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Pensionslücke? Das bringt eine betriebliche Altersvorsorge

Die staatliche Pension allein reicht oft nicht zum Leben. Eine betriebliche Altersvorsorge kann helfen, die Pensionslücke zu schließen. Trotzdem nutzen viele Österreicher diese Chance nicht. Warum das so ist, wie die betriebliche Altersvorsorge funktioniert und welche Vorteile sie bietet, erklären zwei Experten der Allianz Österreich.
Goldenes Sparschwein und Hand einer Frau mit einem Euro, der in den Schlitz gesteckt wird
Die betriebliche Altersvorsorge soll eine bessere finanzielle Absicherung in der Pension bewirken. © Getty Images

Die Absicherung der eigenen Zukunft ist den Österreichern immer wichtiger, wie der Vorsorgebarometer der Allianz zeigt: 86 % der heimischen Bevölkerung sorgen für sich selbst und/oder andere vor. Allerdings handelt es sich bei nur 41 % um eine Altersvorsorge. Insbesondere junge Menschen und Frauen beschäftigen sich weniger mit dem Thema Pensionslücke, also mit der Differenz zwischen dem Einkommen während der Erwerbstätigkeit und der Pension. Wir haben mit Marita Hofer, Vorstandsmitglied der Allianz Pensionskasse, und Wolfgang Weisz, Leitung Vertrieb Firmengeschäft bei der Allianz, über das Thema gesprochen – und darüber, wie eine betriebliche Altersvorsorge dabei helfen kann, die Lücke zu verkleinern oder sogar zu schließen.

schauvorbei.at: Wie würden Sie das Bewusstsein der Österreicher für die Absicherung der eigenen Zukunft einschätzen?
Wolfgang Weisz: Nach dem Sparbuch und dem Bausparer ist die Lebensversicherung eines der beliebtesten Vorsorge- oder Sparinstrumente der Österreicher. Beim Vorsorgebewusstsein in Richtung „Wozu spare ich?“ verorte ich aber durchaus noch sehr viel Luft nach oben, das merkt man in den Beratungsgesprächen und auch bei Kundenbefragungen. Das Problem der Pensionslücke ist den meisten zwar bekannt und bewusst, aber das Thema wird oft in die Zukunft geschoben, vor allem von jungen Menschen, die von der Pensionierung noch weit entfernt sind. Dass es sinnvoll und wichtig ist, das Thema möglichst früh anzugehen, dafür fehlt in vielen Fällen das Finanzgrundwissen.

Marita Hofer: Es macht einen großen Unterschied, ob ich mit einem 25-Jährigen oder einem 45-Jährigen über Altersvorsorge spreche. Mit 45 oder 50 ist man der Pension gedanklich viel näher, da kommen plötzlich Fragen auf wie: Kann ich mir das leisten, früher – zum Beispiel mit 55 Jahren – in Pension zu gehen? Wie viel Erspartes habe ich für die Zeit nach der Berufstätigkeit? Und dann beginnen die Überlegungen, was getan werden kann, um die staatliche Pension aufzubessern. Junge Menschen machen sich darüber kaum Gedanken, das zeigt auch das Thema Abfertigung: 95 Prozent nehmen das Geld nach einem Jobwechsel, anstatt es für später liegen zu lassen oder in ein anderes Produkt zu führen.

© Allianz/Hofer

„Jeder, der mehr verdient, als staatlich abgesichert ist, muss mit einer hohen Pensionslücke rechnen.“
Marita Hofer, Vorstandsmitglied
der Allianz Pensionskasse

 

 

 

schauvorbei.at: Wie sehen Ihre Prognosen zur Pensionslücke aus?
Wolfgang Weisz: Die Höhe der Pensionslücke ist individuell und simpel über das Pensionskonto ablesbar. Unsere Berater helfen den Kunden dabei, sich diesbezüglich einen Überblick zu verschaffen. Wie hoch sind meine Beiträge für die staatliche Pension? Was kommt am Ende bei gleichbleibender Gehaltssituation heraus? Und wie viel Geld werde ich brauchen, wenn ich in Pension bin? Sind meine Kreditraten zu diesem Zeitpunkt alle abbezahlt? Benötige ich ein neues Auto, weil ich dann keinen Firmenwagen mehr habe? Es gibt sehr gute Beratungstools, die das dann individualisiert herunterbrechen.

