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Intendant Roland Geyer: Das erwartet uns im Festjahr Johann Strauss

Komponist, Kapellmeister und Walzerkönig: Johann Strauss wird 2025 nicht nur gefeiert, sondern auch neu gedacht. Im Gespräch mit schauvorbei.at verrät der Intendant des Festjahres Johann Strauss 2025 Wien, was hinter den Konzepten PUR, MIX und OFF steckt, warum Strauss auch Open Air und im Escape-Room funktioniert und wie selbst die Jüngsten ins Walzerfieber geraten.
Roland Geyer ist der Intendant des Festjahres Johann Strauss 2025 Wien. © Sabine Hauswirth

Wien feiert – und zwar 200 Jahre Johann Strauss. Mit wöchentlichen Premieren wird die ganze Stadt von 1. Jänner bis 31. Dezember 2025 zur Bühne für den König des Walzers. Intendant Roland Geyer erzählt im Interview, auf welche Highlights wir uns im Festjahr Johann Strauss 2025 Wien ganz besonders freuen dürfen.

schauvorbei.at: Herr Geyer, das Festjahr steht vor der Tür. Wie fühlt es sich an, für ein so großes kulturelles Projekt verantwortlich zu sein?
Roland Geyer: Sehr gut fühlt sich das an – allerdings nicht narzisstisch, sondern weil es meinem Team und mir gelungen is, ein wirklich vielschichtiges künstlerisch hochwertiges und dennoch publikumswirksames Festjahrprogramm zusammenzustellen, welches 10 Genres an rund 70 Spielorten flächendeckend in Wien präsentiert.

schauvorbei.at: Das Programm umfasst über 40 Partnerinstitutionen und Veranstaltungen in mehr als zehn Genres. Was sind die Highlights, die man auf keinen Fall verpassen sollte?
Roland Geyer: Insgesamt 65 große Produktionen – ein Drittel davon in Koproduktion mit großartigen Wiener Partnerinstitutionen – kann man kaum auf ein paar Highlights reduzieren. Es ist die enorme Bandbreite, die unser Programm auszeichnet. Alleine schon der Jahresbeginn mit dem DoppelBang „Martin Grubingers 100-köpfige Superband“ am Rathausplatz beim Silvesterpfad und parallel Nikolaus Habjan mit Annkathie Koi und den Wiener Symphonikern im Konzerthaus spiegeln die kreative Dynamik wider, mit der wir das Jubiläum von Johann Strauss 2025 umsetzen.

schauvorbei.at: Die drei Säulen PUR, MIX und OFF klingen spannend. Können Sie kurz erklären, was hinter diesen Konzepten steckt?
Roland Geyer: PUR präsentiert die originale Strauss-Musik und zeigt die Einzigartigkeit seiner großartigen Orchestrierung und bezaubernden Melodien, die bis heute in der Welt stets neue Begeisterung auslösen, z. B. Operetten-Pasticcio mit Dirigent Franz Welser-Möst und den Wiener Philharmonikern.

MIX nimmt Themen, die aus Strauss’ Kunst und Leben stammen, baut aus ihnen und um sie herum etwas Neues, destilliert, bearbeitet und spinnt aus Altbekanntem Unerwartetes. z. B. Cagliostro – Johann Strauss im Zirkuszelt – Ein musikalisches Zirkusspektakel im Zelt des Circus-Theater Roncalli. 

OFF katapultiert Strauss’ Musik in ganz neue Dimensionen: Das Publikum soll in einen Raum jenseits des gewöhnlichen Theater- und Konzertbetriebs mitgerissen werden und wie Strauss am Puls der Zeit bleiben, z. B. LichtStrauss – ein Medienkunstwerk von Victoria Coeln im Stadtpark.

schauvorbei.at: Strauss steht für klassische Musik, aber auch für Lebensfreude. Wie schaffen Sie den Spagat zwischen Tradition und modernen Ansätzen?
Roland Geyer: Das war in der Tat eine schwierige Herausforderung, denn in allen unseren Planungsgesprächen mit Künstler*innen und Institutionen rutschen die Erstüberlegungen in die bekannten Rinnen – und es zwang uns völlig neues Denken zu evozieren. Letztlich war meine Devise nach innen und außen stets „wir organisieren keine historische Leistungsschau, sondern ein zeitgenössisches Festival“, basierend auf Johann Strauss.

