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Die Tänzerin Yvonne Georgi wirft Fotos in die Luft. Neben ihr steht ein Mann und schaut den Fotos beim Fallen zu. © Maria Austria / Maria Austria Institute, Amsterdam
Tänzerin Yvonne Georgi wirft Fotos in die Luft. 1950 © Maria Austria / Maria Austria Institute, Amsterdam
21.06.2023

Maria Austria – Eine Fotografin im Exil

Das Jüdische Museum Wien zeigt bis 14. Jänner 2024 erstmals in Österreich eine Einzelausstellung der herausragenden Fotografin Maria Austria (1915– 1975).

Das Jüdische Museum Wien zeigt bis 14. Jänner 2024 erstmals in Österreich eine Einzelausstellung der herausragenden Fotografin Maria Austria (1915– 1975). Sie wurde als Marie Oestreicher in eine deutschsprachige jüdische Ärztefamilie in Karlsbad geboren, in Wien ausgebildet und machte im Exil in den Niederlanden ab 1937 bzw. 1945 Karriere.
Mit großer Neugierde und mit einem professionellen und gleichzeitig emotionalen Blick gelang es ihr, eine ebenso moderne wie universelle Bildsprache zu entwickeln, in der sie Modefotografie, Porträts von Künstlern und das Leben auf den Straßen festhielt. Besondere Bedeutung erlangte sie durch ihre Aufnahmen des Verstecks von Anne Frank sowie durch ihre Aufnahmen von Tanz- und Theateraufführungen, mit denen sie die niederländische Theaterfotografie revolutionierte.
Die Ausstellung „Fokus! Jetzt! Maria Austria – Fotografin im Exil“ zeigt das Leben der in Österreich vergessenen Fotografin anhand ihrer Bilder.

Maria Austria (1915– 1975)

Marie Oestreicher interessierte sich schon in sehr jungen Jahren für Fotografie und besuchte ab 1933 die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Sie erkundete alles von der konservativen Heimatfotografie bis zu den modernen Stilrichtungen der Neuen Sachlichkeit und des Neuen Sehens. In Stillleben und zahlreichen Porträtstudien experimentierte sie intensiv mit Licht und Schatten. Kurz arbeitete sie in Wien auch als Pressefotografin, bevor sie im Sommer 1937 ihrer Schwester Lisbeth, einer am Bauhaus in Dessau ausgebildeten Textildesignerin, nach Amsterdam folgte. Eine berufliche Zukunft sah sie im antisemitischen Österreich nicht. Gemeinsam gründeten sie das Studioatelier Model en Foto Austria (Modell und Foto Austria) und Marie Oestreicher nahm den Künstlerinnennamen Maria Austria an. Ab September 1943 lebte Maria Austria versteckt im Untergrund und schloss sich dem Widerstand an.

Erzählen mit der Kamera

Unmittelbar nach Kriegsende 1945 gründete Maria Austria mit ihrem Partner Henk Jonker und weiteren Kolleg:innen die Fotoagentur Particam. Sie fotografierte die Zerstörungen des Krieges, das Leid und den Hunger der Zivilbevölkerung und der zurückkehrenden Juden aus dem Durchgangslager Westerbork. Mit der Zeit wurden ihre Themen alltäglicher und umfassten auch Straßenszenen, Ausstellungen, Kulturveranstaltungen sowie Porträts von Künstlerinnen, Künstlern und Prominenten.

Het Achterhuis

1954 erhielt sie den Auftrag, das Versteck von Anne Frank zu dokumentieren, da Anne Franks Tagebuch, das erstmals 1947 auf Niederländisch veröffentlicht wurde, für den Broadway dramatisiert wurde. Die Fotoserie Het Achterhuis, wurde für das Bühnenbild verwendet und später auch in einer Zeitung veröffentlicht. Am 10. Dezember 1954 begleiteten Maria Austria und Henk Jonker eine gemeinsame Begehung des Verstecks von Anne Frank mit Otto Frank (Annes Vater) und seiner zweiten Ehefrau Elfriede, Johannes Kleiman (ehemaliger Buchhalter und nicht-jüdischer Helfer), den Autoren Frances Goodrich und Albert Hackett sowie dem Regisseur Garson Kanin.

Auf Reisen in Österreich und Israel

Maria Austria unternahm viele Reisen. 1955 besuchte sie die Salzburger Festspiele, wo sie Fotos von Kulturschaffenden und dem Flair der Stadt aufnahm. Bei ihrem einzigen Wiedersehen mit Wien nach 1937 kombinierte sie in einer Fotoserie zeitgenössische „Wiener Typen“ mit typischen Ansichten und betonte dabei einmal das Moderne, ein anderes Mal das zeitlos Charakteristische dieser Stadt, die sie von früher noch gut kannte.1965 wurde sie von Willem Sandberg eingeladen, die Eröffnung des Israel Museums in Jerusalem zu fotografieren. Bei ihrem ersten Aufenthalt in Israel nutzte sie die Gelegenheit für einen ausgiebigen Besuch. 1967 kehrte sie einen Monat vor dem Sechstagekrieg erneut dorthin zurück. Während beiden Besuchen dokumentierte sie Land und Leute in zahlreichen Fotos.

Theater und Avantgarde

Maria Austria war schon als Jugendliche vom Theater fasziniert und fotografierte bereits in ihren Wiener Jahren Aufführungen. Sie entwickelte einen einzigartigen Stil, der es ihr ermöglichte, die Essenz einer Szene einzufangen. Mit Licht und Schatten, Bewegung und Bildausschnitt schuf sie originelle und rätselhafte Theaterfotos. Ab 1965 war sie die Hausfotografin des avantgardistischen Mickery Theaters, zuerst in Loenersloot, später in Amsterdam und dokumentierte jede Produktion. Ihr radikaler Schwarz-Weiß-Stil prägte auch ihre jährlichen Neujahrskarten, die gemeinsam mit den späten Theaterfotos zu den Höhepunkten ihres künstlerischen Schaffens zählen.
Maria Austria starb am 10. Jänner 1975 völlig unerwartet, kaum von einer schweren Grippe erholt.

Die Ausstellung

„Fokus! Jetzt! Maria Austria – Fotografin im Exil“ ist bis 14. Jänner 2024 im Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11 zu sehen. Zu der von Andrea Winklbauer kuratierten und von Studio Nardin gestalteten Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog zum Preis von 24,90 € im Eigenverlag, der einen breiten Überblick über das fotografische Werk Maria Austrias enthält.
Zur Ausstellung veranstaltet das Jüdische Museum Wien auf seinen Social Media Kanälen einen Fotowettbewerb unter dem Hashtag #ClickLikeMaria: InstagramTikTokFacebookTwitter

Das Jüdische Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Freitag 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der zweite Standort, Museum Judenplatz, Judenplatz 8, 1010 Wien, ist von Sonntag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, freitags 10 bis 14 Uhr (Winterzeit) bzw. 17 Uhr (Sommerzeit) geöffnet.

Keine weiteren Termine.

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