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Der zerbrochne Krug: Lichts vorne sitzt der Dorfrichter Adam, aus dem Bühnenhintergrund nähern sich Figuren mit großen Masken über den Köpfen. © Philine Hofmann
Dorfrichter Adam ist in „Der zerbrochne Krug“ nicht wohl in seiner Haut. © Philine Hofmann
09.09.2023

„Der zerbrochne Krug“ in den Kammerspielen

Amélie Niermeyer inszeniert Heinrich von Kleists Komödie in den Kammerspielen mit Robert Joseph Bartl als Dorfrichter Adam.

Der zerbrochne Krug. Nach seinem nächtlichen Übergriff in der Kammer der jungen Eve gelang dem Dorfrichter Adam zwar unerkannt die Flucht. Aber ein Krug geht dabei zu Bruch sowie der Glaube an Eves Unschuld. Nun bringt Eves Mutter den Fall vor Gericht. Gegen Unbekannt. Der Dorfrichter versucht durch die wirrsten Lügenkonstrukte, dieses albtraumhafte Ereignis zu verdecken. Doch die überraschend zur Inspektion gekommene Gerichtsrätin Walter ist an einer schnellen Aufklärung des Tathergangs interessiert.

Im Dorfe Huisum ist Gerichtstag und Richter Adam stolpert gleich am Morgen aus dem Bett und über sich selbst. Jedenfalls behauptet er das. Dies ist tatsächlich nur die erste einer Vielzahl von  Lügen, die der Richter ungeniert von sich geben wird.

Adam sitzt über sich selbst zu Gericht

Der wirkliche Grund für seinen lädierten Fuß und das zerschundene Gesicht ist die Folge eines Missbrauchs, den er in der Nacht zuvor begangen hat. Die junge Eve in deren Zimmer bedrängend, wird er überrascht von ihrem Verlobten Ruprecht und verletzt sich beim flüchtenden Sprung durchs Fenster. Obendrein geht dabei ein Krug entzwei. Mit diesem zieht Eves Mutter Marthe nun vor Gericht und bezichtigt Ruprecht des nächtlichen Übergriffs. Jener widerspricht heftig, während Eve von Adam erpresst wird und schweigt. Dies alles im Beisein von Schreiber Licht, der klüger und mitwissender ist, als er es zeigt. Sowie unter den Augen der neuen Gerichtsrätin Walter, die zur Prüfung und Revision der Justiz angereist ist. In aller Öffentlichkeit macht Adam sich demnach selbst den Prozess. Wobei sein Ziel offensichtlich ist: Ruprecht als Täter verurteilen und den Fall schnell zu den Akten legen.

Was Kleists Drama von 1811 zur Komödie macht, ist vor allem die Dreistigkeit, mit der hier vom Patriarchat Macht ausgeübt wird, Positionen gesichert und Verhältnisse zementiert werden. Die Wahrheit zählt dabei nicht im Geringsten; stattdessen gilt es, unverfroren und skrupellos jede Verantwortung von sich zu schieben, gestützt von einer Gesellschaft, die scheinheilig mitspielt und sich vormacht, es würde sie die Gerechtigkeit interessieren.

Nach den beiden erfolgreichen Produktionen Der Kirschgarten und Anna Karenina im Theater in der Josefstadt wird Amélie Niermeyer nun zum ersten Mal in den Kammerspielen der Josefstadt inszenieren.

 

Keine weiteren Termine.

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