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Start-up, fall down? Diese Fehler sollten Gründer unbedingt vermeiden

Als ersten Schritt in der Gründung eines Start-ups ist es wesentlich, eine überzeugende Vision zu haben und diese effektiv zu kommunizieren, um Mitarbeiter, Geschäftspartner oder Investoren zu gewinnen. Zudem ist es kritisch, nicht in Perfektionismus zu verfallen, sondern frühzeitig mit potenziellen Kunden zu sprechen und basierend auf deren Feedback Prototypen weiterzuentwickeln. Außerdem sollten Gründer jede verfügbare Unterstützung in Anspruch nehmen, sei es durch erfahrene Mentoren oder Förderprogramme, da Zeit und Geld in der Anfangsphase besonders knapp sind.
Vier-köpfiges Team arbeitet an einem Schreibtisch aus Holz mit Unterlagen und Laptop.
Mit innovativen Ideen und einer guten Strategie klappt der Traum vom eigenen Start-Up. © Getty Images
Wer ein erfolgreiches Start-up gründen möchte, muss so einiges beachten. Michael Gerbavsits, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Burgenland, und Martin Trink, Leiter StartUp Burgenland, wissen, wie aus einer innovativen Idee ein marktfähiges Unternehmen entsteht.

Was sind die ersten Schritte, die jeder Gründer berücksichtigen sollte?
Als Gründer muss ich meine Vision gut verkaufen können. Egal, ob es darum geht, einen Co-Founder oder einen Mitarbeiter zu finden, ob ich einen Geschäftspartner oder Investor überzeugen will – nur wer seine Vision gut verkaufen kann, wird mit seinem Start-up- erfolgreich sein.

Wichtig ist außerdem, nicht nach Perfektion zu suchen, sondern sich raus auf den Markt zu trauen. Wir sehen viel zu viele Start-ups, die Jahre in die Produktentwicklung stecken, ohne zu wissen, ob es überhaupt Kunden für das jeweilige Produkt gibt. Schon lange bevor ein Produkt gefertigt ist, muss man mit potenziellen Kunden sprechen. Und sobald man einen Prototyp hat, sollte man ihn mit dem Feedback von Testkunden weiterentwickeln.

Last but not least: Gründer sollten sich jede Unterstützung holen, die sie bekommen können. Zeit und Geld sind immer knapp. Erfahrene Mentoren helfen dabei, schneller zu sein und häufige Fehler zu vermeiden. Was das Thema Geld angeht: In Österreich gibt es in vielen Bereichen Förderungen, sogar vor der Gründung. In allen Bundesländern gibt es Start-up-Zentren, an die man sich wenden kann und sollte. Im Burgenland ist es StartUp Burgenland.

Mit welchen Herausforderungen muss man in der Phase der Gründung rechnen?
Start-ups stehen vor einer Reihe von Herausforderungen. Wenn man sich die Gründungsphase ansieht, dann geht es dabei meistens um Entscheidungen für die Zukunft. Welche Gesellschaftsform ist die richtige? Nach welchen Kriterien wähle ich den idealen Standort für mein Unternehmen aus? Welches Gewerbe melde ich an? Wie werden Anteile zwischen den Gründern aufgeteilt? Was passiert, wenn mein Co-Founder nach einem Jahr aussteigt?

Als ersten Weg empfehlen wir den zur Wirtschaftskammer, um Themen wie die Finanzamt- oder die Gewerbeanmeldung zu klären. Geht es um Fragen, die für jedes Unternehmen individuell sind, dann wendet man sich am besten an Profis. Dazu zählen zum Beispiel Rechtsanwälte, die regelmäßig mit Start-ups arbeiten und mit den spezifischen Themen und Regelungen vertraut sind. Solche Themen werden übrigens auch in den meisten Förderprogrammen bearbeitet und teils auch finanziell unterstützt.

