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2. Mai 2024
Bühne

Parzival im Theater im Zentrum

Parzival steht unter einem Sonnenuntergang
1970 wurde das Renaissancetheater vom Theater der Jugend übernommen. ©Rita Newman

Um ihm das brutale Schicksal seines Vaters und sich selbst einen weiteren schweren Verlust zu ersparen, beschließt Herzeloyde, die vielleicht erste Helikoptermutter der Literaturgeschichte, ihren kleinen Parzival fernab von Zivilisation und jeglicher Gefahr aufzuziehen. Dass der mit den besten Anlagen ausgestattete Parzival auf diese Weise zum absoluten Hinterwäldler – im wahrsten Sinne des Wortes – gerät, darf also nicht verwundern. Da alles Unbekannte naturgemäß einen umso größeren Reiz auf den Heranwachsenden ausübt, ist es schon bei seiner ersten Begegnung mit der Außenwelt um ihn geschehen. Von nun an kennt Parzival nur noch ein Ziel: Er will Ritter werden.

Voller Selbstbewusstsein und Tatendrang zieht er aus, um seinen Traum zu verwirklichen. Seine Versuche, alles richtig zu machen und die vielen guten Ratschläge gewissenhaft zu befolgen, werden ihm allerdings eines Tages zum Verhängnis. Parzival muss erkennen, dass einem niemand beibringen kann, man selbst zu sein.

Kein Dokument gibt Auskunft über den rätselhaften Autor namens Wolfram von Eschenbach. Er hat ein bis heute für die Nachwelt höchst inspirierendes Werk in Versform verfasst. Entgegen des mittelalterlichen Zeitgeistes geizte er in seinen Schriften keinesfalls mit Anspielungen seine Person betreffend, bezeichnete sich selbst ironischerweise als „Analphabet“, war vermutlich Autodidakt, was seine umfassende Bildung betraf und darf wohl als Erfinder des Geniekultes um das Künstlertum gelten. In der Tat ist „Parzival“ der Vorläufer aller Entwicklungsromane. Und noch selten hat jemand bereut, sich in diese mystische Welt zu begeben.

Parzival von 20. April 2024 bis 15. Juni 2024
Theater im Zentrum | Wien 1010 Wien
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