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27. April 2024
Europa Reise

Heiße Partynächte auf Ibiza

Die Balearen-Insel, bekannt für ihr pulsierendes Partyleben in Hotels und Clubs, ist nach einer Zwangspause wiederauferstanden. Unser Musik- und Partyexperte hat sich auf Ibiza umgesehen, bei Tag und noch viel mehr bei Nacht.

DJ auf Ibiza heißt der Menge ein.
Ohne Shows geht auf Ibiza nichts. © Hï Ibiza

Ich bin mittendrin, rund um mich fröhlich tanzendes und wild feierndes Partyvolk. Vor mir die Bühne des Hard Rock Hotel Ibiza im Herzen eines riesigenUrlaubsparadieses, einer künstlichen Welt, wo Spaß und Austoben angesagt sind. Die Devise des Abends: „Kinder der 80er-Jahre“. Ich fühle mich da musikalisch ganz zu Hause. Und wenn man sich umsieht, fühlt man sich so richtig in die eigene Vergangenheit zurück­gebeamt.

So mancher trägt bunte 80er-Kleidung und -Accessoires. Der DJ gibt ordentlich Gas. Hits von den Pet Shop Boys, U2, Simply Red und Grace Jones strömen aus den riesigen Boxen und vermitteln uns allen nostalgische Glückseligkeit. Glaubt man, dass mehr Ek­s­ta­se nicht mehr geht, beweist eine Abba-Coverband das Gegenteil. Es geht, und wie! Bis zu 7.000 Gäste kommen zu den Musikpartys ins 5-Sterne-Hotel an der Playa d’en Bossa. Die Barkeeper haben jede Menge zu tun, trockene Kehlen sind verboten. Nach harten Covid-Jahren wird auf Ibiza wieder so richtig Party gemacht. 

Die Insel boomt wieder 

Ständig kommen neue ausgehungerte Feierwillige auf die Insel. Im 2-Minuten-Takt zischen Flugzeuge im Tiefflug direkt über uns hinweg. Das Hotel liegt nämlich an der Einflugschneise des Aeropuerto de Ibiza San José. Im Sommer ist der Flughafen der Insel, gemessen an den Passagierzahlen, der fünftgrößte von ganz Spanien! Wenn wir zum Himmel hinaufschauen und den nächsten Flieger sehen, winken wir zu denen oben, die vielleicht bald neben uns tanzen werden.

Will man das Party-Feeling so richtig genießen, dann ist das Hard Rock Hotel Ibiza die richtige Adresse. Hier stößt man überall auf Erinnerungsstücke von Stars aus Rock und Pop, zum Beispiel Outfits von Elvis, Shakira, Britney Spears, Rihanna, James Brown, Madonna, Michael Jackson, Lady Gaga, Elton John und John Lennon, oder Gitarren von David Bowie und Frank Zappa. Die Sounds in allen Bars und Restaurants sind ausgeklügelt, und sogar im Lift rockt es anständig, sodass der Aufzug quasi mitschwingt. Im Strandlokal spielt DJ Pedro „Love Tonight“ von Shouse im David-Guetta-Remix. Ein Saxofonspieler mischt sich unter die Leute und performt das Solo mit. Alle beginnen zu tanzen. Das ist Ibiza-Feeling!

Von Hippies bis Edeldisco

Die kleine Balearen-Insel steht wie kein anderer Fleck auf der Welt für Party, Sonne, Strand und Clubrhythmen. Zu Beginn brachten die Hippies ihre bunte Musik mit, dazu die freie Liebe und den Wunsch nach Weltveränderung. Dann kamen die Disco- und Funk-Zeiten. Der entspannte Club-del-Mar-Sound wurde geboren. Heute ist Ibiza der Hotspot für die neuesten Dance-Music-Trends, die in den ­angesagtesten Clubs bis in die Morgenstunden erlebt werden können. Der Boom hat auch dafür gesorgt, dass die Insel als teuerste Region Spaniens gilt. Die Exklusivität hat ihren Preis. 

Reich ist Ibiza auch an Naturschätzen. Ausflüge ins Grüne lohnen sich. Fast überall an der Küste finden sich mit Pinien ­bedeckte Hügel vor idyllischen Sandbuchten mit kristallklarem Wasser, zum Relaxen und Ausspannen vom Partystress. Oft parken dort Aussteiger, die in ihren Wohnmobilen eisgekühlten Sangria mixen und verkaufen, danach den mitgebrachten kleinen Bose-Bluetooth-Verstärker einschalten und ganz geschmeidig den Sonnenuntergang zelebrieren. Auch das ist Ibiza-Feeling!

Eat, Sleep, Dance, Repeat

Das Hard Rock Hotel ist schon sehr exklusiv. Noch eine Steigerung bietet gleich nebenan das Ushuaïa Ibiza Beach Hotel, das sich im Gegensatz zum Hard Rock Hotel auf Adults only konzentriert. Das Ushuaïa ist ein Gesamtkunstwerk, das beginnt schon beim Duft in der Rezeption. Dieser wurde eigens für das Hotel kreiert. Beim Interieur dominieren helle Farben, schwarz-weiße Dekors und rot gestylte Sitzmöbel. Über die Decke laufen große schwarze Ameisen, die wir später noch oft entdecken. Am riesigen Pool stehen ver­goldete Nixen, schwarze Kraniche, pinke Flamingos und ein überdimensionaler dunkler Skorpion. Den Strand bewachen goldene Riesenkatzen und orange Leguane. Stylish sind auch die Zimmer. Am Polster lese ich den Slogan „Eat, sleep, dance, repeat“, dazu der rote Kolibri des Sehnsuchtsorts Ushuaïa – das ist übrigens die südlichste Stadt der Welt im argentinischen Feuerland. 

„Die Leute kommen für ein paar Tage zu uns, um etwas zu erleben“, weiß Kimia Rahman, Guest-Experience-Managerin des Ushuaïa. „Ich kam für die Party. Ich blieb für den Sonnenuntergang. Das denken sich schlussendlich viele.“ Die 36-Jährige verbringt seit 18 Jahren ihre Sommer auf der Insel und ist mittlerweile zuständig für ein Team von 32 Frauen. Bevor der Inselkoller im Winter ausbricht, flüchtet sie nach Ischgl und jobbt als Restaurantleiterin. „Warum? Weil dort in Tirol die besten Skipisten Europas sind. Allerdings sind die Partys nicht vergleichbar mit hier. Ischgl ist keineswegs das Ibiza der Alpen“, sagt die Insiderin mit einem verschmitzten Lächeln. Wer wagt da zu widersprechen? 

Ab in die Clubs

Bis Mitternacht werden die Venues in den Hotels bespielt. Dann pilgert der Partyzug weiter ins nahe Hï Ibiza oder ins legendäre Pacha. Im Vorjahr haben übrigens 600.000 Clubbesucher weltweit ihren Liebling gewählt. Die Clubs auf Ibiza sind demnach Weltspitze, mit vier Venues unter den besten 20. Sieger war Hï Ibiza, Platz 6 belegte das Ushu­aïa, Platz 7 das Amnesia und Platz 16 das Pacha. 

Tanzen bis 6 Uhr früh, dann am Strand chillen. So macht man es hier auf der weißen Insel. Schlafen ist Nebensache. Am letzten Tag liegen zwei neue Polster auf meinem Bett mit der Devise „I’m on top of the world“. Ich sage mir zufrieden: „Ja, alles erlebt! Jetzt aber ab nach Hause.“