Talk mit Thomas Maurer: „Satire ist Teil meiner Persönlichkeit“

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Thomas Maurer ist österreichischer Kabarettist, Schauspieler und Autor. Aufgewachsen in Brigittenau, zeigte sich schon früh sein Talent für den typischen Wiener Schmäh, der ihn bis heute begleitet. Seit 1988 hat er sein Publikum mit insgesamt 19 Solo-Programmen und diversen Zusammenarbeiten begeistert. Nun folgt ein neues Bühnenstück voller Gründe, „trotzdem“ zu sagen.

Zeitgeist und Satire

Trotzdem“ – so lautet der Titel von Thomas Maurers neuestem Kabarettprogramm. „Es wird viele Themenwechsel geben“, erklärt Maurer und beschreibt sein Werk als eine bunte Mischung aus Gags, ernsthaften Denkanstößen und der ein oder anderen visuellen Überraschung.

Dabei widmet er sich insbesondere den Auswirkungen von Social Media auf politische Diskussionen und unsere Denkfähigkeit. „Social Media hat unsere Art zu diskutieren stark verändert, und die Entwicklungen in der künstlichen Intelligenz treiben diese Veränderungen noch weiter voran. Wir stehen vor einer Zukunft, in der es immer schwieriger wird, den Überblick zu behalten“, sagt Maurer.

Eines ist ihm dabei ganz besonders wichtig: „Ein Kabarettprogramm ist auch ein Theaterabend. Es sollte nicht einfach nur meine Meinung pointiert auf die Bühne bringen, sondern auch überraschen und zum Nachdenken anregen. Satirische Komik entsteht dort, wo es ein Ärgernis oder Problem gibt, und in dieser Hinsicht bieten unsere Zeiten reichlich Material.“

Der Weg zu „Trotzdem“ war für den dreifachen Familienvater allerdings alles andere als geradlinig. „Das Programm begann eigentlich mit einem existenziellen Nervenzusammenbruch“, gesteht er lachend. Doch aus dieser Krise heraus entstand eine Darbietung, die Irritationen und Ambivalenzen unserer Zeit aufgreift und dem Publikum auf irrwitzige Art und Weise näherbringt. „Manchmal kristallisieren sich die Dinge erst heraus, wenn man sich immer wieder hinsetzt und überlegt. Oft sind es dann auch Dinge, die gerade in der Luft liegen.“

Zwischen Bühne, Podcast und Co.

In seiner jahrzehntelangen Karriere hat sich der Wiener einen Namen als einer der einflussreichsten Kabarettisten Österreichs gemacht. Ob in seinen Solo-Darbietungen, bei der Sendung „Was gibt es Neues?“, als Teil der „Staatskünstler“ oder in seinem Podcast „Maurer & Cik“ mit Thomas Cik, dem Chefredakteur der Kleinen Zeitung – Maurer bleibt seiner Linie treu: Humor muss tiefgründig und authentisch sein. „Ich tue mir da relativ leicht, nachdem ich mich ohnehin über die laufenden Ereignisse in Kenntnis halte und diese in irgendeiner Weise ironisch, sarkastisch oder lustig kommentiere. Ich denke ja nicht nur satirisch, wenn ich gerade ein Programm schreibe, sondern das ist schon Teil meiner Persönlichkeit“, erzählt er uns.

Sein Podcast, der ursprünglich als einmaliges Projekt begann, entwickelte sich rasch zu einem festen Bestandteil seines Schaffens. Gemeinsam mit Thomas Cik behandelt er aktuelle politische Themen, wobei Satire und journalistische Fakten eine symbiotische Einheit bilden. „Es ist eines der großen Probleme unserer Zeit, dass Fakten und Meinungen oft als getrennte Dinge gesehen werden. Dem wollen wir entgegenwirken, denn hinter jedem Witz steckt auch ein Fakt“, erklärt Maurer die Motivation hinter dem Podcast.

Auf die Frage, ob er sich selbst einmal in der Politik wiederfindet, antwortet er: „Nein, ich denke, für die langwierige Ochsentour in einer Partei bin ich wohl schon zu alt. Quereinsteiger merken außerdem oft schnell, dass sie den politischen Apparat nicht wirklich durchdringen und ohne Unterstützung nur wenig bewegen können.“

Obwohl er seit vielen Jahren erfolgreich auf der Bühne steht, ist Routine für den gelernten Buchhändler ein Fremdwort. Er liebt die Abwechslung und das Experimentieren mit neuen Formaten. „Kabarett ist das, womit ich eigentlich begonnen habe und was immer mein Hauptstandbein war. Wenn ich einen Abend im Stadtsaal in Wien spiele und in der Garderobe darauf warte, dass es losgeht, verspüre ich dort nach wie vor ein Zuhause-Gefühl. Aber ich mag auch die Abwechslung, arbeite gern mit verschiedenen Leuten zusammen und in unterschiedlichen Formen.“ Diese Vielfalt hält ihn frisch und inspiriert ihn immer wieder aufs Neue. Dabei geht er jedoch nie den einfachen Weg, sondern sucht stets nach neuen Herausforderungen. „Ich habe gern neuen Input,“ betont er, und das wird sich auch in „Trotzdem“ widerspiegeln.

Foto: © Ingo Pertramer

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