Story

Jubel, Trubel, Musikgeschichte: 25 Jahre Birgit Denk und Band

Eine großer Batzen Humor, jede Menge Leidenschaft und eine Prise glücklicher Zufall: So klappt die perfekte Musiker-Ehe. Im Interview erklärt Frontsängerin Birgit Denk, wie man die Silberhochzeit bei der Bandliebe schafft und welche Stolpersteine man überwinden muss.
Birgit Denk und Band in der Wiese mit Luftballons
Ausgelassen feiern Birgit Denk und ihre Band ihr 25-Jahr-Jubiläum. © Georg Buxhofer

Feierlaune herrscht bei Wahl-Burgenländerin Birgit Denk und ihrer Band. Denn dieses Jahr zelebrieren die Austropopper ihr Jubiläum mit der Tour „Silberhochzeit – 25 Jahre komplett out“. Dabei verschlägt es sie auch ins Burgenland. Am 16. August treten die Eheleute in Wulkaprodersdorf und am 27. September in Großwarasdorf auf.

schauvorbei.at: Ein Vierteljahrhundert Bandgeschichte – welche Story ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Birgit Denk: Mir sind vor allem jene Geschichten in Erinnerung geblieben, bei denen wir uns am meisten angestrengt und wofür wir am härtesten gearbeitet haben. Erlebnisse wie Tourneen nach Bayern und Sibiu – Herrmannstadt – in Rumänien oder unsere Studioaufnahmen 2017 in Linköping. Dafür haben wir alle zusammengepackt, nach Schweden gekarrt und extra ein Haus angemietet.

Allgemein gesprochen waren die größten Herausforderungen zum einen, sich mit den Kollegen über all die Jahre zu verstehen und immer wieder gerne miteinander Zeit zu verbringen. Das war eine menschliche Herausforderung. So wie für jeden, der sich in einer langen Beziehung befindet, während er sich selbst verändert und der andere auch. Umso schöner ist, dass wir heute wie damals so gut zusammenspielen.

„Dass das Publikum immer noch auf unserer Seite steht, ist unser größtes Geschenk.“
Birgit Denk

Zum anderen kommt der Wandel, der in den letzten 25 Jahren in der österreichischen Musikszene massiv stattgefunden hat, zum Tragen. Die Challenge ist, diesen Wandel immer noch freudig mitzufeiern. Dazu gehören technische Dinge. Zum Beispiel, dass man Plakate nicht mehr händisch schreiben muss. Ja, so lange sind wir schon dabei! (Lacht.)  Aber auch „Nein“ zu sagen und gewisse Trends auszulassen: TikTok werden wir uns nicht mehr herunterladen. All diese Veränderungen brauchen Flexibilität und ein „open mindset“. Dass das Publikum immer noch auf unserer Seite steht, ist unser größtes Geschenk.

Weiters kommt auch der finanzielle Aspekt bei den Tourneen ins Spiel. Denn als wir begannen, Musik zu machen, lief vor allem viel über Eigenregie und unser persönliches Engagement. Danach hat uns relativ schnell eine große Plattenfirma, „Universal Österreich“, unter Vertrag genommen. Während dieser Zeit haben wir drei Alben aufgenommen, konnten uns etwas zurücklehnen und uns ansehen, was sie so können. Es war eine Zeit, in der es noch richtige Plattenverträge gab und in der in die Entwicklung von Künstlern investiert wurde. Das bedeutet, wir hatten einen Bandübernahmevertrag. Das gibt es heutzutage so nicht mehr. Entweder startet die Single durch – oder eben nicht. Meine Band und ich konnten sich in diesen drei Alben noch ausprobieren.

Durch unsere Zeit bei der Plattenfirma hatten wir verstanden, wie das Werkel so läuft, und dachten uns: „Das können wir auch!“ Österreich ist zwar groß, aber nicht so riesig, dass man sich nicht untereinander kennt und selbst anrufen kann. Wir haben alles übernommen, also auch das Finanzielle, angefangen von Reisen über Aufnahmen bis hin zu Plakaten und Web-Auftritten. Zeitgleich musste das Projekt rentabel für uns bleiben.

