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3. Mai 2024
Stars

AUT OF ORDA und ihr erster Auftritt mit Red Bull 100

Mit ihrem Bandprojekt AUT OF ORDA bewegen sich Christopher Seiler, Paul Pizzera und Daniel Fellner außerhalb der gewohnten musikalischen Genregrenzen. Dazu passt auch ihr erster gemeinsamer Auftritt, ein unvergleichliches Glanzstück in der Musikgeschichte: Das Trio hat nur 100 Stunden Zeit, um ein komplett neues Bühnenprogramm inklusive Setlist zu erstellen.

Die drei Jungs von Aut of Orda Christopher Seiler, Daniel Felder und Paul Pizzera in einem typischen Wiener Beisl mit Jukebox und Absperrband im Hintergrund. Ihr erster Auftritt wird bei Red Bull 100 sein.
A gscheide Musik heast: Mit ihren Liedern können sich die drei Musiker ausleben und auch auf unbekanntes Klangterrain begeben. © Philipp Hirtenlehner

Eigentlich kennt man die drei Jungs aus ganz anderen Bandformationen. Heuer spielen Paul Pizzera, Christopher Seiler und Daniel Fellner erstmals zusammen auf. Ihr Ziel: AUT OF ORDA soll die österreichische Musikszene kräftig aufmischen. Am 21. Oktober steht das Dreigespann zum ersten Mal auf der Bühne, und zwar bei einer ganz besonderen Show: bei Red Bull 100 in der Marx-Halle. Grund genug für schau, um mal genauer bei den drei Musketieren der Austropop-Revolution nachzufragen.

Daniel und Christopher, ihr habt ja schon seit längerem auf musikalischer Ebene zusammengearbeitet. Wie kam es zu dieser Neuformation mit Paul?
Christopher Seiler: Wir waren damals in Graz im Studio und wollten eigentlich eine andere Nummer machen. Aber dann kam Pauli dazu und wir haben beschlossen, das Lied „Wigl Wogl“ aufzunehmen. Danach wussten wir, dass wir mehr in diese Richtung machen möchten. AUT OF ORDA ist ein Ausgleich zu unseren bestehenden Projekten.
Daniel Fellner: Beim Bandnamen hat das Projekt sehr viele Vorschläge durchlebt, würde ich sagen. Wir sind allerdings relativ schnell bei AUT OF ORDA gelandet, weil es auch den Österreichbezug mit hineinnimmt.

Wie würdet ihr euren Musikstil – vielleicht auch im Vergleich zu euren bisherigen Musikprojekten – beschreiben?
Paul Pizzera: Tanzbares, Lebensbejahendes, positiv Inspirierendes, in Noten Gegossenes.
Christopher Seiler: Was hast du mit diesem tanzbar?
Paul Pizzera: Ja, es ist doch tanzbar. Jede Musik ist tanzbar und das ist schön.

Einige Fans vergleichen eure neuen Songs mit dem, was ihr in den vergangenen Jahren in anderen Konstellationen gemacht habt. Wie geht ihr mit solchen Vergleichen um?
Christopher Seiler: Diese Vergleiche sind schwachsinnig und gehen komplett an der Idee vorbei. Weil es klar ist, dass das nicht klingen kann und soll wie Pizzera & Jaus oder Seiler und Speer. Dann hätte das Projekt gar keinen Sinn.
Daniel Fellner: Es ist für uns ein gewisser musikalischer Ausgleich und eine Umgebung, in der man sich ausprobieren kann. Denn ob man will oder nicht, man ist mit etablierten Projekten ein wenig in einer Box gefangen.
Christopher Seiler: Willst du noch etwas Tanzbares dazu sagen, Pauli?
Paul Pizzera: Nein, ich bin eigentlich ganz zufrieden. Meine heißen Steps habe ich bereits eingebracht (lacht).

