„275 Meter Länge klingen nicht nur riesig, sie sind es auch!“, denke ich mir, während ich im Hafen von Santa Cruz de Tenerife mit meinem Kreuzfahrtticket auf die MSC Opera zugehe. „Imposant, oder?“, sagt einer der Mitreisenden im Vorbeischlendern zu mir und zückt sein Handy für erste Schnappschüsse. Zum ersten Mal bin ich fast gespannter auf die Unterkunft als auf das Reiseziel. Aber nur fast: Denn in den nächsten Tagen werden wir über den Seeweg nach Gran Canaria, Fuerteventura, La Palma, Madeira, Lanzarote und wieder zurück nach Teneriffa fahren. Vor allem bei La Palma und Madeira ist meine Vorfreude groß – mein persönliches Highlight der nächsten Tage erwartet mich allerdings auf einer anderen Insel.
Erkundungstour an Bord

Nach dem Check-in – alles läuft gut organisiert und weit schneller ab als erwartet – mache ich meinen ersten Rundgang über das Schiff, das mit glänzendem Messing, Blau- und Rosétönen italienisches Flair versprüht. Cafés, Bars und Restaurants, Shops, Theater, Diskothek, Casino, Fitness- und Wellnessbereich, Spielbereiche für Kinder, das Deck samt Pool, Minigolfplatz: Es dauert einige Zeit, bis ich mir einen ersten Überblick verschafft habe.
In der Zwischenzeit ist mein Gepäck in der Kabine angekommen. Noch bevor ich mich darum kümmern kann, höre ich auch schon eine Durchsage. Es ist Zeit für die Sicherheitsübung, an der alle neu an Bord gekommenen Passagiere teilnehmen müssen. Mir wird klar, dass sich ein Abstecher in die Stadt, Santa Cruz de Tenerife, nicht mehr ausgehen wird. Notiz an mich: Bei der nächsten Kreuzfahrt einen Tag vor der Einschiffung anreisen, damit genügend Zeit für Sightseeing vor der Abfahrt bleibt.
Während ich beim Abendessen Ceviche genieße, legt die MCS Opera schließlich in Richtung Gran Canaria ab. Zufrieden, gut gesättigt und müde vom Tag begebe ich mich nach dem Drei-Gang-Dinner und einem kurzen Plausch mit dem Stewart in meine Balkonkabine und genieße das Geräusch der Wellen, die sanft gegen Backbord schlagen.
Stadt und Sanddünen

Am nächsten Tag warten gleich nach dem Frühstück die Busse auf uns. In Las Palmas de Gran Canaria besichtigen wir den prächtigen Doramas-Park mit endemischen Pflanzen und Skulpturen. Danach geht es weiter zum Aussichtspunkt Altavista mit Blick auf die Stadt und den Hafen. Im historischen Stadtteil Vegueta folgen wir den Spuren der spanischen Eroberer und spazieren durch die Altstadtgassen vorbei an Bürgerhäusern mit den typisch kanarischen Holzbalkonen. Must-sees im UNESCO-Weltkulturerbe Vegueta: die Kathedrale von Santa Ana, das Kolumbushaus und die geschäftige Markthalle. Vor allem die farbenfrohen Obst- und Gemüsestände dort haben es mir angetan. Wann hat man schon die Möglichkeit, kanarische Bananen, Mangos, Papayas, Kiwanos, Avocados und Guaven zu verkosten? Köstlich!
Der Nachmittag auf Gran Canaria bietet ein Kontrastprogramm – in den Dünen von Maspalomas. Der feine Sand, den der Wind zwischen Bergen und Meer zu beeindruckenden Formationen angehäuft hat, ist zu Recht das wohl bekannteste Aushängeschild der Insel. Ich genieße die Atmosphäre bei einem Spaziergang und einem Cocktail nahe des Leuchtturms von Maspalomas, bevor es zurück an Bord geht.
Inselvielfalt ist Trumpf

In den nächsten Tagen stehen Fuerteventura und La Palma auf dem Programm. Die Inseln könnten kaum unterschiedlicher sein. Beide sind – wie alle kanarischen Inseln – vulkanischen Ursprungs und beherbergen einzigartige Ökosysteme. Aber während Fuerteventura von einer kargen, wüstenartigen Landschaft mit weiten Ebenen und langen Sandstränden durchzogen ist, prägen üppige Wälder, Berge und Schluchten La Palma. Anders ausgedrückt: Die eine Insel ist ein Paradies für Bade- und Wassersportfans, die andere für Natur- und Wanderbegeisterte. Hier schlägt der große Vorteil einer Kreuzfahrt mit eintägigen Stopps zu Buche: in kurzer Zeit ein bisschen von allem zu erleben.
Wir fahren in den Naturpark von Corralejo im Norden von Fuerteventura, der sich über 2.600 Hektar Fläche bis zum Meer erstreckt und das größte Dünengebiet der Kanaren beherbergt. Die Landschaft wirkt surreal. Heller Sand kontrastiert mit dunklem Vulkangestein und dem leuchtend türkisfarbenen Meer, auf dem sich zahlreiche Windsurfer mit Blick auf den braun-rötlichen Montaña La Caldera der unbewohnten Insel Lobos tummeln. Ihre bunten Segel drehen sich spielerisch im Passatwind, der Fuerteventura zu einem der beliebtesten Surfspots Europas macht. Was für eine Kulisse!
Bevor es weiter zur rund 400 Kilometer entfernten „Isla Bonita“ geht, verbringen wir einen Tag auf See. Zeit, um ein paar Eindrücke aus dem Leben der MSC Opera-Crew zu sammeln, die den Aufenthalt für die insgesamt rund 2.500 Passagiere aus 60 Nationen organisiert und begleitet. „Wer hier arbeitet, liebt das Reisen, die Menschen und das Sprachenlernen“, sagt Kreuzfahrt-Direktor Javier Mora. „Und zwar so sehr, dass man in Kauf nimmt, sieben oder acht Monate im Jahr nicht zu Hause zu sein.“ Die MSC Opera beschreiben Crewmitglieder und kreuzfahrterfahrene Gäste übrigens als „kleines, familiäres Schiff“. Ich erwähne in diesem Zusammenhang nicht, dass ich an Tag zwei noch desorientiert in die falsche Richtung gelaufen bin. Den Rest des Tages koste ich die Annehmlichkeiten an Bord aus. Ich genieße die Sonnenstrahlen auf dem Deck, nutze das Fitnesscenter und sehe mir die abendliche Show mit Sängern, Tänzern und Akrobaten im Theater an.
Grüne Juwele