Wir hatten nie einen Manager, haben gemeinsam als Band immer selbst komponiert und die Musiker und Studios ausgesucht. Die Aufgabengebiete haben stetig gewechselt – je nach persönlichen Stärken und Ressourcen. Allerdings hatten wir immer große Unterstützung von Günther Grosslercher. Ohne ihn wäre es vor allem am Anfang sehr schwierig geworden.

Ursprünglich war er Tontechniker und Manager von Ostbahn Kurti. Dort, bei Willi Resetarits, habe ich angefangen, auf der Bühne zu stehen und auch zwei meiner Musikerkollegen kennengelernt. Günther fand uns von Anfang an toll und ist mit uns durch die Lande gezogen. Er war zwar kein Manager im eigentlichen Sinn, aber ein Booker und ein Fürsprecher. Außerdem hat er uns die wichtigen Personen vorgestellt und so bekannt gemacht. Ich bin ihm sehr dankbar.

„Unsere Musiker-Gemeinschaft ist mit einer Partnerschaft zu vergleichen. Wir quatschen, streiten, lachen, weinen und haben Spaß. Es fühlt sich wirklich so an, als wären wir schon so lange miteinander verheiratet.“
Birgit Denk

schauvorbei.at: Die Tour trägt den Namen „Silberhochzeit – 25 Jahre komplett out“. Fühlen Sie sich denn mit der Band auch tatsächlich verheiratet?
Birgit Denk: Ja! Es ist sogar so, dass, wenn man sich ansieht, wer damals und heute mit wem liiert ist, dass niemand mehr den Partner von früher hat. Aber die Band hat es überlebt. Wir haben einen „Heirats-Status“ mit allem, was dazugehört. Sogar Eifersuchtsdramen, wenn einer aus der Band mit jemand anderem musiziert oder singt. Wir haben alles durchgemacht, was auch in einer Beziehung passiert. Unsere Musiker-Gemeinschaft ist mit einer Partnerschaft zu vergleichen. Wir quatschen, streiten, lachen, weinen und haben Spaß. Es fühlt sich wirklich so an, als wären wir schon so lange miteinander verheiratet.

schauvorbei.at: Gab es schon mal den Wunsch nach Scheidung?
Birgit Denk: Einer Scheidung hat noch nie jemand von uns Ausdruck verliehen – keiner! Aber wir hatten schon eine kleine Scheidung, denn unser zweiter Gitarrist Titi Tinhof hat sich von uns getrennt. Er ist 2019 aus der Band ausgestiegen. Das ist okay, vor allem, wenn man sich den langen Zeitraum ansieht, über den wir schon zusammen Musik machen. Da kann es schon mal vorkommen, dass bei sechs Personen einer sagt: „Es g’freit mi nimmer so.“

schauvorbei.at: War es denn Liebe auf den ersten Blick?
Birgit Denk: Ich würde sagen, der Funke war von Anfang an da. Aber es steckt dann doch eine längere Geschichte dahinter. Bandleader Alex Horstmann – mittlerweile mein Partner – ist damals mit mir bei Ostbahn Kurti aufgetreten und hat mit mir in einer Band namens „Hertz“ gespielt. Wir spielten vor allem Grunge mit Dialekt inmitten dieser musikalischen Welle in den 90ern. Ich hatte ganz kurze Haare und wir waren wild und gefährlich. Das hat damals wirklich niemand gebraucht – aber wir schon! Es gab eine kleine, erlesene Publikums-Schar (schmunzelt).

