Story

Richard Woschitz: Geballte Kraft für Holz-Revolution im Bausektor

Holz ist die Zukunft – da ist sich Richard Woschitz, Gründer der Woschitz Group, sicher. Im Zuge seiner Stiftungsprofessur an der FH Kärnten will der Bauingenieur nicht nur seine Erfahrungen an die Experten von morgen weitergeben, sondern auch dazu beitragen, kosteneffiziente Innovationen im Holzbau voranzutreiben.
Laut Richard Woschitz muss die Baubranche wieder lernen, einfach und elegant zu bauen. „Reduzieren wir auf das Wesentliche mit Blick auf eine möglichst langfristige Nutzung.“ © Tanja Hofer

Die Verantwortung der Bauwirtschaft ist eine ganz andere als noch vor 50 Jahren. Ressourcenschonung, Kreislaufwirtschaft und Energieeffizienz werden angesichts des Klimawandels zunehmend wichtiger. Um Vorgaben und Ziele erreichen zu können, sind neue Lösungen gefragt. Naturmaterialien wie Holz und Lehm, computergestützte Simulationen sowie Modulbauten mit hohem Vorfertigungsgrad befinden sich bereits auf dem Vormarsch.

Wie die Zukunft des Bauens aussehen kann, hat Baupionier Richard Woschitz bereits mit zahlreichen Projekten demonstriert. Im Mai hat der gebürtige Burgenländer die Stiftungs­professur für innovativen und nachhaltigen Holzbau an der FH Kärnten übernommen. In den kommenden fünf Jahren will er nicht nur seine bisherigen Erfahrungen in die Lehre einbringen, sondern auch Forschung und Entwicklung in enger Zusammenarbeit mit der Industrie vorantreiben. Wie, hat er schauvorbei.at im Gespräch erzählt.

schauvorbei.at: Was sind die Schwerpunkte der neuen Stiftungsprofessur und was ist ihr Ziel? 
Richard Woschitz: Wir müssen die Potenziale des Holzbaus ganzheitlich denken, von der Planung über die Fertigung bis hin zur ressourcenschonenden Nutzung und Wiederverwertung. Deshalb zählen Themen wie Entmaterialisierung, modulare Fügung, Wirtschaftlichkeit und digitale Prozessketten zu den Schwerpunkten der Stiftungsprofessur.

Mein Ziel ist, den Holzbau effizienter, nachhaltiger und wettbewerbsfähiger zu machen. Die Professur spielt eine entscheidende Rolle dabei, weil sie einen langfristigen Schulterschluss zwischen Ausbildung, Forschung und Wirtschaft ermöglicht. Die Hochschule bringt wissenschaftliche Erkenntnisse und Forschungsergebnisse ein, die Wirtschaft stellt die notwendigen Ressourcen und Techno­logien zur Verfügung und die Baupraxis sorgt für die praktische Umsetzung und Anwendung der entwickelten Methoden und Materialien.

schauvorbei.at: Theorie und Praxis sind künftig also enger verwoben, um Innovationen im Holzbau zu fördern?
Richard Woschitz: Genau. Ich möchte mit der Stiftungsprofessur, die von der Hasslacher Gruppe, Theurl, Weissenseer Holz-System-Bau, Griffner Haus, KLH Massivholz sowie der Sparkasse Kärnten unterstützt wird, eine neuartige Holzbau-Ausbildung für Ingenieure schaffen. Die Studierenden sollen ihre Erkenntnisse im Rahmen ihrer Abschlussarbeiten direkt in den Produktionsstätten der Unternehmen in die Praxis umsetzen, so ist ein direkter Know-how-Transfer möglich. Langfristig soll die Professur in ein Forschungszentrum integriert werden – das Josef-Ressel-Zentrum, das wirtschaftliche Innovationen in enger Kooperation mit der Industrie forciert. Das bestehende Baulabor in Villach soll dafür entsprechend erweitert werden.

schauvorbei.at: Sie haben die Lehrschwerpunkte Entmaterialisierung, modulares Bauen und Wirtschaftlichkeit angesprochen. Können Sie uns darüber etwas mehr erzählen?
Richard Woschitz: Holz ist ein natürlicher Baustoff mit zahlreichen Vorteilen. Es ist vielseitig einsetzbar, tragfähig, langlebig, sorgt für ein angenehmes Wohnklima und ermöglicht– durch präzise Vorfertigung – Kosteneffizienz sowie kürzere Bauzeiten. Allerdings ist Holz, obwohl ein nachwachsender Rohstoff, nicht grenzenlos verfügbar. Deshalb muss schon bei der Planung verstärkt darauf geachtet werden, möglichst wenig Material einzusetzen und wiederverwertbare Bauteile zu entwerfen. Ein Holztragewerk zum Beispiel muss nicht durchgängig die gleiche Stärke haben. Das bedeutet, dass man sich als Planer immer die Frage stellen muss: Wie viel Material ist für die gewünschte Funktion wirklich nötig?