Wie das Pensionssystem generell in einigen Jahren aussehen wird, kann man nicht seriös prognostizieren. Fakt ist, dass Österreich ein hohes Budgetdefizit hat, dass die Pensionen einen großen Teil davon ausmachen und dass die demografische Entwicklung – immer mehr Pensionisten und immer weniger Leute, die ins System einzahlen – ein großes Problem darstellt. Es ist also nicht zu erwarten, dass die Pensionshöhe steigen oder das Pensionsantrittsalter gleichbleiben wird.

Marita Hofer: Unabhängig davon, wie sich das Pensionssystem weiterentwickelt: Für Menschen, die zum Beispiel 7.000 Euro brutto verdienen und beruflich nie ausgesetzt haben, wird die staatliche Höchstpension auch heute längst nicht reichen, um den Lebensstandard zu halten. Jeder, der mehr verdient, als staatlich abgesichert ist, muss mit einer hohen Pensionslücke rechnen. Auch viele Frauen trifft die Pensionslücke besonders hart, denn die Zeiten von Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen sowie Teilzeitarbeit wirken sich negativ auf den Pensionsanspruch aus.

schauvorbei.at: Hat die Teuerung einen Einfluss darauf, wie viel die Österreicher in die Zukunftsvorsorge investieren wollen?
Wolfgang Weisz: Die vergangenen Jahre waren von Krisen geprägt. Derzeit erleben wir einen massiven Einbruch in der Ökonomie, nicht nur in Österreich. Viele Menschen können sich das Leben kaum noch leisten. Deswegen geben wir unseren Kunden die Möglichkeit, die Beiträge auszusetzen. Das haben aber nicht viele in Anspruch genommen. Denn diejenigen, die den Zweck der Altersvorsorge verstanden haben, sparen lieber in anderen Bereichen als beim Vorsorgebetrag.

Deshalb ist uns eine hohe Qualität bei der Kundenberatung wichtig. Es geht nicht um den schnellen Abschluss, sondern darum, das Beste für die jeweilige Lebenssituation zu finden und entsprechend zu informieren. Das rechnet sich dann in finanziell schwierigen Zeiten. Wir haben nicht die Klientel, die sagt: „Okay, das erste, das ich einspare, ist die Lebensversicherungsprämie.“

© Allianz/Cardes

Ein vernünftiger Sparbeitrag für die Altersvorsorge wären mindestens
100 Euro pro Monat.

Wolfgang Weisz, Leitung Vertrieb
Firmengeschäft bei der Allianz

 

 

 

 

 


schauvorbei.at: Wie groß ist derzeit die Verbreitung der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) in Österreich – und wie bewerten Sie diese Zahlen?
Wolfgang Weisz: In Deutschland hat jeder Arbeitnehmer das Anrecht auf Entgeltumwandlung, daher liegt die Durchdringung bei unseren Nachbarn bei 65 bis 70 Prozent. In Österreich sind es nur 25 bis 30 Prozent. Grund dafür ist, dass man hierzulande die Zustimmung des Arbeitgebers benötigt und der Freibetrag zur Entgeltumwandlung im Vergleich zu Deutschland sehr gering ist. 300 Euro pro Jahr kann man kaum als Pensionsvorsorge bezeichnen. Deshalb ist es auch eine langjährige Forderung der Versicherungswirtschaft, diesen Steuerfreibetrag im Sinne zukunftssichernder Maßnahmen anzuheben.

Ein vernünftiger Sparbeitrag für die Altersvorsorge wären mindestens 100 Euro pro Monat. Wenn ich mit 20 Jahren anfange, für die Pension zu sparen, bekomme ich mit 65 Jahren Pi mal Daumen zwei Euro für jeden gesparten Euro zurück. Wenn ich mit 40 anfange, ist es nur noch ein Euro – deshalb zahlt es sich aus, möglichst früh zu beginnen.

Trotz allem verzeichnen wir bei der bAV in Österreich eine kontinuierliche Steigerung. Das heißt, das Bewusstsein für das Thema wächst. Unternehmen setzen nicht nur im Sinne der Social Responsibility auf eine betriebliche Altersvorsorge für ihre Mitarbeiter. Es geht auch darum, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und Fachkräfte anzulocken beziehungsweise halten zu können.

