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Zweisprachig aufwachsen – was Kinder wirklich brauchen

Bildung beginnt im Kindergarten. Denn da werden die Grundlagen für den späteren Schulbesuch, aber auch für lebenslanges Lernen gelegt. Besonders drängend ist der konstruktive Umgang mit dem Thema Mehrsprachigkeit.
© Philipp Tomsich Kinderfreunde

In vielen Familien in Österreich wachsen Kinder mit mehr als einer Sprache auf. Zu Hause wird etwa Türkisch, Arabisch, Chinesisch oder BKS gesprochen – im Kindergarten ist die gemeinsame Sprache Deutsch. Doch wie gelingt es, dass Kinder beide Sprachen gut lernen? Und wie können ­Eltern sicher sein, dass ihr Kind sprachlich gut begleitet wird?

„Kinder müssen zuallererst eine vertrauensvolle Beziehung zu Menschen aufbauen, um stressfrei und nachhaltig lernen zu können. Daher sind besonders zu Beginn eine gute, sprachsensible Eingewöhnung und Sprachressourcen im Team so wichtig, damit das Kind etwa auch in seiner bisher vertrauten Sprache getröstet werden kann“, erklärt Karin Steiner, Leiterin für EU-Projekte und internationale Bildungskooperationen bei den Wiener Kinderfreunden.

Sprachförderung wichtig

Auch das Erleben und die Wertschätzung der eigenen Familiensprache helfen den Kindern bei diesem großen Schritt in eine neue, zumeist einsprachige Bildungswelt. „Pädagoginnen und Pädagogen benötigen Zeit und Wissen über Sprachförderung und die Sprachen, die die Kinder von zu Hause mitbringen. Nur so können sie die Kinder gut beim Lernen der neuen Sprache begleiten. Dafür müssen sie verstehen, wie diese Sprachen aufgebaut sind und wie jedes Kind am besten gefördert werden kann. Dieses Wissen fehlt aber oft in der Ausbildung und in Fortbildungen“, erklärt Steiner.

Klar ist, dass Sprachförderung ein inte­grierter Teil des Kindergartenalltags sein sollte, damit sie gut funktioniert – also eingebaut in den normalen Tagesablauf. Dafür braucht es Konzepte, die den Alltag und zusätzliche Sprachförderung gut verbinden.

Über Sprache sprechen

Die Wiener Kinderfreunde setzen hier an. Mit dem Booklet „Worüber sprechen wir, wenn wir über Sprache sprechen?“ geben sie Pädagogen fundiertes Wissen über kindlichen Spracherwerb an die Hand, von Wortschatz über Grammatik bis hin zu Aussprache. Ziel ist, Sprache nicht nur anzuwenden, sondern auch zu verstehen, um sie besser vermitteln zu können.

Aber um diesen Anspruch erfüllen zu können, bräuchte es neben der entsprechenden Aus- oder Fortbildung kleinere Gruppen, bessere Betreuungsschlüssel, mehr multiprofessionelle Unterstützungspersonen in den Kindergärten – und ein Ende ineffektiver Testverfahren wie des MIKA-D-Tests, der Kinder mit nicht deutscher Erstsprache pauschal ­testet. Stattdessen setzen die Kinderfreunde auf Portfolios und Übergangsportfolios für den Übergang vom ­Kindergarten in die Schule, die ein ganzheitliches Bild des Kindes zeigen.

Auch Eltern werden unterstützt, etwa mit der Broschüre „Sprich mit mir und hör mir zu“, die in sieben Sprachen Tipps für mehrsprachige Erziehung gibt. Sie beinhaltet 15 Anleitungen, wie Eltern die mehrsprachige Erziehung in ihren Familien gut und nachhaltig unterstützen können. 

In diesen Bildungsbereich mehr Ressourcen zu stecken, wäre wirklich wichtig. Denn Sprache ist Beziehung, Identität und Zugang zur Welt. Damit alle Kinder faire Chancen haben, braucht es ein neues Verständnis von Sprachbildung und den politischen Willen, in sie zu ­investieren. Denn gute Bildung kostet. Aber sie zahlt sich aus.

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