Hattet ihr Angst, das Projekt könnte scheitern?
Paul Pizzera: Dieses Gefühl hat man eigentlich immer. Wenn man davon ausgeht, dass man nur gewinnen kann, bringt man der Sache zu wenig Respekt entgegen.
Daniel Fellner: Es gehört bei diesen Projekten dazu, ein künstlerisches Risiko einzugehen.
Christopher Seiler: Ja, das war aber bei Seiler und Speer anfangs genauso. Der Unterschied bei AUT OF ORDA war, dass wir einen komplett neuen musikalischen Stil entwickelt haben, bei dem wir nicht wussten, wie die Menschen ihn annehmen werden. Am Beginn war es so, dass die Leute sagten: „Schuster, bleib bei deinen Leisten.“ oder: „Seiler, mach besser nichts mit Pizzera.“ und umgekehrt. Aber das gibt es immer, auch, weil es quasi zur guten österreichischen Manier gehört, zu wollen, dass alles beim Alten bleibt.
Paul Pizzera: Außer der Burgenländer, der ist sehr vorwärts gewandt: Avantgardistisch, ein Stratege und ein Vorreiter (zwinkert).

Was zeichnet die Banddynamik von AUT OF ORDA aus?
Paul Pizzera: Man hat drei sehr kreative Köpfe, die gemeinsam versuchen, ihre einzelnen Nuancen mit dem Bereich, aus dem sie kommen, zu vereinen und die sich auf einer Spielwiese der Kunst austoben. Das ist das Schöne. Denn ohne die verschiedenen Finger wäre jede Hand nur ein Löffel.
Christopher Seiler: Wir lachen sehr viel gemeinsam – eigentlich sind wir eine Selbsthilfegruppe.

Wie läuft das Songwriting ab?
Daniel Fellner: Es ist ein sehr demokratischer Prozess, der bei einem winzigen Partikel beginnt. Einer von uns wirft etwas in den Raum und wir drei stürzen uns dann darauf. Das kann alles sein: eine Melodie, eine Textzeile, ein Reim oder gar eine ganze Strophe. So kommt etwas in Bewegung. Das Ganze geht immer recht flott. Es ist für uns sicher einfacher, da wir alle schon Erfahrung in verschiedenen Bereichen haben.
Christopher Seiler: Bis jetzt gab es nichts, bei dem sich nicht jeder von uns eingebracht hat. Dabei kann man auch das eigene Ego ab und an zurückschrauben, wenn man merkt, dass der andere eine bessere Idee hat. Das ist auch ein Zeichen von Reife und zielorientiertem Arbeiten.
Paul Pizzera: Das Gute ist auch, dass jeder in dieser Dreiecksbeziehung vom anderen lernen kann.

Bei eurem neuen Track „Mi Amor“ bekommt man ja richtig Lust zu tanzen. Wie ist die Idee dazu entstanden?
Paul Pizzera: Ich hatte schon länger die Idee, dass man dem Musikmarkt einen Spiegel vorhält und einfach mal alles zu sagen, was man sich denkt. Das haben Seiler und Dani angesprochen, als sie meinten, dass wir mit AUT OF ORDA die Chance bekommen, aus Konstrukten auszubrechen. Was wiederum mit dem Gefühl zusammenhängt, dass es nicht das Richtige ist, diese Art der Musik mit unseren etablierten Projekten zu machen. Denn es wäre für jeden komisch, wenn Seiler und Speer oder Pizzera & Jaus hochdeutsch singen würden – oder Spanisch. Die Idee hinter dem Song „Mi Amor“, bei dem kleine Kinder „Ich hol die Butter“ hören, aber theoretisch auch nicht ganz jugendfreie Wörter auf Spanisch fallen, ist einmalig. Es war schön, mit den Jungs dieses Lied zur Perfektion zu bringen. Übrigens ist es ein Samba.
Christopher Seiler: „Hijo de puta“, „Ich hol‘ die Butter“. Was wir wirklich singen, wird nie jemand erfahren.
Paul Pizzera: Ganz genau! Das ist das Tolle bei AUT OF ORDA: Dass wir uns vollkommen austoben dürfen. Denn wir sind weder vom Klangteppich, noch von der Sprache eingeschränkt. Musikalische Grenzen gibt es bei diesem Projekt für uns nicht.

