Ständiges Swipen, Scrollen und Vergleichen: Noch nie war es so einfach, mit potenziellen Partnern Kontakt aufzunehmen – und trotzdem war der Anteil an Menschen, die trotz klarer Beziehungswünsche dauerhaft Single bleiben, nie höher. Woran liegt das? „Beziehungen entstehen durch Innehalten, Verbindlichkeit und Konzentration auf eine einzige Person. Was gängige Apps hingegen begünstigen, ist das Gegenteil: ständiges Weiterziehen“, bringt es Guido F. Gebauer, Psychologe, Dating-Coach und Mitgründer der psychologisch ausgerichteten Partnervermittlung Gleichklang, auf den Punkt.
Sieben Tipps für mehr Erfolg
Die meisten Singles glauben, dass ihre Chancen steigen, je mehr Profile sie sehen und Kontakte sie knüpfen. Diese Vorgangsweise aktiviert aber automatische Bewertungsmechanismen im Gehirn. Plötzlich erscheinen überall vermeintliche Mängel. Und was eigentlich interessant sein könnte, wirkt nach drei weiteren Profilen nur noch mittelmäßig. So verpufft Potenzial, noch bevor überhaupt ein Gespräch beginnt.
Gebauers sieben Schritte für mehr Erfolg:
- Nur 1-3 Profile pro Tag ansehen. Oder besser: alle 2-3 Tage. Kein Dauerinput, keine Reizüberflutung.
- Jedes Profil anschreiben, bei dem eine gewisse Offenheit spürbar ist: Viele erfolgreiche Paare berichten, dass sie das Profil ihrer späteren Beziehungsperson zunächst eher unauffällig fanden. Erst durch die Kontaktaufnahme entwickelte sich Interesse – und später Liebe.
- Sobald eine Antwort kommt: keine neuen Profile mehr ansehen, niemand anderen anschreiben. So lässt sich vermeiden, sich zu verzetteln oder innerlich auf Standby für „Besseres“ zu bleiben.
- Möglichst schnell den Schritt aus der App heraus machen und nicht endlos miteinander schreiben. Stattdessen auf Telefonate, Video-Gespräche oder ein persönliches Treffen setzen.
- Mehrere reale Begegnungen ermöglichen: Sympathie und sogar körperliche Anziehung können wachsen, auch wenn es beim ersten Treffen nicht sofort funkt. Menschen finden nicht nur jene attraktiv, die sie sofort anziehend finden – sie beginnen auch, attraktiv zu empfinden, mit wem sie sich wohlfühlen.
- Solange ein Kontakt besteht: keine Rückkehr zum Online-Dating, nicht nebenher weitersuchen. Das ständige „offen bleiben“ ist kein Zeichen von Freiheit, sondern ein Sabotageprogramm für Bindung. Wer eine Beziehung aufbauen will, braucht Fokus, nicht Ablenkung.
- Kommt es zu einer Beziehung, sollte die Suche bzw. das Swipen durch Profile beendet werden. In seiner Arbeit als Dating-Coach berichtet Gebauer regelmäßig von Klienten, deren beginnende Beziehungen daran scheiterten, dass das Online-Dating nicht beendet wurde. Dieses Verhalten steht nicht nur der Bindungsentwicklung entgegen – es entspricht auch einem Muster, das in Studien gut dokumentiert ist: Ein erheblicher Teil der aktiv Suchenden auf Dating-Plattformen befindet sich tatsächlich bereits in einer Beziehung.
Die Expertentipps erfordern Disziplin, aber genau diese Disziplin macht Beziehung möglich. Es ist ein bewusster Ausstieg aus dem Schleifenmodus des ständigen Vergleichens. Wer sich traut, den Fokus auf eine einzige Person zu richten – und parallel alles andere auszublenden –, erhöht seine Chancen auf echte Verbindung erheblich.