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Resilienz: Neue Top-Kompetenz im Beruf

Der aufreibende Tag im Job ist geschafft und eigentlich möchte man nur mehr aufs Sofa und gar nichts mehr tun. Mit der neuen beruflichen Kompetenz Resilienz wird dafür gesorgt, dass Arbeiten bis zum Burn-out keine Chance mehr hat. Stattdessen wird mit verschiedenen Tools und Techniken eine innere Haltung aufgebaut, die den Umgang mit Stress erleichtert.
Resilienz: Frau im Büro an Schreibtisch gelehnt
Mit den richtigen Tools kann jeder Resilienz entwickeln. © Getty Images

Teamorientiert, engagiert und resilient: Nach diesen Mitarbeitereigenschaften suchen immer mehr Unternehmen. Aber was bedeutet Resilienz eigentlich genau? Das Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „abprallen“ oder „zurückspringen“. Der Begriff selbst stammt aus der Materialwirtschaft. Er meint, dass ein Stoff in den Ursprungszustand zurückkehren kann. So wie wenn man einen Stressball zusammendrückt und dieser wieder seine Ausgangsform annimmt.

Stressresistenz oder Resilienz?

Eingeführt wurde der Begriff in der Psychologie bereits in den 50er-Jahren. Der Psychologe Jack Block setzte sich mit dem Konzept im Hinblick auf Persönlichkeitsentwicklung auseinander. „Im psychologischen Zusammenhang wird Resilienz als psychische Widerstandsfähigkeit bezeichnet. Es ist die Fähigkeit, mit Herausforderungen, Krisen und Veränderungen so umzugehen, dass man nicht daran zerbricht, sondern idealerweise sogar gestärkt daraus hervorgeht“, erklärt Resilienz-Trainer Karl Allmer.

Klingt nach Stressresistenz? Nicht ganz, denn es gibt einen bedeutenden Unterschied. Stressresistenz meint, Belastung lange auszuhalten, ohne nach außen hin zu wanken – wie ein Fels in der Brandung. Resilienz hingegen geht tiefer und verhindert, dass der Stein bricht. „Resiliente Menschen erkennen Stress frühzeitig, regulieren ihn aktiv und lernen aus schwierigen Erfahrungen. Sie bauen nicht nur Widerstandskraft auf, sondern entwickeln sich auch weiter. Es geht nicht ums Aushalten, sondern ums aktive Gestalten“, so der 44-Jährige.

Den Hype wert

Auch wenn Resilienz derzeit einen Hype in den Charts der Jobkompetenzen erfährt, so bedeutet diese Fähigkeit um einiges mehr als gute Karten im Bewerbungsgespräch zu haben. Denn Veränderungen, Druck und Unsicherheiten sind im Berufsleben zur neuen Normalität geworden. Auch die großen gesellschaftlichen Krisen wie die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg oder ein möglicher internationaler Handelskrieg sind für unsere mentale Gesundheit eine Belastung. Hinzu kommen noch die Herausforderungen im Tohuwabohu des Alltags, die permanente Erreichbarkeit und das Doom-Scrolling auf Social Media.

Resilienz-Trainer Karl Allmer unterstützt Menschen und Unternehmen dabei, Stress besser zu bewältigen und die psychische Widerstandskraft gezielt zu stärken. © Maria Schreiner

Kurz gesagt: „Klassische Strukturen brechen auf, die Anforderungen steigen und gleichzeitig sind wir alle Menschen mit eigenen Belastungsgrenzen. Resiliente Mitarbeitende und Teams können mit diesen Herausforderungen besser umgehen, bleiben gesünder und leistungsfähig – auch auf lange Sicht“, sagt der Experte. Resilienz ist eine Notwendigkeit in der immer komplexer werdenden, schnelllebigen Welt. Das gilt sowohl beruflich als auch privat, auch wenn diese Fähigkeit nichts Neues ist. „Natürlich gab es Resilienz schon immer, denn Menschen haben schon früher Wege gefunden, mit Lebenskrisen umzugehen. Der Unterschied heute: Wir wissen, wie Resilienz funktioniert und was sie fördert“, meint der Unternehmer.

