Der größte Wunsch von Lisa Pac ist heuer in Erfüllung gegangen: Die Sängerin stand mit ihren Hits am Frequency Festival auf der Bühne. Das Konzert erschien ihr fast surreal. „Immerhin habe ich dort früher hinter der Bar gearbeitet“, erzählt die 29-jährige Wienerin im schau-Interview. Seit damals hat sich viel getan: Ihr Song „Helium“ wurde 2019 von den großen österreichischen Musiksendern wie Ö3, allen Antenne Sendern und Kronehit gespielt. Letztes Jahr nominierte sie die Jury der Amadeus Austrian Music Awards mit dem Lied „Boring“ in der Kategorie „Best Songwriter:in des Jahres“. Zuletzt hat die Wienerin ihre Single „Bedroom“ veröffentlicht. Für das dazugehörige Video schlüpfte sie sogar in die Rolle der Produzentin und bestimmte die Szenen mit.
Wie es weitergeht? Wenn man Lisa Pac nach ihren großen Zielen fragt, klingt die Antwort ganz bodenständig: „Natürlich fände ich es mega, wenn ich mal einen Grammy gewinnen würde, aber abgesehen davon ist es mir viel wichtiger, die kleinen Ziele zu feiern und den Weg dorthin ebenso wertzuschätzen.“ Heuer freut sie sich jedenfalls schon auf ihren Auftritt beim Waves Festival am 8. September in ihrer Heimatstadt.
Aber zuerst noch mal alles auf Anfang: Wie ist Lisa Pachinger – so lautet ihr bürgerlicher Name – überhaupt zur Musik gekommen? Die Leidenschaft legte ihr ihr Vater, der Klarinette bei den Wiener Symphonikern spielt, quasi in die Wiege. Auch ihre Mutter hat Einfluss auf Lisas Tun: „Sie ist zwar keine Musikerin, aber sie hat ein fantastisches Ohr. Ihr zeige ich meine Songs, wenn ich eine Meinung haben möchte.“
Seit sie denken kann, spielt Lisa Klavier, mittlerweile auch Gitarre. Ihre Leidenschaft für Pop und Jazz hat sich ebenfalls früh gezeigt: „Als Kind bin ich vor dem Spiegel gestanden und habe Songs der Backstreet Boys in meine Haarbürste geträllert. Mit zwölf Jahren bin ich dann beim Frühstückstisch gesessen und habe zu meinen Eltern gesagt: ‚Eines Tages werdet ihr mich im Radio hören.‘ Dass es dann wirklich wahr wurde, hat etwas Unwirkliches“, erzählt sie.
Dabei hat sie den großen Moment, als ihr Song „Sunshine“ erstmals im Radio lief, glatt verschlafen. „Ich habe mein Handy am späten Vormittag aus dem Flugmodus geholt und dachte, es explodiert gleich, weil ich so viele Nachrichten und Anrufe bekommen habe.“ Bis heute ist dieser Tag einer ihrer absoluten Karriere-Highlights. Bei ihren österreichischen Wurzeln stellt sich natürlich die Frage: Warum singt Lisa eigentlich nicht auf Deutsch? „Na ja, ehrlich gesagt finde ich, wenn ich Texte auf Deutsch singe, dass sie sich zu sehr nach Schlager anhören. Songtexte in englischer Sprache finde ich einfach ästhetischer“, sagt Lisa. Außerdem hat sie einen starken Bezug zum englischsprachigen Raum.
Denn die Singer-Songwriterin war nicht nur einige Jahre in London unterwegs, sie war dort auch zu Hause. „Ich wollte unbedingt weg von Wien, um aus meiner Komfortzone hinauszukommen. Ich finde es unglaublich wichtig, neue Erfahrungen außerhalb des gewohnten Umfelds zu machen.“ Und Erfahrungen machte sie in London in Hülle und Fülle: Dank der sehr starken musikalischen Konkurrenz und vielen Live-Auftritten hat die Sängerin „den richtigen Drive bekommen“, wie sie selbst sagt. London war nicht nur die Vorbereitung auf ihre Karriere: Während der Corona-Lockdowns hat sie es sich ab und an dort gemütlich gemacht. Mittlerweile ist ein Teil ihres Teams in London. Dennoch stammt immer noch ein großer Teil ihrer Musik quasi von der Wohnzimmercouch, denn Lisa hat ein Studio in ihren eigenen vier Wänden.
Ihre Musik wird durch persönliche Erlebnisse inspiriert. Darüber hinaus hat die 29-Jährige eine ganz eigene kreative Technik: „Gerade versuche ich, gedanklich sehr viele Was-wäre-wenn-Szenarien durchzuspielen und meine Emotionen dazu in Worte zu fassen“, berichtet sie. Das Um und Auf beim Schreiben von Liedern ist für sie aber Ehrlichkeit: „Das Schwierigste und Schönste beim Schreiben von Songtexten ist die Verwundbarkeit. Es gibt Erfahrungen, die jeder Mensch kennt, wie zum Beispiel die Emotionen, wenn man verliebt ist. Dass man sie hat, ist okay, aber darüber zu texten, das kann am Anfang fast peinlich sein.“
Dennoch ist ihr wichtig, authentisch zu bleiben, da ihre Musik so genau das transportiert, was sie sagen möchte: „Manche Erlebnisse haben eine universelle Spannkraft. Wenn Menschen mit meiner Musik Erfahrungen wie Liebeskummer besser verarbeiten können, dann habe ich alles richtig gemacht.“ Dass dieses Erfolgsrezept funktioniert, beweisen Songs wie „Heart Shaped Bruises“, die auf eigenen Erfahrungen basieren.