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Fürstliche Momente und Natur pur in Liechtenstein

Liechtenstein, der kleine Staat im Rheintal, hat Außergewöhnliches zu bieten. Mittelalterliche Burgen und moderne Architektur, Kunstschätze und Naturjuwele, schneebedeckte Gipfel und Weingärten.
Frau beim Wandern in Liechtenstein blickt auf Sonnenaufgang bei Nebel
Der Fürstensteig zählt zu den Höhenklassiker in Liechtenstein. © Liechtenstein Marketing

Wissen Sie, wie groß der sechstkleinste Staat der Erde ist? Das schlanke Land erstreckt sich über nur 160 Quadratkilometer, ist rund 25 Kilometer lang und liegt zwischen Vorarlberg und dem Kanton St. Gallen. Wer am Rheinufer nahe Feldkirch losradelt, stößt bald an das südliche Landesende und befindet sich in der Schweiz. Doch es lohnt sich, sich ein paar Tage Zeit zu nehmen, um Liechtenstein zu erkunden. Ein Land, das vor allem als Finanzplatz bekannt ist, doch viel mehr zu bieten hat.

300 Jahre Geschichte 

Wer zum ersten Mal ein Interview mit Staatsoberhaupt Fürst Hans Adam II. oder seinem Sohn, Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein, hört, wähnt sich im Wiener Nobelbezirk Hietzing. Dort hat die Sprache gutbürgerlicher Familien noch das charakteristische „Schönbrunnerisch“ als Klangfarbe. Der Akzent kommt nicht von ungefähr. Seine Durchlaucht Hans Adam II. hat als Schulbub im Wiener Schottengymnasium gebüffelt. Kultur und Geschichte des Fürstentums sind traditionell eng mit Österreich verknüpft.

Wegen der Verbindungen der Landesfürsten zur Habsburgermonarchie lehnte sich Liechtenstein bis 1919 an Österreich an. Die Geburtsstunde des Ländles liegt im Jahr 1719, als Kaiser Karl VI. die Grafschaft Vaduz und die Herrschaft Schellenberg vereinigte und das Gebiet zum Reichsfürstentum Liechtenstein erhob. Im Jahr 2019 jährte sich somit zum 300. Mal die Staatsgründung, und der Staat wollte etwas Bleibendes für Bevölkerung und Gäste schaffen. Dies ­gelang mit dem Liechtenstein-Weg, einer Route für Wanderer und Radfahrer, die auf 75 Kilometern durch alle elf Gemeinden führt.

Fünf entspannte Etappen

Wer sich auf den Liechtenstein-Weg macht, der lernt nicht nur die einzigartige Natur und die Schönheit der Liechtensteiner Orte kennen, sondern erfährt auch viel über die bewegte Geschichte des Fürstentums. Unterwegs passieren die Wanderer und Radfahrer 147 Erlebnisstationen, die mit historischen Stätten oder historischen Ereignissen verknüpft sind. Zu den Top-Sehenswürdigkeiten des Weges gehören das Schloss Vaduz, wo die Fürstenfamilie noch immer lebt, die Burgruine Schellenberg, die Burg Gutenberg, der Kirchhügel Bendern und das Regierungsviertel Vaduz. In fünf Tagesetappen kann man gemütlich das Land durchqueren. Insgesamt sind rund 2.000 Höhenmeter zu überwinden, die reine Gehzeit beläuft sich auf nur 21 Stunden.

Pro Tag sind drei bis fünf Wanderstunden vorgesehen. So bleibt genug Zeit für Besichtigungen und Einkehrschwünge. Damit die Tour gemüt­licher wird, können die Gäste wie bei typischen Wanderhotels einen Gepäckservice buchen. Koffer und Reisetaschen werden morgens abgeholt und warten nachmittags bereits beim nächsten Quartier. Von der Frühstückspension bis zum Luxushotel ist für jede Brieftasche ein passendes Angebot dabei. 

Liaison mit der Schweiz

Apropos Brieftasche. Seit 1923 ist das Land über einen Zollvertrag verwaltungstechnisch sowie wirtschaftlich eng mit der angrenzenden Schweiz verbunden. Dieses hundertjährige Jubiläum wurde im Vorjahr groß gefeiert. Seit 101 Jahren ist der Schweizer Franken als liechtensteinisches Zahlungsmittel eingeführt. Die Währung beschert den Arbeitskräften gute Löhne und den Gästen ein hohes Preisniveau im Supermarkt und in Gaststätten. Für Hauptspeisen sind schnell mal 40 Franken – umgerechnet etwa gleich viel in Euro – fällig. Die Preisgestaltung von Unterkünften ist mit jenen in Deutschland und Österreich vergleichbar. 

Vom Riet in die Berge

Selbstverständlich können die Etappen des Liechtenstein-Weges auch einzeln genossen werden. Wer gerne in der Ebene durch ein Naturschutzgebiet streifen möchte, Störche und Amphibien beobachten oder Schwertlilien fotografieren will, sollte von Frühling bis Anfang Juni das Ruggeller Riet besuchen. Das Torfgebiet ist 90 Hektar groß und gedeiht dank seiner Nähe zum Rhein. Wander- und Radwege laden zu einem Ausflug mit Picknick ein.

