Ein Familientreffen, das nichts als Stille hinterlässt – und doch so viel erzählt. In „DER NAME“ führt Jon Fosse in die intime Welt einer Familie, die zwischen Krankheit, Einsamkeit und schwelenden Konflikten schweigt, wo Worte selten und bedeutungsschwer sind. Ein Mädchen kehrt hochschwanger zurück nach Hause, begleitet vom Vater ihres ungeborenen Kindes. Doch anstatt Fragen oder Anteilnahme bleibt alles im Unausgesprochenen – ein Karten spielendes Schweigen, ein Buch lesendes Abseitsstehen, ein Geldschein, der den Weg in die Tasche findet.
Fosse, der Meister des Zwischen-den-Zeilen, eröffnet mit minimalistischer Sprache und einem Rhythmus des Schweigens eine unendliche Gedankenwelt. Das scheinbar Ereignislose wird zu einer Leinwand für Staunen, Zweifeln und Reflexion. Was bedeutet es, wirklich zu kommunizieren? Was heißt es, lebendig zu sein, wenn der Alltag zur Krise wird?
In seiner poetischen Einfachheit wirft Fosse Licht auf das Paradoxe unserer Zeit: Nie war Kommunikation einfacher, doch das Verstehen bleibt oft auf der Strecke. Während die Welt kleiner wird, rückt jede*r Einzelne weiter in Isolation. Und dennoch, in der Stille dieser Bühne, schafft Fosse Raum für Hoffnung – eine Hoffnung, die im Unsagbaren keimt und in der Verzweiflung den Blick auf ein neues Morgen öffnet.
Der Literaturnobelpreisträger 2023 schenkt dem Theaterabend nicht nur die Reflexion unserer Gegenwart, sondern auch die Einladung, im Schweigen die Sprache zu finden und im Dunkeln ein Licht zu sehen.