schauvorbei.at: Eines Ihrer zentralen Anliegen ist leistbares Wohnen. Wie würden Sie den Status quo im Burgenland beschreiben und wo drückt der Schuh?
Heinrich Dorner: Das Burgenland ist beim Thema leistbares Wohnen schon lange Vorreiter und kann in Österreich weiterhin auf die niedrigsten Wohnkosten verweisen. So waren laut Statistik Austria auch im Jahr 2024 die durchschnittlichen Hauptmietkosten im Bundesländervergleich im Burgenland mit 7,4 Euro pro Quadratmeter am niedrigsten – an der Spitze liegt Salzburg mit 11,9 Euro pro Quadratmeter. Wir waren auch das einzige Bundesland, das in wirtschaftlich äußerst schwierigen Zeiten – Stichwort Rekordteuerung in der EU – von Anfang 2023 bis Mitte 2025 einen Wohnkostendeckel eingeführt hat. Mieterinnen und Mieter wurden damit um knapp 24 Millionen Euro entlastet, insgesamt haben bis zu 16.300 burgenländische Haushalte von dieser Maßnahme profitiert.
Wir haben mit diesem Schritt auch die Hausaufgaben der letzten ÖVP-geführten Bundesregierung erledigt, die viel zu spät und nur äußerst halbherzig auf die teils explodierenden Mieten reagiert hat. Das ist auch ein Punkt, wo der Schuh drückt: Schon die letzte ÖVP-geführte Bundesregierung hat eine „Mietpreisbremse“ eingeführt, von der die Burgenländerinnen und Burgenländer de facto nichts hatten. Und auch die jetzigen Maßnahmen der aktuellen Regierung zur Eindämmung der Mieten gehen nicht weit genug. Auch hier schauen die burgenländischen Mieterinnen und Mieter zu einem überwiegenden Teil durch die Finger, weil im Burgenland die meisten Genossenschaftswohnungen nicht ausfinanziert sind und diese weiterhin nicht von der Mietpreisbremse des Bundes erfasst werden. Hier muss es rasch zu einer Nachbesserung kommen, weil die bisher bekannten Punkte noch viel zu eng gefasst sind.
schauvorbei.at: Was erwarten Sie sich von der Wohnbaukonferenz 2026 im Burgenland?
Heinrich Dorner: Zum einen, dass bis dorthin der Bund wie erwähnt sein Programm zur Senkung der Mieten noch stark überarbeitet, damit auch alle Mietformen erfasst werden. Zum anderen – und das haben wir auch bei der letzten Konferenz der Wohnbaureferentinnen und -referenten neuerlich thematisiert – wollen wir für das Problem gestiegener Mieten im Zusammenhang mit variabler Verzinsung im Bereich des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes, des WGG, Lösungen finden. Denn: Das WGG in seiner jetzigen Form erlaubt für die langfristige Finanzierung von Wohnobjekten eine variable Verzinsung, was oft zu Lasten der Mieterinnen und Mieter geht. Dem gehört dringend ein Riegel vorgeschoben. Zudem muss auch der Einsatz von Eigenmitteln im WGG überarbeitet werden. Genossenschaften muss es erlaubt sein, bei bestehenden Objekten die Mittel unverzinst zugunsten ihrer Mieterinnen und Mieter einzusetzen. Das entspricht auch dem genossenschaftlichen Grundgedanken, denn Gemeinnützigkeit bedeutet, günstige Mieten abzusichern.
schauvorbei.at: Heuer wurden mehr als 35 Millionen Euro in Feuerwehren, Katastrophenschutz, Hochwasserschutz und Rettungswesen investiert. Was waren die wichtigsten Projekte 2025? Und wie geht es 2026 mit der Vorbereitung des Burgenlandes auf mögliche Wetterextreme, Naturgefahren und Krisenlagen weiter?
Heinrich Dorner: Die Sicherheit und der Schutz unserer Bevölkerung ist uns ein zentrales Anliegen. Deshalb tätigen wir schon seit geraumer Zeit Rekordinvestitionen in das Feuerwehrwesen und den Katastrophenschutz. Herzstück ist dabei ein fünfstufiges Katastrophenschutzkonzept, das Schritt für Schritt umgesetzt wird. Zentraler Bestandteil ist die Anschaffung von Wechselladerfahrzeugen, die in den vergangenen Monaten an die 17 eingerichteten Katastrophenstützpunkte übergeben wurden. Bis 2027 sollen alle fünf Phasen des Katastrophenschutzkonzepts abgeschlossen sein. In Summe stehen für diese Sicherheitsvorkehrungen für die Bevölkerung im Burgenland gut 20 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Beschaffungs- und Bauoffensive bei den Feuerwehren ist auch in diesem Jahr auf Hochtouren gelaufen, um unseren Feuerwehrleuten die beste Ausrüstung zur Verfügung zu stellen. Zu nennen sind unter anderem: Die Fertigstellung eines runderneuerten Feuerwehrhauses in Neusiedl am See, zwei neue, hochmoderne und ferngesteuerte Löschunterstützungsfahrzeuge (LUF 60) zur Brandbekämpfung im Norden (Neufeld) und Süden (Rudersdorf) sowie ein neues Katastrophenschutzlager in Oberpullendorf. Auch im kommenden Jahr wird weiter in die Sicherheit und den Katastrophenschutz investiert, ebenso in den Hochwasserschutz mit der Errichtung von Rückhaltebecken.