Da es so aussah, als hätte die Zeit mit Ostbahn Kurti ein Ablaufdatum, hat sich Alex in den Kopf gesetzt, dass wir das, was wir mit „Hertz“ hatten, etwas breiter – poppiger und rockiger – aufstellen und eine Band gründen, die so heißt wie ich: „Denk“. Dann haben wir uns die Musikanten zusammengesucht. Titi Tinhof war Lichttechniker bei Ostbahn Kurti und spielte Gitarre. Alex kannte ihn bereits und war auch schon musikalisch mit ihm „verbandelt“. Unseren zweiter Gitarristen, Ludwig Ebner, sahen wir bei einem Arena-Open-Air-Gig. Damals war er 19 Jahre jung, hatte als Vorband von Green Day performt und war die coolste Socke überhaupt. Wir dachten nur: „Den wollen wir dabei haben!“

„Der“ Rock-Schlagzeuger Wiens war zu der Zeit Bertl Baumgartner. Jeder kannte ihn. Selbstverständlich holten wir ihn an Board. Keyboarder Harri Wiesinger ist eingestiegen, weil Roland Guggenbichler nur ein paar Konzerte mit uns spielte, aber eigentlich keine Zeit hatte. Er war ein guter Buddy von Ludwig Ebner und wir sagten uns: „Den nehmen wir! Mit dem habe ich schon so viele Hochzeiten gespielt – das passt!“

„Musik ist für mich, wie am Morgen aufzustehen und Zähne zu putzen. Es ist etwas Elementares. Nicht nur, sie selbst zu machen, sondern auch, sie zu hören.“
Birgit Denk

Unser Schlagzeuger, Bertl Baumgartner, ist leider nach ein paar Jahren von uns in die internationale Musikwelt entlassen worden. Er ist von der EAV gekauft worden. „Klausi“, Frontman von der EAV, gewann 2007 bei Dancing Stars und danach wurden ihre Lieder auf- und abgespielt und wir hatten niemanden mehr, der den Takt vorgibt. Wir entschieden uns dann für Philipp „Disco“ Mayer, den ich schon aus meiner Kindheit aus Mannersdorf kannte. Seit er zwölf Jahre alt war – und ich 18 –, haben wir haben uns bei jedem Song Contest gebattelt. Er gewann immer und ich wurde lediglich zweite, und da dachte ich bereits: „Na warte, den hol ich mir!“

schauvorbei.at: Was soll bis zur Goldenen Hochzeit noch alles passieren?
Birgit Denk: Ich hoffe, dass wir bis dahin noch alle in der Lage sind, zu touren. Das könnte etwas knapp werden, kann sich aber ausgehen (lacht). Ich bin die Zweitälteste. Die anderen sind jünger als ich. Und man merkt bei den älteren Kollegen im Business, dass das Tourleben anstrengend wird. Aufnahmen im Studio machen Spaß und neue Lieder schreiben ist wichtig – vor allem, damit wir sie live spielen können (zwinkert). Aber wir definieren uns stark als Liveband. Die körperliche Fähigkeit, aufzutreten, müssen wir erhalten. Glücklicherweise haben schon alle aufgehört zu rauchen. Zwei Drittel der Band treiben fleißig Sport. Wir arbeiten daher brav daran, dieses Ziel zu erreichen, und sind auf einem guten Weg.

schauvorbei.at: Wie würden Sie Ihre Beziehung zur Musik beschreiben?
Birgit Denk: Musik ist für mich, wie am Morgen aufzustehen und Zähne zu putzen. Es ist etwas Elementares. Nicht nur, sie selbst zu machen, sondern auch, sie zu hören. Ich mag Musik, höre sie gerne, liebe es, auf Konzerte zu gehen, spreche möglichst viel mit Menschen, die Musik machen, und produziere sie mit Vergnügen. Mir ist der Text bei Liedern auch immer sehr wichtig gewesen – auch bei englischen. Ich singe nicht nur phonetisch mit, sondern höre auf die Bedeutung der Lyrics.

