Was passiert, wenn ein junger Mann sein Leben einem alten Mann opfert – und am Ende doch vergessen wird? In Martin Walsers Stück „In Goethes Hand“, das ab 10. Mai im Theater zum Fürchten zu sehen ist, gerät der angehende Dichter Johann Peter Eckermann in das Magnetfeld eines literarischen Titanen – und findet nicht mehr hinaus.
Die Geschichte beginnt wie ein klassisches Lehrlingsmärchen: Eckermann reist nach Weimar, um Goethe zu treffen. Ein Empfehlungsschreiben soll’s richten, um endlich in Literaturzeitschriften veröffentlicht zu werden und genug Geld zu verdienen, um seine Verlobte Hannchen heiraten zu können. Doch statt Karriere macht Eckermann Dienst. Zehn Jahre lang, unbezahlt, ungewürdigt, als Sekretär, Zuarbeiter, Schattenwesen.
Bruno Max inszeniert Walsers frühes Stück mit viel Gespür für die Groteske hinter der Größe: Ein dysfunktionaler Haushalt aus Versagern, Verlorenen und Verdrängten bildet das Bühnenbild rund um den greisen Goethe (gespielt von Hans-Jürgen Bertram) – darunter der trunkene Diener Stadelmann, der resignierte Sohn August und die chaotische Schwiegertochter Ottilie. Und Eckermann? Der verschwindet. Erst als Mensch, dann als Dichter. Übrig bleibt nur seine literarische Fußnote: die „Gespräche mit Goethe“.
Ein kluger, ironisch gebrochener Theaterabend über narzisstische Überväter, stille Aufopferung und die Tragik literarischer Zweitklassigkeit – mit Walsers unbestechlichem Blick auf die Mechanik des Ruhms und den Preis des Genies.
Premiere: Samstag, 10. Mai 2025, 19:30 Uhr
Weitere Vorstellungen:
Do–Sa, 15.–17. Mai, jeweils 19:30 Uhr
So, 18. Mai, 17:00 Uhr
Di, 20. Mai, 19:30 Uhr
Do–Sa, 22.–24. Mai, jeweils 19:30 Uhr