Im Herbst und Winter 2024 zeigt das Bank Austria Kunstforum Wien eine große Retrospektive zum Werk Paul Gauguins – die erste in Österreich seit 1960. Die Ausstellung begleitet Gauguin von seinen Anfängen als Postimpressionist bis hin zu seiner Vorreiterrolle als einer der Väter der Moderne und umfasst alle Facetten seines Schaffens: Malerei, Graphik und Skulptur.
Gauguin, im Paris der 1860er Jahre und als erfolgreicher Banker großgeworden, entschließt sich erst spät für die Bildende Kunst. Gemeinsame erste Ausstellungen mit den Impressionisten initiieren eine Karriere voller Hindernisse und Ablehnungen. Sein Kunstwollen, ausgerichtet auf eine Infragestellung der Tradition und der überkommenen Sehgewohnheiten, zielt auf die Entwicklung einer neuen Formensprache, die der Moderne – Abstraktion, Fauvismus, und Expressionismus den Weg ebnet. Aus der Reduktion in die Fläche, aus der Neubewertung der Farbe in formaler und inhaltlicher Sicht und der Konzentration der Bildsprache auf das Wesentliche entwickelt Gauguin ein Bildkonzept, das auch in der Definition des Bildes bis weit in das 20. Jahrhundert führt – und das Künstler nicht nur seiner Generation vielfältig angeregt hat.
Eng verbunden mit einer Sehnsucht nach Neuem und Fernen, sowohl in Bildsprache als auch Lebensweise, ist er Zeit seines Lebens angefeindet und unverstanden. Heute, unter den Aspekten von postkolonialistischem Diskurs und Sexismus- und Missbrauchs-Debatten, hinterfragen wir die Figur und die Haltung eines Künstlers, dessen formalästhetisch neues und aufregendes Werk uns weiterhin begeistert.