Marita Hofer: Geeignete Fachkräfte zu finden wird unabhängig von der Branche immer schwieriger, egal ob die Suche nach einem Senior oder einem Junior. Unternehmen, die besondere Anreize schaffen, sind da klar im Vorteil.

Es gibt spezifische Branchen wie Banken und Versicherungen, aber auch die Pharma- oder die IT-Branche, die diese Benefits schon seit den 1990er-Jahren anbieten. Ihnen schließen sich jetzt – auch aufgrund des Fachkräftemangels – viele andere Unternehmen in Gewerbe und sogar Handel an. Geboten wird ein Entlohnungspaket: Mitarbeiter bekommen neben dem Gehalt einen Unfallschutz, eine Krankenversicherung oder eben eine Firmenpension. Das ist nicht nur ein Anreiz für neue Arbeitskräfte, sondern auch ein Instrument der Mitarbeiterbindung.

schauvorbei.at: Haben auch KMUs die Vorteile der bAV bei der Suche nach und der Bindung von Mitarbeitern erkannt?
Marita Hofer: Gemessen an der Stückzahl, sind die Hälfte unserer Kunden Klein- und Mittelbetriebe. Aber solange der Firmenchef nicht für sich selbst ebenso steuerbegünstigt vorsorgen kann – und das ist leider Gottes bei den meisten bAV-Formen ein großes Manko –, bleibt das Interesse an einem generellen bAV-Angebot für alle Mitarbeiter auf einem eher niedrigen Niveau. Das hat auch damit zu tun, dass die Chefs von KMUs oft selbst den Laden „schupfen“, für alles mögliche zuständig sind und daher nicht mit dem Thema Firmenpension vertraut sind.

schauvorbei.at: Welche Formen der betrieblichen Zusatzpension gibt es und was sind die Vorteile?
Wolfgang Weisz: Es gibt im Wesentlichen vier Modelle. Am häufigsten nutzen Arbeitgeber in Österreich die Möglichkeit, über Paragraph § 3/1/15a EStG den Steuerfreibetrag von 300 Euro pro Jahr als zukunftssichernde Maßnahme für ihre Mitarbeiter zu verwenden. Das muss nicht zwingend eine Lebensversicherung als Sparform sein, das kann auch eine Vorsorge für den Ablebensfall, für Berufsunfähigkeit, Unfall oder Krankheit sein. Das Populärste dabei ist die Gehaltsumwandlung. Der Vorteil für den Arbeitnehmer liegt darin, dass er für diesen Steuerfreibetrag von der Abgabenpflicht befreit ist. Das Geld geht also direkt vom Bruttogehalt in die Vorsorge über. Weiters kann der Arbeitgeber diese 300 Euro on top bezahlen.

Wenn jemand mehr als 300 Euro zahlen möchte, gibt es die Modelle der Pensionskasse und der betrieblichen Kollektivversicherung – sprich ohne und mit Garantie. Als Unternehmen kann man bis zu zehn Prozent der Gehaltssumme der betroffenen Mitarbeiter als Beitrag gewinnmindernd absetzen.

Und dann gibt es noch die Königsklasse für ausgewählte Top-Manager und Führungskräfte: eine individuelle Pensionszusage des Unternehmens. Diese hat prinzipiell nichts mit einer Versicherung zu tun, sondern ist ein Leistungsversprechen des Arbeitgebers an den Arbeitnehmer, unter gewissen Voraussetzungen eine Zusatz-Pension zu zahlen. Dabei gibt es die Leistungszusage – das Unternehmen verspricht einen konkreten Betrag – und die Beitragszusage, die für den Arbeitgeber besser kalkulierbar ist. Hier wird nicht eine fixe Leistung garantiert, stattdessen legt das Unternehmen einen bestimmten Betrag zur Seite. Üblicherweise wird diese Pensionszusage mit einer Rentenversicherung finanziert.