Apropos Summerfeeling: Welche drei Dinge würdet ihr auf eine einsame Insel mitnehmen?
Paul Pizzera: Natürlich Daniel und Seiler (lacht).
Christopher Seiler: Mario Seckel, einen alten Freund von mir aus dem Burgenland – denn Seckel und Seiler sind das dynamische Duo. Und selbstverständlich Pauli und Dani.
Daniel Fellner: Zigaretten, eine Gitarre und etwas zum Schreiben. Oder mal überlegen, wie viele Zutaten hat ein Mojito? Der wäre auf einer einsamen Insel natürlich perfekt. Rum, Zucker, Eiswürfel, Minze – okay, das sind dann doch zu viele.

Wenn wir schon beim Thema sind: Was trinkt ihr lieber – Bier oder Wein?
Daniel Fellner und Christopher Seiler: Wein!
Paul Pizzera: Es kommt darauf an, wo es gerade kalt ist. Im Sommer Wein, im Winter Bier. Außerdem bin ich der Überzeugung, dass es in der Steiermark die besten Biere gibt. Beim Wein ist es so, dass ich bei den roten Sorten die burgenländischen bevorzuge, bei den weißen siegt aber wieder das grüne Bundesland.

Was habt ihr für die nächsten Monate geplant?
Christopher Seiler: Wir sind derzeit sehr viel im Studio und arbeiten an neuen Songs. Abgesehen natürlich von unseren anderen Projekten. Aber grundsätzlich haben wir am meisten mit Red Bull 100 zu tun.
Paul Pizzera: Bei Red Bull 100 sind wir zu dritt in einem Bandcamp eingesperrt. Dort müssen wir in 100 Stunden eine 100-minütige Bühnenshow auf die Beine stellen. Dabei werden wir mit einem Minimum an Zeit ein Maximum an Entertainment für die Zuschauer herausholen, was natürlich physisch wie psychisch unfassbar herausfordernd wird. Aber wir freuen uns auf diese Challenge, weil das genau das Richtige für uns ist. Es kann viel schiefgehen, aber es wird fast nichts schief gehen. Außerdem dürfen und müssen wir drei so über uns hinauswachsen. Es wird einfach wunderschön, diese Erfahrung zu dritt zu machen.
Daniel Fellner: Es wird der perfekte Auftakt für das Live-Leben von AUT OF ORDA.

Und worauf freut ihr euch bei der Show am meisten?
Daniel Fellner: Ich freue mich auf die erste Probe auf der tatsächlichen Bühne. Da hat man das erste Mal das Gefühl, es kommt jetzt alles, worauf man hingearbeitet hat, zusammen. Wenn dann auch noch Licht, Videocontent und Ton funktionieren, ist das immer ein toller Moment.
Paul Pizzera: Ganz ehrlich? Darauf, wenn wir nach der Show mit einem Spritzer in der Hand anstoßen und sagen können: „Passt, war geil!“ Wenn jeder mit sich, der eigenen Leistung und der Gesamtperformance zufrieden ist, werden wir alle sehr erleichtert sein.

Was liegt bei euch immer am Nachtkastl?
Daniel Fellner: Nicht sehr spannend, aber eigentlich immer das Handy.
Christopher Seiler: Nicht am, aber in meinem Nachtkastl liegen immer Mentos – aber die bunten, nicht die weißen. Manchmal sind es auch Skittles.
Paul Pizzera: Auf meinem findet man eigentlich immer das aktuelle Buch, das ich gerade lese, derzeit „Schönes Leben?“ von Wilhelm Schmid. Ein schweres Buch, aber perfekt zum Einschlafen, weil man über jeden Satz nachdenken kann.

Welche Schlagzeile wollt ihr noch über euch lesen?
Paul Pizzera: AUT OF ORDA – begnadet für das Schöne.

Danke für das Gespräch.