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1. Mai 2024
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Video: Im Interview mit Singer-Songwriter Alexander Eder

schauvorbei.at hat Alexander Eder im Hilton Garden Inn in Wiener Neustadt zum Gespräch getroffen. Der niederösterreichische Singer-Songwriter über seine Entwicklung seit „The Voice of Germany“, Überraschungsmomente bei seiner Headliner-Tour, den österreichischen Musikmarkt und die Liebe zur Heimat.

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schauvorbei.at: Herzlich willkommen, Alexander Eder! Freut mich, dass wir heute ein bisschen Zeit haben, um zu plaudern. Seit 2018 geht es bei dir rund, egal ob auf der Bühne oder auf Social Media. Wie sieht dein Alltag momentan aus?
Alexander Eder: Von früh bis spät ist immer etwas los. Verschiedenste Telefonate führen, Musikvideos schneiden, Konzepte und Songs schreiben, die Tour vorbereiten – und ganz viel auf Social Media aktiv sein.

Machst du noch alles von Niederösterreich aus oder bist du viel unterwegs?
Alexander Eder: Ich habe mein Tonstudio zu Hause in Neuhofen an der Ybbs und dort arbeite ich eigentlich am meisten. Ich habe aber auch alles auf meinem Laptop, damit ich Dinge unterwegs erledigen kann.

Teil 1 deiner ersten Headliner-Tour ist vorbei. Wie war das für dich, zu wissen, dass das Publikum nur für dich gekommen ist? Hat das den Druck gesteigert?
Alexander Eder: Definitiv! Die erste eigene Tour war der Wahnsinn. Als der Vorverkauf gestartet ist und 1.000 Tickets in einer halben Stunde weg waren, habe ich zuerst gar nicht realisiert, was da passiert. Zum Tourstart war in Deutschland fast alles ausverkauft. Da ist der Druck auf jeden Fall gestiegen. Man muss abliefern, das Publikum begeistern – aber das muss man natürlich immer …

Aber es ist wahrscheinlich ein Unterschied, ob man Showgast ist oder die Bühne eineinhalb oder zwei Stunden alleine rocken muss, oder?
Alexander Eder: Wir hatten schon vor der Tour sehr viele Auftritte, das war auf jeden Fall hilfreich. Bei einigen anderen Künstlern ist das nicht der Fall: Viele gehen mit einem Hit durch die Decke und stehen dann plötzlich überfordert vor 2.000 Leuten. Wir haben wirklich das Glück gehabt, dass wir damit angefangen haben, vor 10, 30 oder 100 Leuten zu spielen. Das ist erst mit der Zeit gewachsen und wir haben stetig dazugelernt. Inzwischen haben wir rund 260 Konzerte gespielt, vor der Tour waren es um die 240. Natürlich kennt man da schon den ein oder anderen Trick. Ich gehe auch extrem gern selbst auf Konzerte und schaue mir ein paar Sachen ab, denn nur so kann man lernen.

Wie ist deine Bühnenshow entstanden?
Alexander Eder: Alles kommt aus unserer Hand, vom pyrotechnischen Konzept bis zum letzten Ton. Musikalischer Leiter ist unser Gitarrist Lukas Husak. Er sorgt dafür, dass alles so klingt, wie es klingen soll. Die Backing Tracks produziert unser Bassist Jakob Plochberger, der sich auch sehr viel ums Licht kümmert. Er hält direkt Absprache mit dem Lichttechniker der Tour. Unser Schlagzeuger Daniel Schatz hat in der Werkstatt herumgeschweißt und das Bühnenbild mitgestaltet. Da greifen ganz viele Zahnräder ineinander und man ist in ständigem Austausch. Das Ergebnis ist zu 100 Prozent von uns. Die Tour hat uns alle wirklich stolz gemacht, daran werde ich mein ganzes Leben noch denken. Jeder Stopp war so schön und emotional. Ich musste öfter auf der Bühne weinen, weil es so geil war.

Du hast erwähnt, dass du selbst gerne zu Konzerten gehst und dir da auch Dinge abschaust. Was hast du für deine Show übernommen und welche Elemente waren dir wichtig?
Alexander Eder: Mir ist wichtig, dass man Energie aufbaut und wenig redet. Denn wenn ich auf ein Konzert gehe, möchte ich Spaß haben, abgehen und mitsingen. Ich finde es immer total störend, wenn der Künstler zu jedem Song eine Geschichte erzählt. Da bricht man immer so ein bisschen ein, bevor es wieder losgeht. Ich finde es besser, wenn man durchzieht und dabei das Publikum miteinbezieht. Zum Beispiel mit Parts, bei denen das Publikum alleine singt.