Neben Möglichkeiten der Entmaterialisierung setzen wir uns auch mit Modularbauweisen auseinander. So wurden etwa alte japanische Zimmermannskonstruktionen unter die Lupe genommen – Tempel, die rund 90 Meter hoch sind und nur aus Holz bestehen; keine Nägel, kein Metall, ausschließlich passgenaue Holzverbindungen. Um diese Gebäude zu errichten, waren Spezialisten mit langjähriger Erfahrung nötig. Heute ist es mittels computergestützter Fertigung (CNC) viel einfacher möglich, komplexe Bauteile anzufertigen. Uns geht es aber nicht vorrangig um die Nachahmung der japanischen Baukunst, sondern vor allem um eine Analyse: Braucht es wirklich diese komplizierten Knotenpunkte oder können die Bauteile auch effizienter konstruiert werden? Wir haben uns das im Baulabor in Villach angesehen. 

Des Weiteren wollen wir innerhalb der nächsten vier Jahre einen digitalen Holzbau-Optimizer entwickeln. Dieser soll dabei helfen, Bauprojekte möglichst effizient – konstruktiv, ökologisch sowie ökonomisch – zu planen und umzusetzen. Denn nicht alles, was technisch machbar ist, ist auch leistbar.

schauvorbei.at: Sie haben bereits mehrfach gezeigt, welche Möglichkeiten der traditionsreiche Baustoff Holz in der modernen Architektur bietet. Welche Entwicklungen erwarten Sie sich in diesem Bereich?
Richard Woschitz: Durch die sogenannte EU-Taxonomie ist die Baubranche gefordert, Nachhaltigkeit in den Fokus zu rücken. Die ersten Schritte wurden bereits gesetzt, aber ich gehe davon aus, dass sich in den nächsten Jahren noch einiges tun muss und Holz eine immer größere Rolle spielen wird. Dafür braucht es Innovationen, die kosteneffiziente Bauprojekte ermöglichen. Die Aufgabe der nächsten Jahre wird daher sein, aus unzähligen technischen Möglichkeiten jene herauszufiltern, die auch wirtschaftlich sind, und diese durch Standardisierung und Automatisierung – zum Beispiel bei der Vorfertigung von Bauteilen – zu stärken.

Halle in der neuen Sportarena Wien © Woschitz Group

schauvorbei.at: Können Sie uns einen kleinen Einblick in aktuelle Projekthighlights der Woschitz Group geben?
Richard Woschitz: Eines unserer Projekthighlights ist die neue Sport Arena Wien am Handelskai, für die wir in den Bereichen Tragwerksplanung und Bauphysik tätig waren. Die moderne Multifunktionshalle setzt mit drei unabhängig bespielbaren Hallen, verschiebbaren Tribünenelementen und Platz für rund 3.000 Zuschauer neue Maßstäbe für den Breiten- und Spitzensport in der Bundeshauptstadt. Das Gebäude wird ausschließlich mit erneuerbaren Energien versorgt – damit ist die Arena die erste energieautarke Sporthalle Österreichs.

Beim Projekt TimXtend haben wir eine zukunftsweisende Lösung für frei auskragende Balkone im mehrgeschoßigen Holzbau entwickelt. Das Ergebnis ist ein witterungsbeständiges Balkonbauteil aus wiederverwendbaren Komponenten, das die Brandschutzanforderungen des mehrgeschoßigen Wohnbaus erfüllt und gleichzeitig die Ausführung der übrigen Gebäudestruktur in reiner Holzbauweise ermöglicht.

Gerade im Bau befindet sich unsere spannende Holzdachkonstruktion für die alte, denkmalgeschützte Reithalle in Grafenegg, die zu einem Konzertsaal umgebaut wird, sowie das Hügelgrab in Schandorf. Es wird in Form einer Betonkuppel mit einer Höhe von knapp acht Metern und einem Durchmesser von 20 Metern errichtet.

Ein weiteres spannendes Projekt haben wir in Kooperation mit Wien Energie umgesetzt: Die Nachnutzung von ausgedienten Windrad-Rotorblättern für Carports in der Wien-Energie-Zentrale. Zudem arbeiten wir an diversen Neuerungen in weiteren Bereichen, etwa was den Einsatz von künstlicher Intelligenz oder die CO2-Bilanzierung betrifft. Man darf gespannt sein.

Vielen Dank für das Gespräch!

Über die Woschitz Group

Die Woschitz Group ist ein Netzwerk an Ziviltechnik-Büros in Wien, Feldkirchen (RWT Plus), Eisenstadt, Oberwart (Woschitz ­Engineering) und Mödling (DWP Ingenieure). Dazu kommt das Kompetenz­zentrum für die Immobilienbewertung InterREC. Als erste Auslandsgesell­schaft wurde 2018 die RWT Plus CZ in Znaim gegründet, später folgte die RWT Deutschland GmbH und jüngst die RWT Schweiz AG.

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