schauvorbei.at: Mit der Gründung der VBB Ende 2020 und der Einführung der Anruf-Sammeltaxis Ende 2024 wurde das Öffi-Angebot in den vergangenen Jahren erheblich erweitert. Trotzdem gab es auch Kritik, etwa an nicht ausreichend genutzten Buslinien. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation?
Heinrich Dorner: Sehr positiv. Das Angebot wird äußerst gut angenommen, wie die Entwicklung der Fahrgastzahlen zeigt. Bis Anfang Oktober 2025 sind bereits über 1, 1 Millionen Fahrgäste mit den Linien der Verkehrsbetriebe Burgenland (VBB) gefahren – so viele wie im gesamten Jahr 2024. Auch das Burgenländische Anruf-Sammeltaxi (BAST), das im September 2023 eingeführt wurde, erfreut sich großer Beliebtheit: Anfang Oktober waren bereits 167.000 Personen mit dem BAST unterwegs.
Die Zahlen zeigen, dass unser eingeschlagener Weg mit neuen, schnellen Buslinien zwischen den Bezirksvororten und länderübergreifend nach Niederösterreich und vor allem Wien sowie dem BAST als Zubringer zu den Verkehrsachsen goldrichtig war. Seit Ende Dezember 2024 gewährleisten wir somit eine flächendeckende Öffi-Versorgung im gesamten Burgenland – ein absoluter Meilenstein im öffentlichen Verkehr, mit dem wir auch österreichweit Vorbildwirkung haben. Und unser Kurs wird auch durch den burgenländischen VCÖ-Mobilitätspreis, den die VBB heuer gewinnen konnten, nachdrücklich bestätigt.
Stichwort VBB: Mit deren Gründung haben wir die Grundlage für die Erfolgsgeschichte in den letzten Jahren gelegt. Denn mit der VBB können wir das Angebot selbst steuern – und zwar immer abgestimmt auf die Bedürfnisse und Wünsche der Bevölkerung. Deshalb geht auch die Kritik der blau-schwarzen Fundamentalopposition an leeren Bussen in mehrerlei Hinsicht völlig ins Leere. Zum einen widerspricht dem die vorhin erwähnte Fahrgaststatistik. Zum anderen ist für uns wesentlich: Öffentlicher Verkehr ist ein zentraler Bestandteil der Daseinsvorsorge und dient nicht zur Gewinnmaximierung. Und: Öffentlicher Verkehr muss sich am Leben der Menschen orientieren, nicht umgekehrt. Das heißt: Eine Teilzeitkraft, die um 13 Uhr nach Hause will, hat genauso ein Recht auf Mobilität wie ein Pendler im Berufsverkehr. Und für Gemeinden ist entscheidend: Junge Leute bleiben nur und Ältere können nur bleiben, wenn Mobilität auch außerhalb der Stoßzeiten gesichert ist.
schauvorbei.at: Der Bund hat erstmals positive Signale für eine Mitfinanzierung von Expressbuslinien gegeben. Was könnte das konkret für die Burgenländer bedeuten?
Heinrich Dorner: Wir können damit unseren Busausbau noch rascher und kosteneffizienter vorantreiben, wenn der Bund sich finanziell beteiligt. Gerade für sehr ländlich strukturierte Länder wie das Burgenland ist entscheidend, eine breite Angebotspalette im öffentlichen Verkehr zu haben. Wir haben – wie oben beschrieben – hier sehr viel in Eigenregie auf den Weg gebracht. Wenn der Bund nun auch diese Notwendigkeit erkennt, würde uns das zum einen finanziell entlasten, es würde aber zum anderen – vor allem auch im Bahnverkehr – benachteiligte Regionen stärken und zusätzliche Möglichkeiten im öffentlichen Verkehr eröffnen.
schauvorbei.at: Das Burgenland wird 2029 Schauplatz der UCI Gran Fondo Weltmeisterschaft. Wie bereitet sich das Land darauf vor und welche positiven Effekte des Großevents erwarten Sie sich?
