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3. Mai 2024
Wirtschaft

Vier-Tage-Woche: Weniger Arbeitszeit für alle?

Ist die 40-Stunden-Woche noch zeitgemäß? Von kürzerer Arbeitszeit würden sowohl Beschäftigte als auch Firmen profitieren. Doch es gibt natürlich wirtschaftliche Herausforderungen, die eine kürzere Arbeitswoche mit sich bringt. schauvorbei hat die Auffassungen von Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer zusammengefasst.

Frau sitzt am Schreibtisch im Büro
Mehr Zufriedenheit durch mehr Freizeit – oder mehr Stress durch höhere Arbeitslast? © Getty Images.

Quer durch alle Branchen ist spürbar: Eine Vielzahl an Veränderungen in Arbeit und Gesellschaft führt zu ständig steigendem Arbeitsdruck, der wiederum immer mehr Krankenstände wegen Überforderung nach sich zieht. Dennoch ist laut Gesetz die übliche Arbeitszeit immer noch die 40-Stunden-Woche. Diese ­gesetzliche Definition von Vollzeit gilt mittlerweile schon fast seit 50 Jahren. Vielleicht ist es Zeit für eine Novelle?

40 Stunden Arbeitszeit sind zu viel

Die Welt und unser tägliches Leben ändern sich im Laufe der Jahre, die Arbeitswelt ist eine andere geworden. Kommunikation und Arbeitsabläufe wurden in vielerlei Hinsicht vereinfacht. Es wird immer intensiver gearbeitet, die Produktivität ist in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen und damit auch der Arbeitsdruck. Höher, schneller, weiter – aber noch immer in der gleichen Arbeitszeit wie vor 50 Jahren?

Die Arbeiterkammer ist der Meinung, dass die Zeit für eine diesbezügliche Veränderung reif ist. „Die 40-Stunden-Woche ist schlichtweg nicht mehr zeitgemäß im 21. Jahrhundert“, sagt die gesetzliche Vertretung der Arbeitnehmer in Österreich. Die Schwierigkeiten der bisherigen Vollzeit – zu hoher Arbeitsdruck und eine nur schwer durchführbare Vereinbarkeit von Familie und Beruf – könnten mit einer 30-Stunden-Woche zumindest erleichtert werden. Andere Länder machen es bereits vor, hierzulande probieren es auch immer mehr Betriebe aus. Vier-Tage-Woche, 30-Stunden-Woche, sechste Urlaubswoche: Es kann funktionieren.

Weniger geht nicht

Diese Arbeiterkammer-Forderung hat die Wirtschaftskammer unter die Lupe genommen und konstatiert: So einfach geht das nicht. Einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um bis zu einem Prozent oder umgerechnet vier Milliarden Euro habe so eine Arbeitszeit­reduktion zur Folge, heißt es von Karlheinz Kopf, Generalsekretär der Wirtschaftskammer. Bei diesen Zahlen bezieht er sich auf eine aktuelle Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts.

Laut Wirtschaftskammer sind die entscheidenden Argumente gegen eine Arbeitszeitverkürzung der Arbeitskräftemangel und der demografische Wandel. Eine Verkürzung der Arbeitszeit würde die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs senken, die Finanzierung von Pensionen schwächen. Damit ist sie nicht als taugliches Generalkonzept für die heimische Wirtschaft zu bewerten. 

Conclusio

Ist die Vier-Tage-Woche nun realistisch oder nicht? An genau dieser Frage scheiden sich die Geister und die Experten. Die einen sehen kaum abschätzbare wirtschaftliche Konsequenzen für Unternehmen und Branchen, in denen das Konzept schlichtweg nicht umsetzbar ist. Für andere ist es ein fast unausweichlicher Schritt der modernen Arbeitswelt in Richtung Zukunft der Arbeit. Es liegt auf der Hand, dass sich die Frage der Umsetzbarkeit nicht so schnell und auch nicht eindeutig beantworten lässt.

Vollkommen unrealistisch ist die Idee jedoch nicht. Das beweisen Unternehmen, die das Arbeits­modell bereits eingeführt oder getestet haben. Eine flächendeckende Vier-Tage-Woche in naher Zukunft ist jedoch eher unwahrscheinlich. 

Mögliche Vorteile der Vier-Tage-Woche

  • Mehr Zufriedenheit
    Ein freier Tag pro Woche bringt mehr Zeit. Das führt zur besseren Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit und auch zur eigenen Erholung.
  • Mehr Motivation
    Neben der Produktivität steigt die Motivation. Angestellte sind ausgeruhter, bringen mehr Energie und Leistungsbereitschaft mit.
  • Weniger Fehltage
    Die 4-Tage-Woche sorgt für weniger Fehltage und seltenere Krankschreibungen. Gründe sind eine bessere Gesundheit durch mehr Regeneration, aber auch die gestiegene Motivation und Loyalität zum Arbeitgeber.

Mögliche Nachteile der Vier-Tage-Woche

  • Höhere Personalkosten
    In einigen Sparten müssen jederzeit ausreichend Mitarbeiter anwesend sein. Beispiele sind Krankenhäuser, Pflegeberufe oder auch Feuerwehr und Polizei. Hier kann eine Vier-Tage-Woche nur funktionieren, wenn entsprechend mehr Personal eingestellt wird. Die höheren Personalkosten sind für viele Arbeitgeber kaum zu stemmen.
  • Mehr Arbeitslast
    Bei weniger Arbeitszeit wird das Arbeitspensum nicht zwangsläufig geringer. Das kann zu mehr Stress und zusätzlicher Belastung im Job führen. Wofür vorher fünf Tage zur Verfügung standen, wären dann nur noch vier ­Tage da.
  • Weniger Urlaub
    Der gesetzliche Urlaubsanspruch sinkt von 25 auf 20 Tage. Andererseits kommt jede Woche ein zusätzlicher freier Tag hinzu. Das gleicht den Verlust mehr als aus.

Konstante im Berufsleben

Eine Tatsache ist jedenfalls sicher: Flexibilität im Job ist und bleibt ein großes Thema. Unternehmen werden zunehmend modernere Konzepte anbieten müssen, um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben und Mitarbeiter zu gewinnen. Das wiederum begünstigt den Trend hin zu einer 32-Stunden-Woche an vier Arbeitstagen.