze und große Nächtigungsbringer. Das hat uns insbesondere im Juli – es war der nasseste seit 2012 und zugleich trübste seit Beginn der Messreihe 1925 – geholfen. Dass es dann so gut für uns ausgegangen ist, hat mich trotzdem überrascht. Andere Bundesländer wie die Steiermark oder Kärnten hatten mit den Wetterbedingungen stärker zu kämpfen.

schauvorbei.at: Wie wichtig ist es in diesem Zusammenhang, das Burgenland als Tourismusregion zu stärken und entsprechende Angebote sowie Initiativen zu entwickeln? 
Didi Tunkel: Extrem wichtig. Es ist essenziell, über eine vielfältige Angebotspalette zu verfügen und verschiedenste Zielgruppen ansprechen zu können. Die Hauptmotive für einen Urlaub im Burgenland sind Radfahren, Wandern und Spazierengehen in der Natur, Kulinarik und Wein, Erholung und Wellness in der Therme und an den Seen sowie Kultur. Um diese Säulen zu stärken, neue Angebote zu entwickeln und um darauf aufmerksam zu machen, haben wir viel investiert. Und man sieht: Es hat sich ausgezahlt.

Bei meiner Neubewerbung als Tourismuschef ist mir wieder bewusst geworden, was wir in den vergangenen fünf Jahren alles erreicht haben – angefangen beim Bonusticket in der Coronazeit über die Burgenland Card und die Praktikumsoffensive bis hin zu neuen Events wie dem See Opening sowie der stetigen Verbesserung der Infrastruktur. Wir haben zum Beispiel neue Radstrecken wie den Bahntrassen-Radweg und 15 Themenwanderwege, darunter den „Drei Weinberge Rundweg“, der an Buschenschänken und Kellerstöckl vorbeiführt, geschaffen. Auch strukturell ist viel passiert. Wir haben die Burgenland Tourismus GmbH zu einem effizienten Top-Unternehmen umgebaut und das digitale Meldewesen eingeführt. Seit Kurzem tragen außerdem alle drei Tourismusregionen – Nordburgenland, Mittelburgenland-Rosalia und Südburgenland – für ihre Anstrengungen in Sachen Nachhaltigkeit das Österreichische Umweltzeichen sowie das international anerkannte TourCert-Siegel.

Wie auch in jedem Unternehmen, das erfolgreich sein möchte, muss man sich stetig weiterentwickeln und neue Pfade beschreiten. Und das werden wir weiterhin tun.

schauvorbei.at: Welche Rolle spielt der my burgenland Shop, der 2023 im Herzen des Designer Outlet Parndorf eröffnet wurde, bei der Markenstrategie des Burgenland Tourismus?
Didi Tunkel:
Der my burgenland Shop ist ideal, um die Marke Burgenland einem Millionenpublikum näherzubringen. Er ist sozusagen unser hybrides Lebensraum-Marketingprojekt und verbindet Tourismus mit burgenländischer Authentizität. Vor Ort und auch online warten Hunderte Produkte heimischer Produzenten darauf, entdeckt zu werden. Ich bin dankbar, dass uns Mario Schwann dahingehend beraten hat, beim my burgenland Shop auch auf Gastronomie zu setzen. Handel allein ist in Zeiten wie diesen schwierig, insbesondere was Wein betrifft. Die Gastronomie auf der großzügigen Terrasse hat sich super entwickelt.

Für uns ein enormes Asset: 2024 sind 7,2 Millionen Gäste ins Designer Outlet Parndorf gekommen. 6,5 Millionen hatten bei ihrem Besuch direkten Kontakt mit der Marke Burgenland und 194.000 Menschen waren länger als eine Minute im Shop. Insgesamt hatte der my burgenland Shop im Vorjahr 834.000 Euro Werbewert für uns – das rechnet sich.

Wenn mich also jemand fragt, ob sich der my burgenland Shop rentiert, ist die Antwort ein klares „Ja!“. Auch die Winzer, die ihre Produkte hier präsentieren und dafür einen kleinen jährlichen Marketingbetrag zahlen, erkennen die Umwegrentabilität und schätzen den Shop, unabhängig von der Anzahl der verkauften Flaschen.

Mario Schwann: Der my burgenland Shop ist eine tolle Möglichkeit, heimische Winzer und Produzenten einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, die man sonst nicht erreichen würde. Unser Publikum repräsentiert nicht nur den Österreicher, sondern auch den Europäer und den internationalen Gast. Das Ziel ist, dieses Publikum aller Altersklassen auf das Burgenland und seine Produkte aufmerksam zu machen und sie direkt zu den Produzenten zu bringen. Ich glaube, das haben wir mit unserer Zusammenarbeit sehr gut geschafft.

