Wenn sich der Sommer dem Ende neigt und der Herbst Einzug hält, verwandeln sich elf geschichtsträchtige Orte in Niederösterreich in klingende Bühnen. Die „Serenadenkonzerte des Landes Niederösterreich – Musik am Ursprung“ gehen 2025 in ihre 65. Saison – und feiern damit nicht nur eine traditionsreiche Konzertreihe, sondern auch die Musik selbst als kulturelles Gedächtnis. Von Ende August bis Anfang November laden hochkarätige Interpretinnen und Interpreten an Originalschauplätzen zu musikalischen Begegnungen der besonderen Art – heuer erstmals auch in der ehemaligen Synagoge St. Pölten.
Den Auftakt bildet am 31. August die Carl-Zeller-Serenade im Schloss St. Peter in der Au, wo Werke des ortsverbundenen Komponisten gemeinsam mit Operettenjuwelen von Johann Strauss Sohn zu hören sind. Nur eine Woche später, am 7. September, erklingen im Schloss Atzenbrugg bei der Schubert-Matinee und -Serenade neben Liedern von Franz Schubert auch Kammermusik von Mendelssohn und Schumann – ein musikalisches Heimspiel für die Schubertiade im historischen Schubertsaal.
Am 12. September steht im Schlosstheater Laxenburg das Wienerlied im Mittelpunkt: Unter dem Titel „Das Glück is a Vogerl“ rezitiert Erwin Steinhauer Texte von Qualtinger, Artmann & Co., begleitet von Schrammelmusik der OÖ Concert-Schrammeln. Zwei Tage später, am 14. September, widmet sich die Randhartinger-Serenade in Schloss Ruprechtshofen dem Namensgeber und seiner Zeit. Neben Liedwerken wird auch sein selten gespieltes „Grand Trio“ sowie Musik von Rachmaninow und Schostakowitsch geboten.
Das Schönberghaus Mödling wird am 21. September zur Bühne für Schönberg, Schubert und Mahler. Das Konzert auf Schönbergs eigenem Flügel, ergänzt um Rezitationen aus Briefen, zählt zu den atmosphärisch dichtesten Abenden der Reihe. Nur eine Woche später, am 28. September, kehrt Tenor Michael Schade gemeinsam mit Lucija Varsic und Justus Zeyen zur Hugo-Wolf-Serenade in die Burg Perchtoldsdorf zurück – ein Liederabend mit starker emotionaler Tiefe.
Im Oktober geht die Reise weiter: Am 5. Oktober wird in der Kirche zur heiligen Katharina in Oberdürnbach nicht nur der Komponist Gottfried von Einem geehrt, sondern auch dessen Frau, die Schriftstellerin Lotte Ingrisch – mit Musik und Texten. Die Beethoven-Serenade am 12. Oktober im Haus der Kunst Baden widmet sich der Cellistin Lise Christiani, einer Pionierin ihrer Zeit. Neben Werken von Beethoven, Schubert und Pauline Viardot wird aus ihrem Reisetagebuch gelesen.
Ein Heimspiel feiert auch die Joseph-Haydn-Serenade am 19. Oktober im Haydn Geburtshaus in Rohrau. Sopranistin Chelsea Marilyn Zurflüh interpretiert gemeinsam mit dem TrioVanBeethoven u.a. Haydns Bearbeitungen schottischer Volkslieder – ein Abend, der Volkskultur und Hochkultur elegant verbindet. Einen besonderen Akzent setzt heuer die neue Kooperation mit der ehemaligen Synagoge St. Pölten: Am 26. Oktober findet dort eine berührende Serenade mit Werken von Hans Gál, Karl Rankl, Alexander Zemlinsky und Händel statt – als musikalisches Gedenken im Jahr „80 Jahre Kriegsende und Befreiung“.
Den Abschluss bildet die Krenek-Serenade am 2. November im Salon Krenek in Krems. Mit Liedern von Ernst Krenek, Schubert und Samuel Barber sowie dessen berühmtem „Adagio“ und „Dover Beach“ schließt sich ein Kreis, der von der Geschichte über das Persönliche bis hin zur künstlerischen Avantgarde reicht.