schauvorbei.at: Mit Ars Electronica setzen Sie zum Beispiel auf künstliche Intelligenz oder mit LichtStrauss auf Augmented Reality. Wie passt moderne Technologie in ein Strauss-Jahr?
Roland Geyer: Vom zeitgenössischen Grundansatz ausgehend, waren alle visionären digitalen Wege naheliegend. Außerdem hat Strauss große Neugier an allen technischen Neuerungen gehabt und viele Werke für diverse Technikerbälle komponiert; denken Sie etwa an den Schallwellen-Walzer oder die Electro-magnetische Polka.

schauvorbei.at: Die Veranstaltungen finden an Orten wie dem Zentralfriedhof und der Donauinsel statt. Warum war es Ihnen wichtig, Strauss auch außerhalb klassischer Konzertsäle zu präsentieren?
Roland Geyer: Johann Strauss war von Anbeginn an interessiert, seine Musik zu den Menschen zu bringen und hat – nicht nur des Geldes wegen – regelmäßig große Konzertreisen in alle Welt unternommen und ist immer wieder Open Air aufgetreten.

schauvorbei.at: Ein Schwerpunkt liegt auf der Kulturvermittlung, besonders für junge Menschen. Wie holen Sie die nächste Generation für Strauss und seine Musik ab?
Roland Geyer: Selbstverständlich muss sich so ein „Kulturmetropole-Festjahr“ an möglichst alle Menschen wenden. Und damit war klar, dass wir viele Projekte für 3 bis 15-Jährige aufstellen müssen. Wir kooperieren daher mit Superar, Tanz die Toleranz, dem Dschungel, der Jeunesse und dem Dezentralen Theaterbetrieb für Kinder und Jugendliche – und wir veranstalten zusammen mit dem VCM im Rahmen des Wien-Marathon erstmals einen Wettbewerb für die Kleinsten von drei bis sechs Jahren: den Fledermaus-Lauf  über 200 m vor dem Burgtheater.

schauvorbei.at: Welche Bedeutung hat das Vermächtnis von Johann Strauss für die heutige Zeit, aber auch für die kommenden Generationen?
Roland Geyer: Auf diese Frage fällt mir sofort einer der berühmtesten Walzer des Jubilars ein: „Freuet Euch des Lebens“. Gerade derzeit und leider auch in der nahen Zukunft sieht es für uns Menschen nicht sehr freudvoll aus: Ich greife da nur ein paar Schlagworte heraus: unmenschlicher Ukraine-Krieg und Nahost-Konflikt , globale Klimaprobleme, Insolvenzflut von beschäftigungsstarken Unternehmen, Femizide und übergroße Aggressionsbereitschaft usw. Da ist Johann Strauss’ Musik ein wohltuender Glücksbringer, einschmeichelnder Ohrwurmdreher und hoffnungsschürendes Zukunftselexir.

schauvorbei.at: Gibt es für Sie persönlich einen Programmpunkt, auf den Sie sich besonders freuen?
Roland Geyer: Nicht nur einen, sondern sehr sehr viele. Abgesehen vom fulminanten Neujahrsstart erwarten mich und das Publikum bereits im Jänner acht Premieren – darunter Deborah Sengls großartiger Escape-Room „Im Kopf des Genies“, unser genialer „Zeitenwalzer“ am Riesenrad, das Erinnerungskonzert mit Stardirigentin Oksana Lyniv im Musikverein und „Blitz und Donner“ sowie Jacqueline Kornmüllers faszinierende Inszenierung, wo Michiko Flasar 100 Liebesbriefe der unsterblichen 1. Geliebten von Johann Strauss beantwortet.

Aber ohne Zweifel zählen unsere szenischen Eigenproduktionen der Operetten Zigeunerbaron, Indigo, Wiener Blut und Cagliostro zu den absoluten Spitzen des Festjahres 2025 – insbesondere weil sie alle in neuen Musiktheaterformen zur Aufführung kommen.

schauvorbei.at: Wenn Sie Johann Strauss heute eine Frage stellen könnten, was würden Sie ihn fragen?
Roland Geyer: Warum er kein Violinkonzert oder eine Symphonie komponiert hat.

Vielen Dank für das Gespräch!

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