Gäste, die an einer hochalpinen Tour interessiert sind, finden neben vielen anderen zwei Routen, deren Namensgebung eng mit der Fürstenfamilie verbunden ist. Der Fürstensteig und der Drei-Schwestern-Steig (eröffnet 1898) gelten als kühn angelegte Bergsteige, die durch einen aussichtsreichen Gratweg verbunden sind. Höchster Punkt ist der Kuhgrat (2.123 m). Er bietet eine beeindruckende Aussicht auf den Rätikon und die Schweizer und Vorarlberger Berge. Bei zwölf Kilometern, rund 800 Höhenmetern und hochalpinem Gelände ist Trittsicherheit gefragt. Mit Öffis ist der Weg gut erreichbar.

Fürstin Gina war die außerordentlich volksnahe und beliebte Mutter von Hans Adam II. Der nach ihr benannte Fürstin-Gina-Weg startet im Bergdorf Malbun oder an der Sessellift-Bergstation Sareis (1.993  m), führt auf den Augstenberg (2.359 m) und über den blumenübersäten Grat entlang zwar hochalpin, aber gut gesichert, hinab zur Pfälzerhütte des Liechtensteiner Alpenvereins am Bettlerjoch (2.108  m). Hier bezwingt man 10,7 Kilometer und 850 Höhenmeter.

Motivierte Wanderer erklimmen nach einer Erfrischung in der Pfälzerhütte den Naafkopf (2.571 m) und machen sich danach auf den Rückweg über Kuhweiden zurück nach Malbun oder noch weiter bergab durch ein romantisches Tal zum Ort Steg (Busstation). Im Kleinstaat Liechtenstein ist auch die Hauptstadt klein, die Fußgängerzone in Vaduz trägt den Straßennamen Städtle. Und obwohl diese Straße schnell durchschritten ist, liegen zwischen dem Kreisel (Liechtensteinerisch für Kreisverkehr) am nördlichen Anfang und dem Regierungsviertel am Südende insgesamt sechs bedeutende Museen.

Kulturelle Highlights

Am auffälligsten sind das Kunstmuseum Liechtenstein und die Hilti Art Foundation, ein weißer und ein schwarzer Quader, die nebeneinander stehen. Nicht nur der Inhalt, sondern auch die Hülle sind sehenswerte Objekte. Die Architekten des Kunstmuseums, Morger & Degelo und Christian Kerez, erhielten 2002 die internationale Auszeichnung Balthasar-Neumann-Preis. Die Black Box aus schwarz eingefärbtem Zement und schwarzem Basaltstein hat keine Fenster. In der Architektur nennt sich das „geschlossener Baukörper“. Eingeschlossene Flusskiesel in der Außenhaut des Gebäudes sollen den Bezug zur Landschaft des Rheintals herstellen.

Ein kulturelles Kontrastprogramm bietet das Liechtensteinische PostMuseum, das Einblicke in die Entwicklung des Postwesens seit dem 15. Jahrhundert gibt. Ein Muss für Philatelisten, aber auch spannend für alle, die sich bislang nicht so intensiv mit dem Thema Briefmarkensammeln auseinandergesetzt haben. Fürst Johann II. verdankte einem Postabkommen mit Österreich die Genehmigung, ab dem 1. Februar 1912 Briefmarken drucken zu lassen. Doch erst nach dem Ersten Weltkrieg näherte sich Liechtenstein aus politischen Gründen der Schweiz und brachte eine neue Geldquelle in einem armen kleinen Land zum Sprudeln. 

In den besten Zeiten – den 1950er-Jahren – haben 70.000 Abonnenten aus aller Welt jede Neuausgabe erhalten, was die Staatskasse jährlich zu einem Drittel füllte. Heute sind es immerhin noch 40.000 Sammler, die jede neue Liechtensteiner Briefmarke in ein Album stecken. Für den Wohlstand im Lande sorgen jedoch längst international tätige Industrieunternehmen wie Hilti oder Ivoclar und die Finanzwirtschaft.

Wahres Understatement

In der Schatzkammer Liechtenstein sind 150 kostbare Objekte ausgestellt, die eine durchaus bunte Mischung abgeben. Vom Fabergé-Ei über ein Mondgestein der Apollo-17-Mission und die allererste Briefmarke bis zu einer Replik dessen, was andernorts als Krone bezeichnet werden würde. 

In Liechtenstein übt sich die Fürstenfamilie gerne im Understatement. Obwohl vermögender als König Charles III., sind die Liechtensteins weder mit Leibwächtern noch in Luxuslimousinen unterwegs, sie gehen im Supermarkt einkaufen und tauchen nie in der Klatschpresse auf. Und so kommt es, dass die Kopfbedeckung des Regenten nicht Krone, sondern Fürstenhut oder Fürstenhaube genannt wird, obwohl sie 1626 von Juwelier Daniel de Briers mit 26 Perlen, 30 großen und 99 kleinen Diamanten verziert wurde. Touristen stoßen überall auf dieses Landessymbol. Das Konfekt namens „Fürstenhütchen“, Bleistifte mit kleiner goldener Krone und unzählige andere Souvenirs warten in Museumsshops und Souvenirläden darauf, als Erinnerung an den Besuch in einem Fürstentum mitgenommen zu werden. 

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