„Dialekt lässt sich nicht nur schöner singen, die Bedeutung ist für mich klarer, weil es die Sprache ist, die mir durch Mark und Bein geht. Mit ihr kann ich mich am besten ausdrücken.“
Birgit Denk

Vom Genre her bin ich immer offen gewesen. Die Band hat sich natürlich in den letzten Jahren gewandelt: von einer gefährlichen Rockband zu einer gemütlichen Band mit 50-Jährigen, die es gerne etwas ruhiger angehen lassen.

schauvorbei.at: Inwiefern gibt es für Sie einen Unterschied zwischen Liedern im Dialekt und Songs auf Hochdeutsch?
Birgit Denk: Die Musik muss vor allem authentisch sein. Daher muss meine eigene im Dialekt sein, wenn ich sie mache. Beim Anhören finde ich auch Hochdeutsch wunderschön. Wenn zum Beispiel die Band „Kraftklub“ aus Deutschland singt, so wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, dann kommt das gut rüber. Wenn ich selbst schreibe, ist mir Mundart näher. Es heißt für mich „hatschen“ und nicht „langsam gehen“. Dialekt lässt sich nicht nur schöner singen, die Bedeutung ist für mich klarer, weil es die Sprache ist, die mir durch Mark und Bein geht. Mit ihr kann ich mich am besten ausdrücken. 

Das heißt, wenn jemand Anfang 20 und in Eisenstadt aufgewachsen ist und nur Hochdeutsch spricht, weil er es so aus seinem Umfeld kennt, dann ist das auch perfekt, so wie es ist.

„Wir haben es akzeptiert, dass wir zu früh und zu spät dran waren, dennoch haben wir unseren Platz gefunden.“
Birgit Denk

schauvorbei.at: In den letzten Jahren hat sich Dialekt von einer Randsparte zum gehypten Mainstream in Österreich gewandelt. Wie haben Sie diese Veränderung empfunden?
Birgit Denk: Unsere Tour trägt es bereits im Titel: „Komplett out“. Das ist unter anderem der Fall, weil wir uns immer antizyklisch zur Szene entwickelt haben. Wir waren immer zur falschen Zeit am richtigen Ort (schmunzelt). Dem trauere ich nicht nach. Ich nehme es so an, wie es gekommen ist. Im Jahr 2000, als wir mit „Denk“ angefangen haben, war es extrem uncool, im Dialekt zu singen. Zwar hatten wir unser Publikum, aber der Mainstream fand es furchtbar.

Musikgruppen wie Kruder & Dorfmeister waren hip. Man war sehr international ausgerichtet und die Elektronik-Welle war nach Österreich geschwappt. Es war für uns nicht so einfach, Fuß zu fassen, aber das war uns egal. Wir haben es nicht akzeptiert.

Ich bin immer schon davon ausgegangen, dass alles in der Branche in Wellen verläuft. Es hat mich nicht verwundert, dass dann Personen wie Seiler und Speer und Pizzera & Jaus auf der Bildfläche erschienen sind. Bereits davor gab es einen Dialekt-Ast, der sich aus der Kabarettszene entwickelt hat.

Nach diesen Größen unserer Zeit kam auch – Gott sei Dank – eine Frau: Ina Regen. Nicht, dass es sie nicht schon immer gegeben hätte, die weiblichen Austropoperinnen. Aber man hat ihnen lange nicht zugehört. Während dieses Hypes haben wir gesagt: „Hallo, wir sind auch noch da!“ Und alle haben gesagt: „Ja, aber jetzt seid ihr schon zu alt.“ (Lacht.) Wir haben akzeptiert, dass wir zu früh und zu spät dran waren, dennoch haben wir unseren Platz gefunden.

