Viele Technologien der Energiewende erfordern große Investitionen oder umfassende Umbauten. Bio-Propan geht den umgekehrten Weg: Es nutzt vorhandene Infrastruktur und macht sie nachhaltiger. Die chemische Struktur ist ident mit klassischem Propan, der Unterschied liegt in der Herkunft. Hergestellt wird Bio-Propan in europäischen Bio-Raffinerien aus nachhaltigen, zertifizierten Rohstoffen wie Pflanzenölen, tierischen Fetten und Altölen aus der Lebensmittelindustrie.
„Bio-Propan ist kein Zukunftsversprechen, sondern eine Lösung, die schon heute funktioniert“, sagt Gerhard Ölsinger, Geschäftsführer des Flüssiggasanbieters FLAGA. Kürzlich wurde erstmals der bereits bestehende Flüssiggastank eines Privathaushaltes in Oberösterreich mit 100 Prozent Bio-Propan befüllt. Bestehende Heizsysteme können damit klimafreundlicher gemacht werden – ohne teure Investitionen, aber mit spürbarem Effekt.
Der CO₂-Vorteil ist erheblich: bis zu 80 Prozent weniger Emissionen im Vergleich zu fossilem Flüssiggas – bei gleichbleibender Heizleistung. Für viele Haushalte, die unabhängig bleiben und sich nicht auf Fernwärme oder das öffentliche Stromnetz verlassen möchten, kann Bio-Propan damit zu einem entscheidenden Puzzlestück in der österreichischen Energiewende werden.
Von der Flasche in den Tank
„BioMix“ in der Flasche für Grillen, Kochen und mobiles Heizen gibt es bei FLAGA seit 2023. Der Anteil an Bio-Propan wurde dabei mittlerweile von anfangs 10 auf 20 Prozent erhöht. Nun wird „BioMix“ auch für Tankgas angeboten – mit einem für den Kunden wählbaren Anteil von 10, 20, 50 oder 100 Prozent Bio-Propan. Das Prinzip bleibt dasselbe: Der biogene Anteil wird durch ein ISCC EU-zertifiziertes Massenbilanzsystem nachverfolgt. Damit wird sichergestellt, dass die eingesetzte Menge nachhaltiger Rohstoffe auch wirklich der Menge an Bio-Propan entspricht, die in den Handel kommt. Produziert wird ausschließlich in europäischen Anlagen. „Wichtig ist, dass es sich um von der EU anerkannte, nachhaltige Rohstoffe handelt und mit der ISCC-Zertifizierung eine 100-prozentige Nachverfolgbarkeit und Transparenz besteht. Es geht darum, Rohstoffe zu nutzen, die ohnehin da sind, und daraus etwas Zukunftsfähiges zu machen“, erklärt Ölsinger.
Ein realistischer Weg zur Dekarbonisierung
Die Einführung von Bio-Propan im Tank ist mehr als ein symbolischer Schritt. Sie zeigt, dass Nachhaltigkeit und Alltagstauglichkeit vereinbar sind, auch dort, wo andere Systeme an Grenzen stoßen. Denn während Wärmepumpen im Neubau längst Standard sind, stehen viele Bestandsgebäude vor der Frage, wie sie ihre Energieversorgung klimafreundlich gestalten können, ohne die komplette Heiztechnik zu erneuern. „Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, müssen wir Technologien anbieten, die zu den Lebensrealitäten der Menschen passen“, so Ölsinger. Bio-Propan eröffnet genau diese Möglichkeit. Es ist ein pragmatischer Ansatz, der bestehende Strukturen nutzt und sofort Wirkung zeigt.