Am nächsten Morgen steigen wir in Santa Cruz de La Palma in den Bus. Wir fahren vorbei an Bananen- und Avocadoplantagen hinauf durch lichte Kiefernwälder zum Aussichtspunkt Cumbrecita, der Ausblicke auf die umliegenden Berge und Einblicke in die Caldera de Taburiente ermöglicht. Mit rund neun Kilometern Durchmesser ist dieser einer der größten Erosionskrater der Welt und eine Schatzkammer geologischer und biologischer Vielfalt. Steilwände und tiefe Schluchten, Gipfel, die die Wolkendecke durchbrechen, versteinerte Lavaströme, Wasserfälle und Bäche – da schlagen die Herzen von Naturfans höher. Auch kulturell hat La Palma viel zu bieten: Wir legen Stopps beim geistlichen Mittelpunkt der Insel, der Kirche Santuario de la Virgen de las Nieves, und in einer Zigarrenfabrik in Breña Alta ein.
Ein vielfältiges Landschaftsbild erwartet mich auch auf der portugiesischen Insel Madeira. Wir besichtigen das Nun-Tal, das vom zentralen Bergmassiv der Insel eingerahmt wird, die höchste Meeresklippe Europas (Cabo Girão) und fahren zum Pico dos Barcelos mit Panaromablick über die auf grünen Hängen verstreuten Dörfer, bevor wir uns ein traditionell madeirisches Essen mit Espetadas (Fleischspieße), Milho frito (gebratene Maiswürfel) und Bolo do Caco (Fladenbrot) gönnen.
Ausflug zum „Mond“

Was kann das noch toppen? Überwältigt von den vielen Eindrücken, aber bereit für mehr, geht es am letzten Ausflugstag in den Nationalpark Timanfaya auf Lanzarote. Vulkanausbrüche – die letzte Eruption fand 1824 statt – haben eine schroffe, mondähnliche Landschaft geschaffen, die von Vulkankegeln, Kratern und riesigen Lavafeldern geprägt ist. Eine unwirtliche Welt, die an die Kräfte aus der Tiefe erinnert und feindliche Bedingungen für jegliches Leben vermuten lässt. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man allerdings auch in diesem Ödland eine vielseitige Flora. Flechten verleihen dem Vulkangestein außergewöhnliche Nuancen, robuste Pflanzen wie Strauch-Dornlattich, Hornklee, Hauswurz und sogar Palmen sorgen für Farbtupfer. Die dreistündige Wanderung durch den Nationalpark gibt spektakuläre Panoramen und spannende Details preis – der krönende Abschluss einer facettenreichen Kreuzfahrt, an die ich am liebsten noch eine zweite Runde zu allen Inseln angehängt hätte.
Gute Tipps Kanaren und Madeira
- Santa Catalina – A Royal Hideaway: Das 5-Sterne-Luxushotel Santa Catalina ist Teil der Geschichte Gran Canarias. Seit seiner Einweihung 1890 waren zahlreiche Persönlichkeiten zu Gast, darunter etwa Maria Callas, Winston Churchill, Ava Gardner und Agatha Christie. Zu den Annehmlichkeiten des Hauses gehören – neben der direkten Lage im Doramas Park – unter anderem ein Infinitypool mit Meerblick, ein hochmodernes Spa und das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant Poemas.
- Banana Beach Club (Fuerteventura): Das Lounge-Restaurant ist nur wenige Meter vom Strand und vom Naturpark entfernt und kombiniert internationale Gerichte mit lokalen Produkten. Klare Empfehlung auch für die Cocktails und den Barraquito.
- O Lagar (Madeira): Die in Câmara de Lobos gelegene und 1995 eröffnete Churrascaria O Lagar wurde mit dem Ziel gegründet, die gastronomische Kultur und Tradition Madeiras zu zelebrieren. Neben lokalen Spezialitäten zählen Tanzvorführungen und die Nachbildung eines Santana-Häuschens zu den Highlights des Restaurants.
- Puros Artesanos Julio (La Palma): Die Zigarrenmanufaktur von Julio Cabrera Rodríguez in Breña Alta bietet authentische Einblicke in die Herstellung der „Puros palmeros“, wie die Zigarren aus La Palma genannt werden. Historische Fotografien und Handwerksutensilien erinnern an die Anfänge der Produktion auf der Insel. Der Shop bietet nicht nur Tabakerzeugnisse samt Zubehör, sondern auch kanarische Spezialitäten von Mojo bis Wein.
- Parque nacional Timanfaya (Lanzarote): Den Nationalpark auf eigene Faust zu erkunden, ist nicht erlaubt. Besucher können aber zwischen geführten Touren zu Fuß, per Bus oder Dromedar wählen. Bei der Busfahrt ist das Aussteigen untersagt, dafür führt die Busroute am weitesten ins Zentrum. Die Wanderung bietet ebenfalls atemberaubende Ausblicke und sorgt für ein intensives Naturerlebnis.