Außerdem finde ich Überraschungseffekte wichtig. Wir haben zum Beispiel ein eigenes Handy für ein TikTok-Special gebaut. Wir haben Pyrotechnik eingesetzt, uns spannende Outfits schneidern lassen und den Song „Kein Liebeslied“ in verschiedenen Stilen von Schlager über Heavy Metal bis Reggae gespielt. Das sind Dinge, die das Publikum nicht erwartet und das macht auch den Unterschied zwischen Konzert und Musikhören zu Hause aus. Natürlich war es ein Kraftakt, die Show auf die Beine zu stellen, aber es hat sich nie so angefühlt. Es ist uns leicht gefallen, weil es so viel Spaß gemacht hat.

Im Herbst gibt es weitere Konzerttermine in Österreich und Deutschland. Sind da wieder Überraschungen für die Zuschauer geplant?
Alexander Eder: Ja, ganz viele! Wir spielen neue Songs, setzen noch mehr Pyrotechnik ein und haben neue Specials. Es werden komplett schräge Sachen auf der Bühne passieren, mit denen niemand rechnet. Es ist ja auch die „Nicht ganz normal“-Tour – und dafür haben wir bereits tolle Ideen. Zum Beispiel, dass wir den ärgsten Schlagersong nehmen und komplett neu arrangieren. Die besten Ideen entstehen immer bei den gemeinsamen Proben. Zwei Monate vor der Tour steht schließlich das komplette Konzept und dann wird durchgeprobt.

Einige Termine finden wieder in Deutschland statt. Was bedeutet dir der deutsche Markt? Immerhin bist du 2018 mit „The Voice of Germany“ bekannt geworden.
Alexander Eder: Viele österreichische Künstler wollen unbedingt nach Deutschland, um sich dort etwas aufzubauen. Bei uns ist es umgekehrt. Wir sind in Deutschland zehn Mal so groß wie in Österreich. Heimische Radiosender nehmen uns gar nicht wahr. 2022 war „Sieben Stunden“ der erfolgreichste Deutsch-Popsong in Deutschland, hierzulande wurde er nie gespielt. Ich bin deshalb niemandem böse, aber es wäre schon cool, wenn man von Sendern aus dem eigenen Land ein bisschen Unterstützung bekäme. Aber vielleicht klappt das ja noch.

Du bist in den sozialen Medien sehr aktiv. Welche Rolle spielen TikTok, Instagram und Co in deinem Alltag?
Alexander Eder: Ja, auf Social Media bin ich ständig präsent und da steckt auch extrem viel Arbeit dahinter. Wichtig ist mir immer, dass alle Inhalte einen musikalischen Hintergrund haben. Bis heute habe ich kein Werbeangebot angenommen. Ich bin kein Influencer, das betone ich immer wieder. Ich möchte meine Musik bewerben und nicht irgendeinen Rasierer oder ein Haargel. Da wäre grundsätzlich unheimlich viel Geld drinnen, das ist mir aber egal. Ich möchte nur, dass die Leute meine Musik hören.

Auf Instagram und TikTok scheint es mit englischsprachigen Videos bzw. Songs leichter zu sein. Warum hast du dich trotzdem für Deutsch entschieden?
Alexander Eder: Ich habe inzwischen schon 2.000 bis 3.000 Videos produziert, natürlich sind da auch englischsprachige Sachen dabei. Ich finde englischsprachige Musik auch cool und schreibe manchmal Songs auf Englisch. Aber meine Muttersprache ist Deutsch und es fühlt sich einfach natürlicher für mich an. Zudem haben mich vor allem deutschsprachige Bands beeinflusst, mein musikalisches Vorbild ist die Band SDP.

In deinen Musikvideos sind auch immer wieder die fünf anderen Bandmitglieder zu sehen. Kennt ihr euch von früher? Ihr wirkt in den Clips wie ein perfekt eingespieltes Team und scheint viel Spaß miteinander zu haben.
Alexander Eder: Es ist genau so, wie es in den Videos aussieht – fast schon ein bisschen kitschig! Meinen Keyboarder Alexander Bauer habe ich schon beim Bundesheer kennengelernt. Er ist dann zu meiner damaligen Band dazugestoßen, die sich allerdings nach ein paar Live-Auftritten wieder aufgelöst hat. Der eine wollte sich auf sein Studium konzentrieren, der andere hatte keine Zeit und so weiter. Also habe ich nach neuen, motivierten Instrumentalisten gesucht, die meinen Keyboarder und mich ergänzen. Die vier neuen Bandmitglieder kannten sich schon vorher, weil sie in Heavy-Metal-Bands gespielt haben.

Schon bei der ersten gemeinsamen Probe war klar, dass wir ein Perfect Match sind und denselben Humor haben. Wenn man nach einem Gig 14 Stunden von Kroatien zurück nach Hause fährt, die Bus-Klima ausfällt und sich dann noch immer mag, weiß man, dass es passt. (lacht) Wir treffen uns auch privat und sind wirklich gute Freunde.