Training is Key

Bereits die Kauai-Studie von der Entwicklungspsychologin Emmy Werner aus den 50er- und 70er-Jahren zeigte, dass etwa ein Drittel der Kinder, die unter schwierigen sozialen Bedingungen aufwuchsen, trotz widriger Umstände gesund, stabil und erfolgreich ins Erwachsenenleben starteten. Die Forscherin identifizierte Schutzfaktoren wie stabile Bezugspersonen, Eigenverantwortung und soziale Unterstützung. Diese sind nach wie vor Schlüsselkomponenten, wenn es um den Aufbau von Resilienz geht. Dennoch sollte man vom Gedanken abkommen, ein unverwundbarer Superheld zu werden, sondern ein Mindset entwickeln, das es ermöglicht, in schwierigen Zeiten handlungsfähig zu bleiben. Aber: „Resilienz ist kein Zustand, sondern ein Prozess, und vor allem – sie ist trainierbar“, erklärt der Experte.

Erfolge werden dabei nicht nach einem bestimmten Zeitmuster gemessen, stattdessen sind Fortschritte individuell. „Erste Veränderungen sind oft schon nach wenigen Wochen spürbar – wenn man regelmäßig an bestimmten Resilienzfaktoren arbeitet. Langfristig entsteht Resilienz wie ein Muskel: durch Übung, Reflexion und Erfahrung. Entscheidend ist, dass man dranbleibt. Kleine Schritte reichen, wenn sie konsequent gegangen werden“, so der ehemalige Projektmanager.

Gestärkt im Team

Das gilt nicht nur für ein gestärktes Selbst, sondern auch für eine verbesserte Gruppenarbeit. Resilienz im Team heißt: „Wir tragen uns gegenseitig, teilen Verantwortung, sprechen offen über Belastungen und lernen, gemeinsam mit Rückschlägen umzugehen. Teams, die resilient sind, halten besser zusammen, lösen Konflikte konstruktiv und bleiben auch in stressigen Phasen leistungsfähig“, führt Allmer weiter aus. Führung, Kommunikation und eine gesunde Teamkultur spielen dabei eine wichtige Rolle. Denn die Chefetage prägt oft die emotionale „Wetterlage“ im Team. „Wer als Führungskraft resilient ist, bleibt auch unter Druck handlungsfähig, zeigt Klarheit, Empathie und Orientierung – und lebt genau das vor, was das Team braucht. Resiliente Führung schafft Sicherheit und Vertrauen. Das ist heute mehr denn je gefragt“, informiert der Wiener.

Fünf Praxistipps vom Experten

  1. 4-8-4-Atmung: Eine einfache, wirkungsvolle Übung zur emotionalen Selbstregulation. Vier Sekunden einatmen, acht Sekunden ausatmen – vier Mal wiederholen. Mehrmals täglich angewendet, hilft diese Technik, das Nervensystem zu beruhigen und in belastenden Momenten handlungsfähig zu bleiben.
  2. Fokus bewusst lenken: In stressigen Situationen automatisch negativ zu denken ist menschlich – aber nicht hilfreich. Die Gegenstrategie lautet, sich zu fragen: „Was läuft trotzdem gut?“ und „Was liegt in meiner Hand?“. Diese kognitive Umlenkung stärkt die Selbstwirksamkeit.
  3. Mit der Stress-Skala relativieren: „Auf einer Skala von eins bis zehn – wie schlimm ist die aktuelle Situation wirklich?“ „Werde ich in einem Jahr noch darüber nachdenken?“ Diese Methode hilft, Dramen zu enttarnen und wieder einen klareren Blick zu bekommen.
  4. Netzwerke pflegen: Resiliente Menschen haben tragfähige Beziehungen. Sie suchen bewusst den Kontakt zu Menschen, die ihnen guttun, sie stärken und ihnen zuhören. Genauso wichtig: Distanz zu Menschen, die Energie rauben oder Grenzen nicht achten.
  5. Selbstfürsorge als Grundhaltung: Pausen, Bewegung, Schlaf und gesunde Ernährung sind keine „Luxusmaßnahmen“, sondern essentielle Bausteine der Widerstandskraft. Wer gut für sich sorgt, ist auch in Krisen belastbarer.
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