Man merkt, diese Modelle haben einen gewissen Erklärungsbedarf bei Arbeitgebern und -nehmern, aber dafür gibt es Spezialisten wie uns.

schauvorbei.at: Was sagen Sie Menschen, die befürchten, dass Sozialleistungen wegen bestehender bAV-Leistungen gekürzt werden könnten?
Marita Hofer: Als Juristin gehe ich davon aus, dass nur Leistungen, die aus derselben Quelle stammen oder staatlich subventioniert sind, miteinander in Verbindung gesetzt werden. Bei bAV-Leistungen handelt es sich immerhin um eine selbst- oder durch den Arbeitgeber finanzierten Vorsorge, die nicht mit Steuergeldern quersubventioniert oder gar mitfinanziert wird. Diese auf staatliche Leistungen anzurechnen, kommt für einen Juristen einer Enteignung gleich – so, als würde man jemandem das Sparbuch wegnehmen – und müsste wohl auch von Gerichten geprüft werden …

schauvorbei.at: Wie können Finanzbildung und das Thema Altersvorsorge auch für junge Menschen attraktiver gemacht werden?
Marita Hofer: Wissensvermittlung ist ganz wichtig, schon in der Volksschule. Wir unterstützen zum Beispiel eine Broschüre finanziell, die Kindern Finanzthemen näherbringt. Was ist ein Kredit, was Leasing? Warum gibt es eine Währung und keine Muscheln? Damit setzen wir in einem Alter an, in dem die Kinder ihr erstes Taschengeld bekommen bzw. in die finanzielle Eigenverantwortung starten. Und wir hoffen, so ein gewisses Interesse an Themen, die auch die eigene finanzielle Zukunft betreffen, zu wecken.

Wolfgang Weisz: Ich setze auf einfache Argumente mit großer Wirkung, um das Interesse zu wecken. Bei einer Kundenveranstaltung zur 300-Euro-Gehaltsumwandlung habe ich die Mitarbeiterschaft zum Beispiel gefragt: Wie viel Euro bekommen Sie jährlich beim Steuerausgleich zurück? Die Gehaltsumwandlung bringt beim höchsten Steuersatz 150 Euro. Nach der Veranstaltung ist der Älteste aus der Runde, er war zwei Jahre vor der Pension, zu mir gekommen und hat gefragt: „Wo muss ich unterschreiben?“ Ich habe ihm gesagt, dass ich jetzt nicht mit ihm gerechnet hätte. Er darauf: „Sie haben es gerade erklärt, ich spare mir 150 Euro im Jahr. Also kann ich jetzt 300 Euro gewinnen oder nicht?“ Ich wusste: Er hat’s begriffen. Und auf einmal sind alle anderen nachgezogen. Wenn die Leute einen direkten Vorteil sehen, sind sie dabei.

Ähnlich verhält es sich auf der Arbeitgeberseite, etwa beim Thema zusätzliche Krankenversicherung. Wir wissen, der Krankenstand eines Mitarbeiters kostet rund 200 Euro am Tag. Je schneller der betroffene Mitarbeiter ins Erwerbsleben zurückkehren kann, desto besser. Mit einer Zusatzversicherung muss zum Beispiel nicht so lange auf OP- oder Arzttermine gewartet werden und der Mitarbeiter ist schneller wieder fit, das ist ein klarer Vorteil.

schauvorbei.at: Was würden Sie sich von der Politik wünschen?
Wolfgang Weisz: Der Steuerfreibetrag der bAV sollte von 300 auf 1.200 Euro erhöht werden – samt Wertsicherung. Diesbezüglich hat es immer wieder Gespräche der Versicherungswirtschaft mit Politik und Sozialpartnerschaft gegeben. Grundsätzlich gibt es da keine Ablehnung, aber jede steuerliche Attraktivierung bedeutet natürlich kurzfristig weniger Steuereinnahmen für den Staat. Unsere zweite Forderung wäre, mit Deutschland gleichzuziehen und einen generellen Zugang ins System für jeden Arbeitnehmer zu ermöglichen. Drittens würden wir es für sinnvoll erachten, die Versicherungssteuer auf Vorsorgebeiträge zu senken. Und der vierte Punkt wäre, die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge wieder auf neue Beine zu stellen.

Marita Hofer: Ich hätte noch zwei Ideen. Wenn ich schon in einem Pensionsmodell bin, sollten die Eigenbeiträge, die ich zusätzlich zahle, vor Steuern und nicht nach Steuern sein. Und was ich schon vorher erwähnt habe: Machen wir doch auch den Chef oder die Chefin selbst zum steuerbegünstigten Teilnehmer. Dann besteht mehr Motivation, auch den Mitarbeitern die bAV anzubieten. Das würde ich miteinander kombinieren: Der Chef kann selbst steuerfrei ansparen, wenn er das auch seinen Mitarbeitern anbietet.

schauvorbei.at: Danke für das Gespräch! 

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