Birgit Denk im Porträt im roten Kleid
© Ulrik Hölzel

„Im Rückblick denke ich mir dennoch, ich hätte noch viel mehr ‚goschad‘  sein sollen.“
Birgit Denk

Die Dialektwelle ist da. Ich bin froh darüber und finde es gut, dass auch Tirolerinnen, Kärntnerinnen und Südburgenländerinnen nicht versuchen, wienerisch zu klingen, sondern ihre Musik so präsentieren, wie sie sprechen. Meiner Meinung nach sollte diese Art der Lieder noch viel stärker in den Regionalradios vertreten sein.  Es freut auch das Publikum. Trotzdem denke ich, diese Welle wird irgendwann vorbei sein. Weil es immer so ist. Aber es ist derzeit sehr schön, wie es ist.

schauvorbei.at: Würden Sie alles noch einmal genauso machen, wenn Sie von vorne beginnen könnten?
Birgit Denk: Ich bin ein Mensch, der im Hier und Jetzt lebt. Deswegen fällt es mir oft schwer, zu antworten, wenn mich jemand fragt: „Wo werden Sie in drei Jahren stehen?“ Darum denke ich auch, wenn ich in dieselbe Situation noch einmal geworfen werde, würde ich wahrscheinlich alles genauso wieder machen.

Vielleicht wär ich noch mehr „goschad“. Weil ich lange dachte, damit stehe ich mir im Weg, habe ich es unterdrückt. Ich habe mir dadurch auch tatsächlich Steine in den Weg gelegt. Im Rückblick denke ich mir dennoch, ich hätte viel mehr „goschad“ sein sollen. Hätte ich einfach gesagt „So bin ich und so ist es“, hätte vieles angenehmer für mich sein können. Vor allem wir Frauen sollten viel frecher sein. The sky is the limit. Die Grenze nach oben ist noch lange nicht erreicht.

Ich bin und war auf der Bühne immer genauso wie die Person, die zu Hause auf der Couch sitzt. Natürlich ist es oft erlernt, wenn man sich in einem medialen Umfeld bewegt oder mit Geldgebern spricht, dass man als professioneller Part agiert. Das habe ich oft nicht gemacht. Dann bin ich nicht in ein Fettnäpfchen getappt, ich habe darin gebadet (lacht).

„Bei Frauen spielt das Alter immer eine Rolle. Bis 20 ist man als Frau zu jung und danach ist man bereits alt.“
Birgit Denk

Viele konnten mit dem, wie ich bin, nicht viel anfangen. Das lag daran, dass es damals wenige – heute etwas mehr  – Menschen in der Musikbranche gab, die so sind wie ich. Das heißt erstens: wenig Frauen. Zweitens: noch weniger, die die Spielregeln nicht einhalten. Und drittens: der Dialekt. Hunderte Male habe ich gehört: „Das ist total ‚schirch‘.“ Auch, dass ich blöd bin. Weil Mundart zu sprechen oft mit Intellekt verknüpft wurde. Deswegen wurde diese Art, Musik zu machen, auch mit Vulgärem verknüpft.

schauvorbei.at: Vor welchen Schwierigkeiten steht man als Frau in der Musikbranche?
Birgit Denk:
Ich freue mich derzeit über jedes junge Mädel oder auch jede ältere Frau, die Musik macht und nicht die typischen Rollen einnimmt. Denn wir haben weniger Möglichkeiten, uns auszudrücken. Bei Männern gibt es die verschiedensten Images: den Intelektuellen, den Gaukler, den literarischen Musiker oder den wilden Hund. Bei Frauen gibt es in meiner Altersklasse eigentlich nur zwei: die „Ulknudel“ – das ist auch die Schublade, in die ich oft hineingesteckt werde – oder die „sexy Alte“. Dazwischen wird wenig akzeptiert. Derzeit brechen das viele Frauen auf. Allerdings stehen wir erst am Anfang und es ist noch ein weiter Weg zu gehen.

Zum Beispiel: Wenn Wolfgang Ambros oder Paul Pizzera etwas „oasch“ finden, dann sind sie „leiwande Burschen“. Aber wenn eine Frau sich so ausdrückt, heißt es: „So spricht man nicht.“ Aus solchen Gründen habe ich mir damals oft gedacht: „Vielleicht sollte ich mich mehr anpassen.“ Aber in Wirklichkeit hätte ich noch viel mehr raushauen sollen.

