Ein stiller See, eine laue Sommernacht und ein junger Mann mit einer großen Idee. In Anton Tschechows „Die Möwe“, inszeniert von Max Lindemann, prallen künstlerische Vision und gesellschaftliche Realität aufeinander. Kostja, Sohn der berühmten Schauspielerin Arkadina, hat genug vom alten Theater und sehnt sich nach etwas Neuem, Wahrhaftigem. Sein Stück soll das Tor zur Zukunft sein. Doch als seine Mutter die ersten Zeilen spöttisch zerreißt, zerbricht nicht nur seine Hoffnung auf Anerkennung, sondern auch ein Teil seiner selbst.
Im Zentrum dieser elegischen Sommergesellschaft steht Nina, Kostjas große Liebe und Muse, die selbst davon träumt, Schauspielerin zu werden. Ihre Bewunderung gilt allerdings nicht dem Idealisten Kostja, sondern dem etablierten Schriftsteller Trigorin, Arkadinas Geliebtem, der selbst gefangen ist zwischen Ruhm und innerer Leere.
Tschechows Figuren taumeln zwischen Sehnsucht und Stillstand, zwischen Liebe und Enttäuschung, zwischen Kunst und Leben. Lindemanns Regie tastet sich präzise an diese Abgründe heran, hebt zarte Komik ebenso wie tiefe Melancholie hervor und macht „Die Möwe“ zu einem Schauspiel über die große Frage, ob Kunst uns wirklich retten kann oder ob sie nur eine schönere Form des Scheiterns ist.





