Treffender kann ein Spitzname nicht sein: „Insel des ewigen Frühlings“ nennt man Tenerife, die größte Insel der Kanaren. Grau in grau noch in Wien, und bei der Landung am Flughafen Tenerife Sur empfangen einen die Sonnenstrahlen, die Wärme für Haut und Herz versprechen. Der Südwesten der gut 2.000 km2 großen Insel ist ein Urlauberparadies par excellence. An Stränden wie Playa de Abama oder Playa de San Juan reiht sich Hotel an Hotel, Boulevards laden zum Flanieren ein und von den Häfen stechen Schiffe zu Whale-Watching-Touren in See. Am Horizont grüßt die Nachbarinsel La Gomera und lädt zu einem Ausflug ein. Auch wenn die Idee des Inselhoppings verführerisch ist, so ist mein Plan A ein anderer.
Der Vulkan schläft noch
Denn in der Mitte von Teneriffa befindet sich der höchste Berg von ganz Spanien. Von hier geht es quasi von null auf den 3.715 Meter hohen Teide, vom Meeresstrand auf die Spitze des nach wie vor aktiven Vulkans. Es gibt keinen Ort auf der Insel, von dem aus man diesen Giganten nicht sieht. Und es dauert mit dem Ausflugsbus oder Mietauto von der Küste aus keine Stunde, in diese andere Welt der erloschenen Lava einzutauchen. Zum letzten Mal ist der Teide im Jahr 1909 ausgebrochen. Regelmäßige Erdbeben sagen jedoch, dass der Vulkan nur vor sich hin schlummert.
Fährt man vom Meer aus los Richtung Teide, geht es zuerst einmal durch Bananenplantagen. Dann beginnen die ersten Serpentinen hinauf durch Wälder, bevor die Aussicht freier wird. Blickt man zurück, strahlt das Meer in glitzerndem Blau, blickt man nach vorn, lockt der Riese von Kilometer zu Kilometer mächtiger. Die Landschaft wird immer unwirklicher und erinnert an Science-Fiction-Filme.
Landschaften wie am Mond
Zuerst umgeben die Straße links und rechts Relikte erkalteter Lavaströme, und einige Höhenmeter weiter befindet man sich in einer unwirklich anmutenden Landschaft, die einen eher an den Mond als an die Erde erinnert. Von Aussichtspunkten wie dem Mirador del Tabonal Negro oder dem Mirador la Rambleta direkt an der Bergstation der Seilbahn liegt einem diese Wunderwelt zu Füßen, die es in dieser Einzigartigkeit in Europa nur auf Island gibt. Mit einem großen Unterschied: Auf Teneriffa kann man zuerst durch den warmen Atlantik schwimmen und sich wenig später in den Höhen abkühlen.
Höhenmeter um Höhenmeter wird es frischer, und wer ganz hinauf will, sollte auch im Hochsommer eine Jacke nicht vergessen. Wer den Aufstieg zu Fuß machen will, braucht ein Permit. Für jeden Tag werden nur maximal 200 Genehmigungen ausgestellt. Die meisten der jährlich Millionen Besucher wählen aber die im Jahr 1971 errichtete Seilbahn, die 1.199 Höhenmeter in nicht einmal zehn Minuten bezwingt. Die Bergstation liegt auf 3.555 Metern, von hier ist das Gipfelkreuz fast schon zum Greifen nah.
Es ist ein unvergesslicher Panoramablick, den man vom Dach Spaniens aus genießt. Alle Inseln des Kanarischen Archipels liegen einem zu Füßen, von La Palma über Hierro und La Gomera bis zu Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote. Dann senkt sich der Blick vom Horizont auf Teneriffa, ein überwältigendes Farbenspiel von Braun bis Grün. Das macht so richtig Vorfreude auf den nächsten Tag.
Roadtrip die Küste entlang
Gleich am nächsten Morgen starte ich die Umrundung der Insel. Es ist eine Tour von einer Attraktion zur nächsten, von denen Teneriffa so viele aufzuweisen hat. Da wären zum Beispiel die Klippen von Los Gigantes im Westen oder die rätselhaften Pyramiden von Güímar im Osten. Schließlich erfreut sich Teneriffa gleich zwei imposanter Hauptstädte: Während sich Santa Cruz de Tenerife mit mehr als 200.000 Einwohnern zu einer erlebnisreichen Inselmetropole gemausert hat, geht es in der alten Hauptstadt San Cristóbal de La Laguna mit der Altstadt als Unesco-Weltkulturerbestätte beschaulicher zu. Von der einen zur anderen Stadt kann man am einfachsten mit der Straßenbahn fahren.
Schließlich krönt man einen Inselaufenthalt mit einem Besuch des Loro Parque, der von TripAdvisor zum besten Zoo Europas gewählt wurde. Hier hat der Deutsche Wolfgang Kiessling ein wahres Paradies geschaffen, wo auch Wissenschafter arbeiten, die Tierschutzprojekte in der ganzen Welt betreuen.
Mein persönliches Inselfazit: Viel zu bieten hat zweifelsohne jede Kanareninsel, aber Teneriffa ist unbestritten ihr Meister in puncto Abwechslung.