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Woher kommt eigentlich das Christkind?

Wer hierzulande an Weihnachten denkt, der hat wahrscheinlich auch gleich das Christkind im Kopf. In den vergangenen Jahren zunehmend in einen Konkurrenzkampf mit dem Weihnachtsmann geraten, gehört der engelsgleiche Blondschopf für große Teile der österreichischen Bevölkerung nach wie vor einfach zu Weihnachten dazu. Aber warum eigentlich? schauvorbei.at ist dieser Frage nachgegangen.
Selbstgebasteltes Christkind aus Holz, Papier und Draht/Federn
So erstaunlich es klingen mag, die Wurzeln des Christkind-Brauchs liegen im Protest gegen die katholische Kirche. © pixabay/karosieben

So manches Kind ist der felsenfesten Überzeugung, es schon einmal im Vorbeifliegen erhascht zu haben und auch der ein oder andere Erwachsene lässt sich um die Adventszeit gerne von der Magie des Christkinds verzaubern. Seit Jahrhunderten gilt es in Österreich und seinen Nachbarländern als fester Bestandteil der Weihnachtszeit. Zu verdanken ist dieser Umstand vermutlich dem wohl bekanntesten Mönch des ausgehenden Mittelalters.

Martin Luther: Kein Fan von Heiligen

Wir schreiben das Jahr 1517. Martin Luther hat soeben seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt und sich damit offen gegen die Praktiken der katholischen Kirche ausgesprochen. Es ist der Beginn der Reformation. Geht es nach Luther, ist fortan Schluss mit dem Ablasshandel und der seiner Meinung nach ausufernden Verehrung von Heiligen. Selbst für den Heiligen Nikolaus und dem damals schon mit ihm verbundenen Brauch des Beschenkens hat Luther wenig übrig. In den Augen des Reformators handelt es sich dabei bloß um ein „kyndisch ding“. Stattdessen verlangt er die Verehrung von Jesus Christus und verlegt den Geschenkbrauch zu diesem Zwecke auf den 25. Dezember, der schon seit der Spätantike als Tag der Geburt Christi gilt.

Wie das Christkind seine Locken bekam

So waren es anfangs die Protestanten, die an Weihnachten dem Christuskind gedachten und sich im Namen Jesu gegenseitig beschenkten. Wie so oft verselbstständigte sich der Brauch mit der Zeit, bis schließlich selbst die Katholiken daran Gefallen fanden. Aus dem Kind in der Krippe wurde über die Jahrhunderte eine goldblondgelockte Engelsgestalt, die zu Heiligabend unbeobachtet von Haus zu Haus flog. Weshalb sich das Aussehen des Jesuskindes im Laufe der Geschichte so dramatisch verändert hat, ist nicht abschließend geklärt. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass die Krippenspiele, in denen das Jesuskind oftmals von Engeln begleitet wurde, großen Einfluss auf die Darstellung hatte. Andere Ansätze gehen davon aus, dass die Feiern zur Andacht der Heiligen Lucia das Bild des Christkinds geprägt haben könnten. Zu Ehren der Märtyrerin kleiden sich Mädchen am 13. Dezember nämlich in weiße Gewänder und tragen dazu einen Lichtkranz auf dem Kopf. Die optische Ähnlichkeit zum Christkind ist damit durchaus gegeben.

Von Lobhudeleien zu Wünschen

Fest eingeflochten in der Tradition ums Christkind ist heutzutage vor allem der Wunschzettel oder der Brief ans Christkind. Seine Anfänge hat der Brauch wahrscheinlich im späten 17. Jahrhundert. Wahnsinnig viel mit dem Wunschzettel, den wir heute kennen, hat die damalige Gepflogenheit aber nicht zu tun. Vielmehr mussten Kinder ihren Eltern in sogenannten Weihnachtsbriefen für ihre Fürsorge und Erziehung danken und um Gottes Segen bitten. Erst im Lichte der voranschreitenden Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts witterten Spielwarenhersteller und -händler ihre Chance und begannen ihr Angebot auf ankreuzbare „Wunschzettel“ zu drucken. Da sich Kinder irgendwann nicht mehr bloß auf die Auswahl eines Händlers beschränken wollte, war es von da kein weiter Sprung mehr zu selbstgeschriebenen Wunschzetteln und Briefen. Heute erfreut sich der Brauch nach wie vor großer Beliebtheit. Wer möchte, kann seinen Brief ans Christkind sogar ans österreichische Weihnachtspostamt in Christkindl senden, das eine Antwort garantiert.

Der Trubel rund ums Christkind bleibt also ungebrochen, wenngleich Luthers Plan nicht vollends in Erfüllung ging. Gut für uns, denn so freuen wir uns in der Weihnachtszeit über zwei gütige Gabenbringer, den Nikolaus und das mittlerweile auch von Nicht-Christen liebgewonnene Christkind.

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