Dazu kommt dann noch das Alter und das Aussehen. Ich könnte mich nicht daran erinnern, dass Künstler wie André Heller je gefragt wurden, ob sie denn jetzt nicht schon zu alt für die Branche sind. Oder aber, dass einem Mann gesagt wurde, er solle jetzt aufhören oder keine kurze Hosen auf der Bühne tragen, weil seine Knie nicht mehr so schön aussehen. Das höre ich bereits seit 15 Jahren. Meinungen von Personen, die ich nicht gefragt habe, ob die Röcke jetzt über das Knie gehen müssen oder ob sie noch drüber sein dürfen.

Bei Frauen spielt das Alter immer eine Rolle. Bis 20 ist man als Frau zu jung und danach ist man bereits alt – überspitzt gesagt. Wenn man sich dann noch vor die Kamera stellt, wird das Erscheinungsbild immer eine Rolle für die Öffentlichkeit spielen. Ich hatte meinen Major Deal, als ich 31 Jahre alt war. Selbst da wurde mir gesagt: „Sie haben Glück, dass Sie so jung aussehen.“

„Die pannonische Landschaft liebe ich sehr. Außerdem habe ich den Eindruck, dass die Menschen, die im Burgenland leben, gemütlicher sind als anderswo – und ich kenne einige Ecken in Österreich.“
Birgit Denk

schauvorbei.at: Inwiefern würden Sie sagen, dass Sie auf der Bühne eine Rolle spielen?
Birgit Denk: Wenn ich auf der Bühne stehe, bin ich immer ich selbst. Zwar bin ich nicht Birgit, die Enkeltochter, oder Birgit, die Skifahrerin, aber ich bin Birgit Denk, die Bühnenperson. Sicher ist die anders als die Enkeltochter oder die Skifahrerin privat, aber dennoch bin ich ohne Maske. Eine Kunstfigur wie Hans Hölzel aka Falco habe ich nie erschaffen. Mir war immer wichtig, echt und authentisch zu sein.

schauvorbei.at: Was gefällt Ihnen als Wahl-Burgenländerin am besten?
Birgit Denk: Letztens war ich wieder mit dem Rad unterwegs und dachte mir: „Wie schön, dass ich so weit sehen kann!“ Diese Weite im Burgenland ist einmalig. Ich bin aufgewachsen ohne Berge – nur mit Hügeln. Maximale Höhe hatte der Schwechater Kellerberg mit 173 Metern. Dort kann man zwar wunderbar rodeln, doch selbst das war schon etwas gruselig für mich. Wenn man nicht weiß, was sich dahinter verbirgt, ist mir das suspekt. Deswegen war es nur logisch, dass die Wahl für mein Zuhause auf das Nordburgenland gefallen ist.

Die pannonische Landschaft liebe ich sehr. Außerdem habe ich den Eindruck, dass die Menschen, die im Burgenland leben, gemütlicher sind als anderswo – und ich kenne einige Ecken in Österreich. Außerdem habe ich den Eindruck, dass man offen gegenüber Fremden ist, weil man Migranten nicht nur kennt, man steht oft in direktem Verwandtschaftsverhältnis mit ihnen. Es ist aber nicht eine Oma aus Tschechien, die man zwei Mal im Leben gesehen hat, wie es der Wiener kennt.

„Die Anbindung, die Kultur und auch das Hallenbad sind alles Gründe, warum Neusiedl der perfekte Wohnort für uns ist.“
Birgit Denk

In dieser Gegend wird multikulturelles Miteinander gelebt. Das finde ich zutiefst spannend und schön. Offenheit findet sich daher nicht nur in der Landschaft wieder, sondern auch in der Einstellung der Einwohner.

schauvorbei.at: Warum haben Sie sich für Neusiedl am See als Wohnort entschieden?
Birgit Denk:
Neusiedl am See habe ich aus einem pragmatischen Grund als Wohnort gewählt: Mein Partner und ich wollten in der Nähe von Wien bleiben. Am besten mit einer guten Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und die Autobahn, sodass man die Großstadt gut erreichen kann. Als Musikerin war mir auch wichtig, schnell auf der Südautobahn zu sein. Wenn wir zum Beispiel Auftritte in Graz haben, ist das sehr praktisch.