Was sind die häufigsten Fehler, die Gründer machen? Wie kann man diese vermeiden?
Ein typischer Fehler ist zu optimistische Planung. Das betrifft insbesondere die geplante Zeit bis zu den ersten Umsätzen. Bei vielen Start-ups führt dieser Fehler dazu, dass das vorhandene Kapital zu schnell ausgegeben wird. Sind die Finanzen aufgebraucht, die Entwicklung ist jedoch nur zur Hälfte abgeschlossen, dann stehen viele Gründer vor dem Aus. Um das zu vermeiden, sollte man immer von ungeplanten Verzögerungen ausgehen und andererseits vorhandenes Kapital so zielgerichtet wie möglich ausgeben – auch wenn etwa nach dem Abschluss einer Finanzierungsrunde gerade viel vorhanden ist. 

Ein weiterer typischer Fehler ist, dass Gründer im Glauben sind, dass die Kunden bei einem guten Produkt von alleine kommen. In der Realität ist das fast nie der Fall. Auch gute Produkte verkaufen sich nicht „von allein“. Was wir bei erfolgreichen Start-ups gesehen haben ist, dass diese sehr früh an ihrer „go-to-market“-Strategie arbeiten, Prototypen schon an Testkunden weitergeben und sehr früh an der Entwicklung von Vertriebskanälen arbeiten. 

Ein Fehler, den viele, auch erfolgreiche Start-ups machen, ist, den Investor zu wählen, der die höchste Bewertung zahlt. Es gibt natürlich viele Start-ups, die gar keinen Investor brauchen oder finden. Wir sehen aber immer wieder Gründer, die sich den Investor aussuchen können. Hier nach der Bewertung zu entscheiden, ist wie den Ehepartner nach dem Bankkonto auszuwählen. Die entscheidenden Fragen sind: Haben Start-up und Investor die gleiche Vorstellung, was die Zukunft betrifft? Welche Erwartungen außer einer Geldspritze habe ich an meinen Investor? Wie stellen wir uns die Zusammenarbeit vor?

Es kommt leider öfter vor als man denkt, dass Streitigkeiten zwischen Gründern und Investoren entstehen, was oft dazu führt, dass Zeit und Energie in Streitigkeiten fließen statt in den Unternehmensaufbau. Das kann dazu führen, dass das Start-up scheitert. Um das zu vermeiden, ist wichtig, mit potenziellen Investoren mehr über die Zukunft des Unternehmens und die gegenseitigen Erwartungen zu sprechen und weniger über die Unternehmensbewertung.

Haben Sie noch Tipps für die Gründung?
Einerseits ist wichtig, sich nicht leicht entmutigen zu lassen. Gründer sein ist nicht einfach. Es ist ein anstrengender Weg, zu dem auch viele Rückschläge gehören. Das ist sogar bei den Start-ups so, die wir aus den Medien kennen. Es wirkt, als wäre alles auf einem stetigen Erfolgskurs, aber alle Jungunternehmen kämpfen mit Hürden und Rückschlägen. Auch, wenn wir es von außen nicht sehen.

Andererseits lässt es sich nicht wegdiskutieren, dass viele Start-ups scheitern. Um seine Chancen zu maximieren, sollte man sich wie erwähnt jede Hilfe holen, die zur Verfügung steht. Es gibt immer noch Gründer, denen es unangenehm ist, nach Unterstützung zu fragen und die alles alleine stemmen wollen. Die Erfahrung spricht hier jedoch eine klare Sprache. 

Und zuletzt: Manchmal macht man „alles richtig“ und scheitert trotzdem. Die Angst vor dem Scheitern sollte einen nicht von einer Gründung abhalten – weder von der ersten Gründung und schon gar nicht von der zweiten, wenn das erste Start-up gescheitert ist. Dieses Verständnis ist in den globalen Start-up-Zentren selbstverständlich, hat sich in Europa aber noch nicht überall durchgesetzt. Unsere Erfahrung hier ist aber ganz klar: Ein Gründer, der schon mal gescheitert ist, hat bessere Erfolgschancen als ein „first-time founder“.

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