Heinrich Dorner: Das Burgenland hat sich in den letzten Jahren einen hervorragenden Ruf als Veranstalter von sportlichen Großereignissen gemacht – wie mit den ersten Nationalen Special Olympics Sommerspiele im Burgenland 2022 oder den Tennisstaatsmeisterschaften in Oberpullendorf. Für die WM 2029 ist von Vorteil, dass man jedes Jahr beim Neusiedler See Radmarathon die Vorbereitungen optimieren kann.
Die Region rund um den Neusiedler See wird als zentraler Hotspot der Weltmeisterschaften sicher touristisch und wirtschaftlich profitieren. Bei erwarteten 3.500 Qualifizierten plus Begleitung wird an den vier bis fünf WM-Tagen mit dem zuvor im Frühjahr stattfindenden Qualifikationserwerb 2029 zwischen 14.000 und 17.000 Besuchern gerechnet. Mit der Nähe zu den Flughäfen Schwechat und Bratislava liegt die WM im Herzen Europas. Dadurch erwartet der Veranstalter noch größere Starterfelder als bei den Weltmeisterschaften der Vorjahre.
schauvorbei.at: Vor Kurzem wurde die Thiem Academy in Oberpullendorf eröffnet. Welche Rolle spielt Nachwuchsförderung für Sie?
Heinrich Dorner: Die Tennisakademie Burgenland ist seit ihrer Gründung eine Erfolgsgeschichte. Nun wird mit der Zusammenarbeit mit der ehemaligen Nummer drei der Tennis-Weltrangliste und dem US-Open-Sieger Dominic Thiem ein neues Kapitel aufgeschlagen. Mit der „Thiem Academy Burgenland“ werden wir zum Hotspot für Tennisnachwuchs in ganz Österreich. Dominic Thiem ist ein absoluter Gewinn für unsere Tennisakademie. Sein Know-how, sein Name und seine Strahlkraft helfen uns, den Tennisstandort Burgenland auf ein neues Level zu heben – national wie international.
Wir haben die Tennisakademie Burgenland bisher bereits Schritt für Schritt ausgebaut und zuletzt mit dem Bau des Centercourts eine Infrastruktur geschaffen, die sich sehen lassen kann. Mit der neuen Thiem Academy Burgenland setzen wir unsere Sportoffensive konsequent fort. Und: Eines meiner zentralen Anliegen im Sport, nämlich Kinder und Jugendliche für Sport zu animieren und ihnen auch eine sportliche Ausbildung auf hohem Niveau zu bieten, wird in Oberpullendorf in der Tennisakademie auf perfekte Art und Weise – auch in Kombination mit schulischer Ausbildung – umgesetzt.
schauvorbei.at: Wie entwickelt sich der Fußballbereich?
Heinrich Dorner: Hier konnten wir heuer einen Volltreffer für den burgenländischen Fußball erzielen: Denn seit April ist niemand geringerer als der letztjährige Bundesliga-Meister Sturm Graz strategischer Partner des SV AKA Burgenland. Wir haben nach dem Aus des SV Mattersburg immer betont, dass wir für einen Fortbestand der Fußballakademie Burgenland sind und seitens des Landes diesbezügliche Maßnahmen gesetzt. Mit der strategischen Partnerschaft des SV AKA Burgenland und Puntigamer Sturm Graz erfährt die Fußballakademie in Mattersburg eine deutliche Aufwertung, unsere fußballerischen jugendlichen Aushängeschilder rücken damit stärker ins Rampenlicht und haben in Zukunft mehr Chancen, ihren Traum als Profifußballer zu verwirklichen.
Zentrale Punkte der Zusammenarbeit sind der Austausch von Know-how im sportlichen Bereich, die Weiterentwicklung des dualen Modells aus Schule und sportlicher Ausbildung und die Implementierung der erfolgreichen Spielphilosophie des amtierenden österreichischen Fußballmeisters und Cupsiegers Sturm Graz im Verein SV AKA Burgenland. Neben sportlichen Aspekten umfasst die Kooperation zwischen dem SV AKA Burgenland und Puntigamer Sturm Graz auch die Bereiche Werbung und Tourismus. So erhält der SK AKA Burgenland für die Marke Burgenland werbliche Rechte.
schauvorbei.at: Können Sie uns noch einen kurzen Ausblick auf Ihre Schwerpunkte 2026 geben?
Heinrich Dorner: Die Themen leistbares Wohnen, weiterer Ausbau des öffentlichen Verkehrs, Maßnahmen im Bereich Feuerwehr und Katastrophenschutz und auch die Fertigstellung wichtiger Sportstätten stehen im Zentrum. Ein absoluter Höhepunkt ist dabei die Renovierung des Hallenbads Neusiedl, die im vierten Quartal 2026 abgeschlossen werden soll. Viele Kinder aus der Region haben dann wieder ganzjährig die Möglichkeit, schwimmen zu lernen – eines meiner Herzensanliegen im Sport.
schauvorbei.at: Vielen Dank für das Gespräch!