Auch abseits des Shops sehen wir uns als Partner des burgenländischen Tourismus. Wir holen viele Tages- und sogar Wochenendgäste zu uns, die erst durch das Outlet auf die Region aufmerksam werden.

schauvorbei.at: Das Credo des Designer Outlets ist, Shopping und Erlebnis zu verknüpfen. Wie fügt sich der my burgenland Shop hier ein?
Mario Schwann: Shopping ist heutzutage viel mehr als nur Einkaufen, es ist zu einer Freizeitbeschäftigung geworden. Natürlich steht unser Marken-Mix mit 160 Stores im Vordergrund, es geht aber auch um das Drumherum, um Atmosphäre, Entertainment und Kulinarik. Gastronomieangebote wie im my burgenland Shop spielen für die Customer Experience im Outlet eine wichtige Rolle.

schauvorbei.at: Noch einmal zurück zum Thema Nachhaltigkeit, das vorhin kurz von Herrn Tunkel angesprochen wurde. Welche Rolle spielen Klimaschutz und Ressourcenschonung für das Outlet und den burgenländischen Tourismus?
Mario Schwann: Von Energie über Abfall und Transport bis hin zum Gebäudemanagement: Nachhaltigkeit ist für einen Shoppingcenter-Betreiber ein wichtiges Thema. Wir setzen unter anderem auf flächendeckende LED-Beleuchtung, eine Photovoltaikanlage zur Energieversorgung des Centers, auf Wärmepumpen und eine „Zero-Landfill-Politik“. Wir bieten einen der größten E-Ladehubs Österreichs und einen Bus-Shuttleservice für Gäste an, die nicht mit dem Auto anreisen.

Maßnahmen wie diese werden auch durch Zertifizierungen bestätigt: Erst kürzlich wurden wir mit der renommierten Zertifizierung BREEAM In-use in der Bestkategorie „Exzellent“ ausgezeichnet. Damit zählt das Outlet nicht nur zu den nachhaltigsten Shoppingdestinationen Europas, sondern auch zu den Top 20 Prozent aller BREEAM In-use-zertifizierten Gebäude weltweit. BREEAM – Building Research Establishment Environmental Assessment Method – ist eines der weltweit führenden Bewertungssysteme für Nachhaltigkeit und beurteilt Kriterien wie Energieeffizienz, Wasserverbrauch, Abfallmanagement sowie Gesundheit und Wohlbefinden der Gebäudenutzer.

Nicht nur für den Tourismus, auch für das Outlet gilt: Es ist wichtig, sich stetig zu verbessern und immer wieder an den Stellschrauben zu drehen, um auf neue Bedürfnisse und Entwicklungen eingehen zu können. Das betrifft nicht nur Nachhaltigkeitsmaßnahmen, sondern zum Beispiel auch die öffentliche Anbindung aus Wien, Bratislava und Budapest, Aktionen, Events oder Sonderöffnungszeiten.

Didi Tunkel: Als ich gesehen habe, dass es die Möglichkeit gibt, nachhaltige Destinationen zertifizieren zu lassen – es gibt in diesem Bereich das Österreichische Umweltzeichen, das TourCert- und das Green-Destinations-Gütesiegel –, wollte ich mich dem Projekt unbedingt annehmen. Für viele ist die Zertifizierung aller drei Regionen und 171 Gemeinden nur eine Schlagzeile. Was dahintersteckt, ahnen die wenigsten. Damit meine ich nicht nur den aufwendigen Prozess an sich, in dem es darum geht, 119 Kriterien zu erfüllen, sondern auch die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Politik und Stakeholdern, auf die ich sehr stolz bin. Alle 171 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister haben unterschrieben und waren dahinter, die Parteipolitik haben sie außen vor gelassen.

Bei der Doppelzertifizierung des gesamten Burgenlandes mit dem Österreichischen Umweltzeichen und dem TourCert-Gütesiegel geht es nicht um direkte Erträge, sondern um Weiterentwicklung und eine Investition in die Zukunft. Denn im Zuge des Prozesses haben wir den Status quo erhoben, Maßnahmenpakete für die nächsten Jahre geschnürt und viele Akteure und Stakeholder zusammengebracht, um gemeinsam auf die weitere Reise zu gehen.

schauvorbei.at: Welche Zukunftspläne gibt es für den my burgenland Shop und das Designer Outlet Parndorf?
Didi Tunkel: Wir haben vor, die Gastro auszubauen und Kooperationen zu intensivieren, wie etwa Verkostungen mit den Produzenten und Winzern im Shop. Verkostungen werden sehr gut angenommen und sind ein absolutes Win-win. Sowohl für den Winzer, als auch für den Shop. Eine andere Kooperation haben wir mit der Volkshilfe umgesetzt: Bei „Mamas Küche“, einem Sozialprojekt im Südburgenland, werden Arbeitsuchende in einer Backstube beschäftigt, um ihnen den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt zu erleichtern. Die Teilnehmer des Projekts stellen jetzt die Kekse mit dem Burgenland-Logo – der Sonne – her, die es hier im Shop zum Kaffee gibt.

Auch für die Weihnachtszeit haben wir viel vor. Der my burgenland Shop geht ja immer mit auf Reisen, wenn sich das Burgenland von seiner genussvollen Seite präsentiert, zum Beispiel beim Hamburger Hafenfest mit zwei Millionen Besuchern. Heuer neu ist unsere Kooperation mit dem Weihnachtsmarkt in Schönbrunn, der jährlich rund 1,6 Millionen Besucher anzieht. Da wird man die Krippe, die in Mörbisch steht, als Werbeplattform sehen, samt Gastro und Weinverkauf.

Mario Schwann: Von den Shops über unsere Kulinarikangebote bis hin zum Kinderprogramm: Wir wollen weiterhin das Beste aus allen Bereichen für die Kunden hier am Standort vereinen und so dafür sorgen, dass sie positive Energie aus ihrem Besuch mitnehmen und gerne wiederkommen. Derzeit gibt es schon einige Ideen und Gespräche, wie wir das Burgenland in der Weihnachtszeit ins Center bringen können.

schauvorbei.at: Vielen Dank für das Gespräch! 

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