Dein zuletzt veröffentlichter Song trägt den Titel „Lass dir Zeit mit erwachsen werden“. Ist das ein Motto, nach dem du lebst?
Alexander Eder: Der Song ist bei einer Songwriting-Session mit Florian Künstler in Berlin entstanden und geht auf ein Zitat von meinem Opa zurück. Wir haben den Song damals nicht fertiggestellt, weil es schon so spät war. Danach haben wir uns ein bisschen aus den Augen verloren, Florian hat aber daran weitergearbeitet und mir dann eine Sprachnachricht geschickt. Das Ergebnis fand ich so super, dass wir den Song dann zusammen fertiggemacht haben. Der Songtitel wird von der ganzen Band gelebt. Wenn wir zusammen unterwegs sind, sollten wir uns vielleicht einmal filmen lassen – wir machen echt viel Blödsinn. (lacht)

Ziemlich neu ist auch „Liebeslieder“. Was hat es mit dem Song auf sich?
Alexander Eder: Der Song ist für eine gewisse Dame entstanden – und das verrät eh schon alles.

Wie läuft ein Songwriting-Prozess bei dir ab? Schreibst du alleine oder ist das ganze Team beteiligt?
Alexander Eder: Erst kürzlich gab es ein Songwriting-Camp in Seefeld – mit Jules Kalmbacher und Jens Schneider, die unsere Songs produzieren, meinem Gitarristen Lukas Husek und mir. Wir haben uns ein Haus gemietet, waren gemeinsam wandern und haben jeden Tag ein oder zwei Lieder geschrieben. Es ist so ein Privileg, dass das meine Arbeit ist. Auch aus der Band kommen viele Ideen. Songs entstehen also mal so, mal so.

Dann kommt es durchaus auch vor, dass du persönliche Erlebnisse in deinen Songs verarbeitest?
Alexander Eder: Eigentlich ist alles aus dem Leben gegriffen. Der neueste Song, der jetzt rauskommt, hat auch eine persönliche Hintergrundgeschichte. Ich war vor sieben Jahren mit meinen Jungs in Amstetten fort. Als wir nach Hause gegangen sind, war es schon hell, und einer meiner Freunde meinte: „Wenn die Sonne aufgeht, gehen die Neuhofener unter.“ Diesen Satz habe ich dann auch so mit einem Foto von uns auf Snapchat gepostet.

Sieben Jahre später, bei der automatischen Erinnerung an den Post auf Snapchat, habe ich mir den Satz auf meine Ideenliste geschrieben und den Jungs beim Camp in Seefeld gezeigt. Sie fanden es cool – und so ist dann der neue Song entstanden.

Welche Person oder welcher Ort gibt dir Rückhalt, wenn es mal nicht so gut läuft?
Alexander Eder: Neuhofen ist für mich der perfekte Rückzugsort, in den ich total verliebt bin. Es ist so ruhig, man kennt sich und grüßt sich beim Einkauf. Ich habe seit dem Kindergarten dieselben Freunde und meine Familie ist immer da, wenn ich Probleme habe. Viele junge Menschen wollen so schnell wie möglich von zu Hause ausziehen und weit weg. Ich bin da ganz anders. Mein Plan ist, bald ins Haus neben der Familie einzuziehen.

Das heißt, für den Job wegzuziehen käme für dich nicht infrage?
Alexander Eder: Ich habe wirklich einmal geglaubt, dass ich nach Amerika gehen werde. Jetzt bin ich froh, dass es sich anders entwickelt hat, denn ich hätte ganz schlimmes Heimweh. Ich bin gerne mal für ein paar Wochen oder einen Monat auf Reisen, für längere Zeit könnte ich aber nicht auf Freunde und Familie verzichten. Sie erden mich.

Vor 30 oder 40 Jahren hätte ich für diesen Job wahrscheinlich nach Berlin ziehen müssen. Da wäre ich dann sehr oft heimgefahren. (lacht) Aber mittlerweile ist alles digital möglich – jedes Plattenfirmen-Meeting oder Songwriting-Sessions. Heute passt alles auf einen Laptop. Man muss nicht mehr ins größte Studio fahren, sondern kann zu Hause alles mit dem Mikrofon einsingen. Den Rest macht der Computer. Ich bin dankbar, dass ich in dieser Zeit geboren bin und daheim sein kann.

Wann ist dein nächstes Album geplant?
Alexander Eder: Jetzt kommen erstmal ein paar coole Singles und geile Features, im Mai mit Harris & Ford. Mit dem nächsten Album lasse ich mir bis 2025 Zeit, weil ich das Beste rausholen möchte und jetzt so viele andere Sachen wie die Tourtermine anstehen.

Wo siehst du dich in 10 Jahren? Noch beim Musikmachen?
Alexander Eder: Auf jeden Fall, Musik mache ich bis zum letzten Atemzug, in welcher Form auch immer. Ich rede ungern über meine Ziele, weil viele dann sagen: „Der hat einen Vogel, das wird er nicht schaffen!“ Ich lasse lieber meine Taten sprechen. Ein großes Ziel von mir ist aber, dass irgendwann meine Enkelkinder zu mir kommen und sagen: „Hey Opa, heute haben wir von dir in der Schule gelernt.“

Vielen Dank für das Gespräch.