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20. Mai 2024
Konzert

Fatoumata Diawara

Fatoumata Diawara steht vor einer bunten Wand, links von ihr ein Plastiktrog mit Geschirr, rechts eine Gitarre, die auf einer Kiste steht. © Alun Be
Die malische Singer-Songwriterin Fatoumata Diawara kommt mit ihrem aktuellen Album „London Ko“ ins Festspielhaus St. Pölten. © Alun Be

Afropop, Afrofolk, Afrofuturism: Nur schwer lässt sich Fatoumata Diawara einem Genre zuordnen. Einzig die Liebe zur malischen Heimat bleibt konstant, wenn sie stilistische Kontinentalgrenzen überschreitet und traditionellen Klängen neues Leben einhaucht. 1982 geboren, war Diawara bereits als junges Mädchen Teil der Tanzgruppe ihres Vaters. Mit der Hauptrolle in der Opéra du Sahel machte sie sich auch im Theatermilieu einen Namen.

Nach Kollaborationen mit Dee Dee Bridgewater und Herbie Hancock veröffentlichte sie 2011 ihr Debütalbum: Fatou dominierte monatelang die World Music Charts und verschaffte der Musikerin weltweite Bekanntheit. Ihre aktuelle Single nennt sich Nsera. Geschrieben und produziert hat sie diese mit Britpop-Legende Damon Albarn. Eingängiges Schlagzeug, Bläser und E-Gitarre machen den Song zu einer hypnotischen Liebeserklärung an Afrika. Das Musikvideo entfaltet sich als rhythmische Symphonie der Farben rund um das zentrale Textmotiv: „Ich bin zu Hause angekommen.“ Zu Hause fühlt sich Fatoumata auch auf der Bühne, wo ihr unvergleichliches Charisma am hellsten strahlt.

Fatoumata Diawara

Fatoumata DiawaraFatoumata Diawara wurde 1982 als eines von 21 Kindern ihres Vaters in der Elfenbeinküste geboren. Ihre Eltern stammen aus dem benachbarten Mali, wohin Fatoumata in jungen Jahren übersiedelt. In ihrer Kindheit wird sie oft vernachlässigt, wächst getrennt von ihren Eltern in schwierigen Umständen auf. Wegen ihrer migrantischen Biografie wird sie von anderen drangsaliert und muss viel über sich ergehen lassen, wie sie in Interviews erzählt.

Es ist ihre Leidenschaft zum Tanzen, die ihr schließlich einen Weg in die Welt des Films bahnt. 1999 gibt ihr der malische Regisseur und politische Aktivist Cheick Oumar Sissoko die Hauptrolle im Film „La Genèse“, der im gleichen Jahr auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes ausgezeichnet wird. Es ist Fatoumatas Durchbruch, doch ihre persönliche Situation bleibt schwierig. Kurz nach der Veröffentlichung des Films muss sie aus Mali fliehen, um einer drohenden Zwangsheirat zu entfliehen.

In Frankreich führt sie ihre Schauspielkarriere fort, steht jahrelang auf Theaterbühnen und reist mit der Straßentheatertruppe Royal de Luxe. Es folgen weitere Filme wie etwa „Timbuktu“, der sieben César-Awards abräumt und bei den Academy Awards erwähnt wird. Und über die Filme kommt Fatoumata wieder zur Musik.

Vom Schauspiel zur Musik

Fatoumata wirkte neben ihrer Arbeit als Schauspielerin auch an Filmsoundtracks mit und knüpfte so wieder eine Verbindung zur reichen Musikkultur ihres Heimatlandes Mali. 2011 erschien ihr erstes Album „Fatou“ auf dem einflussreichen Label World Circuit. Das Debüt ist ein großer Erfolg. 2012 folgt eine Einladung auf die Africa-Express-Bühne in London von Damon Albarn und Paul McCartney. Fatoumata wird als neuer Star des Global Pop berühmt.

Ihre einzigartige Stimme, die klar und rau zugleich ist, wird ihr Markenzeichen – neben ihrem versierten E-Gitarrenspiel, das traditionelle Melodien der Kora oder N’goni Westafrikas aufgreift. Fatoumata scheint ihre Formel gefunden zu haben und ab jetzt geht alles sehr schnell. Das Nachfolgeralbum von 2018, „Fenfo“, übertrifft das Debüt und wird für einen Grammy nominiert. Fatoumata gewinnt den prestigeträchtigen Victoires de la Musique. 2021 singt sie zusammen mit Lauryn Hill den Song „Black Woman“ für den Soundtrack des Western „The Harder They Fall“.

Bei allem Erfolg und dem Prestige, das mit ihrer Karriere und den Preisen kommt, hat Fatoumata Diawara ihre große Mission hinter der Musik nie vergessen. Denn sie weiß, wovon sie spricht. In ihrer Muttersprache Bambara singt sie unermüdlich gegen häusliche Gewalt, Genitalverstümmelung und Herabwürdigung. Zum Beispiel auf dem Song „Massa Den“ mit ihrem musikalischen Wegbegleiter -M-. Denn ihre eigenen Erlebnisse, die Flucht vor der Zwangsheirat, ihre Erlebnisse als Frau in Mali, haben sie zu einer Frau mit einer Mission gemacht.

Fatoumata Diawara am 7. Dezember 2023 um 19.30 Uhr
Festspielhaus St. Pölten Kulturbezirk 2
3100 St. Pölten
office@festspielhaus.at
02742/908 080
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