Aber dazu gekommen sind wir durch Zufall: Früher waren wir oft in Weiden am See unterwegs, weil Alex, mein Partner, dort surfen war. Von dort aus sahen wir Baukräne in der Nachbarortschaft Neusiedl stehen. Es wurden zu der Zeit Häuser gebaut. Wir sahen sie und dachten uns: „Ach, hier ist es aber schön!“ Und so wurde es diese Stadt.

Neusiedl am See bietet aber auch noch weitere Vorteile. Haus im Puls und das Weinwerk sind kulturelle Hotspots, die man kennt und in denen ich gerne unterwegs bin. Selbst als ich noch in Schwechat gelebt habe, bin ich gerne in die Mole in Neusiedl auf – Aperol Spritzer war damals noch nicht erfunden – ein Seiterl Bier gefahren. Einfach, um dort die Seele baumeln zu lassen. Und wenn wir noch weiter zurück in der Zeitlinie gehen: In meiner Kindheit, als ich in Bad Deutsch-Altenburg und Hainburg an der Donau aufgewachsen bin, war das nächste Hallenbad in Neusiedl. Dort habe ich viel geplanscht. Ich freue mich sehr, dass es nach einer Wartezeit von gefühlt 400 Jahren bald wieder eröffnet.

Die Anbindung, die Kultur und auch das Hallenbad sind alles Gründe, warum Neusiedl der perfekte Wohnort für uns ist.

Schönstes Fleckchen im Burgenland?
„Tatsächlich: überall am Neusiedler See.“
Birgit Denk

schauvorbei.at: Nächste Urlaubsdestination?
Birgit Denk:
Sizilien.

schauvorbei.at: Lieblingseissorte?
Birgit Denk: Pistazie-Haselnuss.

schauvorbei.at: Dieses Lied gibt mir das Summer-Feeling:
Birgit Denk: Das Erste, was mir dazu einfällt, ist „Macarena“, aber ich will es nicht sagen (schmunzelt).

schauvorbei.at: Schönstes Fleckchen im Burgenland?
Birgit Denk: Tatsächlich: überall am Neusiedler See.

„Dass es uns nach 25 Jahren noch gibt, ist ein Wunder für mich. In Zeiten wie diesen eine Band so lange zusammenzuhalten, ist etwas, das nicht viele schaffen.“
Birgit Denk

schauvorbei.at: Wunder geschehen, ich war dabei. Welches Wunder haben Sie bereits erlebt?
Birgit Denk: Dass es uns nach 25 Jahren noch gibt, ist ein Wunder für mich. In Zeiten wie diesen eine Band so lange zusammenzuhalten, ist etwas, das nicht viele schaffen.

schauvorbei.at: Ich glaube an Schicksal oder nur an den Zufall?
Birgit Denk: Ich glaube weder an Zufall noch an Schicksal (lacht).

schauvorbei.at: High Life in der City oder Ruhe in der Natur?
Birgit Denk: High Life in der City.

schauvorbei.at: Hotel oder Bungalow?
Birgit Denk: Bungalow.

Zehen im Sand oder Wanderschuhe am Berg?
„Beides – je nach Wetterlage.“
Birgit Denk

schauvorbei.at: See oder Meer?
Birgit Denk: Meer.

schauvorbei.at: Sonnenauf- oder Sonnenuntergang?
Birgit Denk: Sonnenuntergang.

schauvorbei.at: Wassernixe oder Sonnenanbeterin?
Birgit Denk: Wassernixe.

schauvorbei.at: Zehen im Sand oder Wanderschuhe am Berg?
Birgit Denk: Beides – je nach Wetterlage.

schauvorbei.at: Danke für das Gespräch!

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